Weitere Briefe:Deftige Schmankerl und ein deftiges Urteil

Weitere Briefe: Hat eine Niederlage vorm Bundesverwaltungsgericht hinnehmen müssen für bayerische Corona-Restriktionen: Markus Söder (CSU).

Hat eine Niederlage vorm Bundesverwaltungsgericht hinnehmen müssen für bayerische Corona-Restriktionen: Markus Söder (CSU).

(Foto: Sven Hoppe/dpa)

Was Leser aus dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts zu Söders Corona-Maßnahmen herauslesen - und was sie sich selbst gerne auch mal schmecken lassen.

Verfassungswidriges von der CSU

"Die Sache mit der Parkbank" vom 23. November:

Zwei Gerichte haben in ihren Urteilen klargestellt, dass die bayerische Regierung unter Führung von Markus Söder (CSU) in der Corona-Pandemie unrechtmäßig, unverhältnismäßig und verfassungswidrig agiert hat. Sie hat drastische Grundrechtseinschränkungen verhängt - nicht weil es gesundheitlich geboten war, sondern weil sie es konnte und weil Söder den starken Mann mimen wollte. So hat er es auch mit der Impfpflicht und mit 2 G (+) gemacht - all diese Maßnahmen wurden von Söder wider besseres Wissen und mit rücksichtsloser Härte durchgesetzt (Ungeimpfte durften zum Beispiel nicht mehr Straßenbahn fahren) - obwohl längst klar war, dass weder 2G noch die Impfpflicht das Virus aufhalten könnten.

Dass die Impfpflicht letztlich nicht kam, war einem Aufbäumen besonnener Parlamentarier zu verdanken. Wir wären das einzige Land in Europa gewesen, das eine solche Pflicht verordnet hätte - neben Österreich, das sie kurzfristig hatte. Nicht einmal die Chinesen haben sie. Was zeigt uns das? Es zeigt, dass Söder und seine CSU auch vor Verfassungsbrüchen nicht zurückschrecken, wenn es Aufmerksamkeit bringt und den Eindruck von vermeintlich konsequentem Handeln erzeugt. Statt Demut zu zeigen und das vernichtende Gerichtsurteil anzuerkennen, geht diese Regierung auch noch in Revision. Wo ist der Respekt vor der Verfassung und vor den Gerichten in dieser Partei? Wer bezahlt das eigentlich?

Das alles zeigt, dass Söder und die CSU unwählbar sind, und mitunter demokratiegefährdend. Das lässt sich aus dem Urteil lesen. Alle Fans der CSU sollten sich endlich mal genau überlegen, ob sie ihr Kreuz im nächsten Jahr wirklich bei dieser Amigo- und Krawallpartei machen wollen, die schlecht regiert und sich noch schlechter benimmt. Das kann eigentlich niemand wollen.

Robert Jungwirth, München

Belohntes Engagement

"Andacht statt Schweigen" vom 18. November:

Es ist schon beeindruckend, was da im oberbayerischen Dorf Unterwössen entstanden ist. Jahrelang hat einer gegen das Vergessen, gegen das Verschweigen und gegen das Verharmlosen gekämpft. Verbündete waren schwer zu finden. Aber immerhin, sogar in der betroffenen Kirche gibt es neben Betroffenenbeiräten auch diese Versuche der Aufarbeitung von unsäglichem Leid.

Vermutlich gibt es neben den Kirchen auch noch ganz andere Bereiche, wie zum Beispiel den Sport, wo genau dieselben Muster des Vergessens, Verschweigens und Verharmlosens gelten. Gut, dass es wenigstens in der Kirche in Unterwössen einen solchen Ort gibt, der auch anderen als Vorbild für die Aufarbeitung solcher Gräuel dienen könnte.

Bin gespannt, welche Form der Anerkennung und Umsetzung sich dafür in unserer Gesellschaft entwickeln wird. Mut macht, dass ein Einzelner den Kampf aufgenommen hat und sein Engagement zu diesem Ort geführt hat. Auch darüber lohnt es sich zu berichten, denn es führt über das hinaus, was sonst oft zu diesem Thema zu vernehmen ist.

Gerhard Spangler, Heilsbronn

Kronfleisch und Kutteln

"Nach der Messe zum Bierbaron" vom 5./6. November:

Der Aufsatz von Franz Kotteder ist ein gekonnter Beitrag zur Wirtshausgeschichte Münchens und weist ihn als Historiker aus, Hans Kratzer müsste begeistert sein. Großartig ist das Innenfoto des Weißen Bräuhauses von 1924 - warum baut man das nicht einfach nach, es wäre großartig und eine Attraktion. Wer wusste schon, woher genau die Bezeichnung "Bierbarone" kommt, außer, dass sie das Geldige an sich hätte? Und wer erinnerte sich noch an die Verlegung der Brauerei nach Kelheim, wenn man überhaupt etwas davon wusste? Genauso interessant sind die Zusammenhänge mit dem früheren Maderbräu und dem Verkauf an die Familie Schneider sowie die Ablösung des Weißbier-Braurechts vom Hofbräuhaus: 127 000 Gulden, liest man, heute unbekannte Geldsummen, damals entscheidend. Kotteder-typisch und dankenswert ist der Hinweis auf die für das Weiße Bräuhaus typische "Kronfleisch-Küche" mit vielen Innereien - eine auch nach Meinungs des Leserbriefschreibers sensationelle und eigentlich so gut wie nirgends mehr zu findende Schmanklerei der besonderen Art. Das "Voressen", die "Kutteln", und so weiter...

Gerhard Faßrainer, München

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