Editorial „Trump soll mal kommen“ vom 10. Januar, Leitartikel „Der Sturm“ vom 9. Januar, „Trump droht Grönland und Panama massiv“ vom 8. Januar und Berichte über Trumps Amtsantritt:
Erinnerungen werden wach
Wie sich Geschichte wiederholen kann! Im Jahr 1917, mitten im Ersten Weltkrieg, hat Dänemark seine drei großen Jungferninseln in der Karibik für 25 Millionen Dollar an die USA verkauft. Ganz freiwillig geschah das nicht. Die Amis ließen die Regierung in Kopenhagen wissen, sie benötigten die Inselgruppe aus strategischen Gründen, denn genau dort in der Weite der Karibik, könnten deutsche U-Boote einen Unterschlupf finden. Man werde die Inseln so oder so angliedern, entweder militärisch, oder friedlich durch Kaufvertrag.
Gut hundert Jahre später strecken die USA wieder ihre Hände nach dänischem Besitz aus: Präsident Trump beansprucht die rohstoffreiche Rieseninsel Grönland für sein Land – natürlich aus „geostrategischen Gründen“. Und wieder wird eine Kaufsumme in Aussicht gestellt, sonst …
Dänemark hatte wegen der Jungferninseln damals eine Volksabstimmung durchgeführt, und die Bürger waren mit dem Verkauf einverstanden. Jetzt müsste die Regierung in Kopenhagen Grönland erst in die volle Unabhängigkeit entlassen. Eine elegante Lösung, denn dann könnten die Grönländer selbst entscheiden, was sie wollen: unabhängig, aber arm, oder wieder fremdbestimmt, aber vergleichsweise wohlhabend. Bleibt die finstere Drohung aus Washington: „Und seid ihr nicht willig, dann brauchen wir Gewalt!“
Nebenbei: Mit der Übernahme der drei Jungferninseln 1917 erkannten die USA feierlich die volle Souveränität Dänemarks über Grönland an. Man sollte sie daran erinnern.
Alf Tondern, München
Bodenschatz-Offensive
Geht’s um Sicherheit oder um Land? Ein paar (mehr) Militärbasen, oder doch Bodenschätze? Trump hat doch deutlich genug gesagt, dass er nach fossilen Bodenschätzen bohren lassen will. Gewiss, einige defensive Stützpunkte gegen den aggressiven russischen Imperialismus sind als Demonstration von Abwehrbereitschaft sicher nicht falsch. Aber gleich ganz Grönland (und Kanada dazu!)? Da müssen doch beim Blindesten die Alarmglocken schrillen! Eine so riesenhafte Landnahme wäre doch überhaupt nichts anderes als ein weiterer Imperialismus.
Waren Sie vielleicht zu lange in den USA, Herr Wetzel? Landraub ist keine „Zwangsehe“ – wie kommen Sie denn auf diese Vokabel? Da wird viel mehr als die Unschuld geraubt: die Bodenschätze und der Klimaschutz! Dieser Wunschtraum des Immobilienhändlers (Lage, Lage!) würde endgültig in eine Hegemonie Amerikas münden. Wollen Sie das, noch mehr Amerikanismus? Für die USA, eine renovierungsbedürftige Demokratie aus der Zeit des Feudalismus mit monarchischer Machtfülle des Präsidenten.
Fällt Ihnen nicht auf, dass sich nur noch die Methoden unterscheiden, die Habsucht aber die gleiche ist bei Putin und Trump? Hier grüne Männchen auf der Krim, dort grüne Dollarnoten auf Grönland! Bankräuber haben Interesse an Banken – etwa so, wie Trump an seinen Verbündeten?
Dr. Dietrich W. Schmidt, Stuttgart
Nicht gut für die Nato
Der geäußerten Spekulation zu einer möglichen Stärkung der Nato durch Trumps Pläne für Grönland möchte ich meinen Gedanken entgegenhalten: Trump will die Nato zukünftig wohl eher nicht stärken, muss bei einem Zerfall dieses Bündnisses aber befürchten, dass Russland seine Bestimmungshoheit früher oder später auch bis auf Dänemark ausweiten könnte. Dann stünde Putin mit einem Bein in Grönland, also vor den Toren Washingtons. Das berührt natürlich amerikanische Sicherheitsinteressen. Das Gleiche gilt auch im hohen Norden des Staates Kanada, wo Trump ja auch Sicherheitsinteressen angedeutet hat. Fazit: Eher trübe Aussichten für die Zukunft der Nato.
Kurt Kniebe, Saarbrücken
Weniger Rückhalt aus den USA
Seit Jahrzehnten führen Staaten wie China und Russland (vorher die Sowjetunion) einen Krieg gegen die Grundlagen der Demokratie und Rechtsstaatlichkeit – mittlerweile nicht nur in ihren eigenen Ländern. Dazu dienten immer Mittel wie Vertuschung, Täuschung und Lüge. Haben die in Deutschland politisch Verantwortlichen diese Tatsache negiert, so blieb das bisher ohne Folgen. Sicherheit gab das Gefühl, Menschenrechte und rechtsstaatliche Prinzipien zu achten. Rückendeckung gaben freie Medien und starke Bündnispartner, die den gleichen Prinzipien folgen.
Ich folge SZ-Kommentator Stefan Kornelius in seiner Analyse, hätte mir aber in Bezug auf Deutschland deutlichere Worte gewünscht.
Sollte aus den USA politisch, militärisch und medial in Zukunft weniger Rückhalt zu erwarten sein, müsste ein Ruck durch die demokratischen Parteien (zu denen ich nicht die AfD zähle) gehen, grundsätzliche Überzeugungen gemeinsam und offensiv zu vertreten und zu verteidigen. Das wäre in diesen Zeiten überhaupt angesagt! Stattdessen zeigen sich Spaltungstendenzen, die aus purem Eigeninteresse und wider die Interessen Deutschlands nicht nur bestärkt, sondern geradezu befeuert werden. Mit dem Wegdriften nach rechts von Konservativen und Liberalen sollen Stimmungen und Gefühle der Bevölkerung aufgegriffen werden, um damit Wahlen vermeintlich erfolgreich bestehen zu können. Was für eine Gewissenlosigkeit! Und angesichts unserer diversen Krisen (Klima, Wirtschaft, Neofaschismus, Migration und so weiter) ein Armutszeugnis.
Roger Buchwald, Hildesheim
Trumpistan
Die SZ wundert sich, warum Trump seinen eigenen Namen nicht berücksichtigt, wenn er geografische Benennungen ändert. Ich hätte da einen Vorschlag: Trumpistan statt USA.
Werner Fuß, Garching bei München
Selbstbewusster reagieren
Trump ist ein schlimmer Finger und ein Unsicherheitsfaktor für die ganze Welt, ohne Zweifel. Aber muss deswegen eine Zeitung seitenweise über seine undurchdachten Aktionen berichten und auch noch Bilder von seinen Unterschriftsaktionen (gemeint sind seine Präsidialdekrete; d. Red.) bringen? Es erweckt den Eindruck, als würde alle Welt kuschen und sich fürchten vor seinen Dekreten. Er kann doch gerne anordnen, dass alle Migranten ausgewiesen, alle Grenzen geschützt und weitere Mauern gebaut werden sollen. Sofort. Nur wer bitte soll das machen? Wo nimmt er die Arbeitskräfte her, die Flugzeuge für den Transport, die Länder, die diese Menschen aufnehmen? Ich finde, wir Europäer dürften ruhig selbstbewusster auftreten, uns auf unsere Stärken besinnen und dem übertriebenen Aktionismus eines zugegeben genialen Selbstdarstellers nicht mehr Bedeutung als nötig beimessen.
Brigitte Brehmer, München
Trumps Schwurhand
Als treue Abonnentin weiß ich Ihre auch in kirchlichen und religiösen Fragen kritische und distanzierte Berichterstattung sehr zu schätzen. Aber manchmal verstellt sie doch den Blick. Für jeden Menschen guten Glaubens ist es doch klar, warum Donald Trump bei seinem Schwur (bei seiner Amtseinführung; d. Red.) die Hand nicht auf die Bibel gelegt hat: Er hatte das nicht vergessen – er hatte Angst, dass sie verbrennt.
Dr. Andrea Wörle, Oberschleißheim
Widdewidde wie es Trump gefällt
Ich habe einen Kumpel, der sich auskennt mit Immobilien. Der hat mir einen Tipp gegeben. Vertraulich. Denn wenn jetzt jeder ... – dann wäre der Markt auch dort ruckzuck kaputt. Wo? In Grönland! Wegen Trump. Der will nämlich jetzt Grönland haben. Mein Kumpel sieht das so: Erst wird sich der dänische König Frederik der Zehnte zieren, sein schönes Grönland herzugeben. Aber am Ende des Tages wird Trump die amerikanische Flagge oben in den Eisschild seines neuen Bundesstaates rammen. Da ist sich mein Kumpel sicher.
Und jetzt verstehe ich auch, wieso Trump schon so viel dafür getan hat, den Klimawandel zu beschleunigen: Wegen des Eisschildes auf seinem neuen Bundesstaat! Der muss weg! Ich verstehe da den Trump auch: Welcher frisch gebackene Grundstückseigentümer hat schon gerne zwei Kilometer Eis auf seiner Scholle? Total störend, bei allem! Geht mir genauso. Denn ich habe mir dann ja auch ein Stückchen Grönland gesichert. Nur ein kleines Stückchen, über Immoscout, und auch bezahlt und alles. Weil ich ja kein Präsident bin. Aber egal: Sobald der Eisschild nur noch Schnee von gestern sein wird, baue ich mir unten auf der gerade aufsprießenden grünen Wiese ein Häuschen. So etwas wie die Villa Kunterbunt, skandinavischer Stil.
Und wie der Zufall es will – vielleicht wird dann mein Nachbar: Herr Trump. Dann sitzen wir zwei abends auf meiner Veranda, essen Köttbullar, schauen in den Sonnenuntergang Richtung Amerika und singen genau wie Pippi damals: „Wir machen uns die Welt, widdewidde wie sie uns gefällt!“
Stephan Ewald, Köln
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