DASS AUS KLEINEM GROSSES entstehen kann, ist allgemein anerkannt. Hätte es dafür eines Beweises bedurft, wäre der kleinwinzige Apostroph heranzuziehen, der in seiner Erscheinungsform als „Deppenapostroph“ Armeen von Sprachkritikern ernährte und noch ernährt. Da sich einige Leserinnen und Leser darüber empörten, dass eiligen Meldungen zufolge der Rat für deutsche Rechtschreibung diesen Apostroph zum beliebigen Gebrauch freigegeben habe, sei zur Ruhe geraten. Der Rat hat nur präzisiert, was längst schon galt, nämlich dass der Apostroph zur Abgrenzung des Genitiv-s bei Eigennamen verwendet werden kann, wenn die Gesamtkonstruktion ein Eigenname ist. Im Sinn dieser Regel wäre „Rudolf’s Raucherecke“ ein Eigenname, wohingegen „Rudolfs Raucherecke“ die Ecke ist, wo Rudolf zu rauchen pflegt. Die Sprachwissenschaftlerin Damaris Nübling hat das auf die Formel gebracht, dass komplexe Wörter, allen voran Eigennamen, dadurch „die maximale Wortkörperschonung“ erfahren und dass der Apostroph dies „auf der graphematischen Ebene“ spiegele.
„HILFE, MUSS DAS SEIN?“ Mit diesem Ausruf reagierte Leser V. auf das Wort „Gästin“, das zwar schon bei Grimm vorkommt, dort aber als „wenig gebraucht“ eingestuft wird. Um auch hier auf fachlichen Rat zu bauen, sei die Germanistin Kirsten Schindler zitiert. Zu der genderdienlichen Wortform Gästin merkt sie zweierlei an. Erstens sei beim Gast die generische Verwendung derzeit noch so etabliert, dass eine ausschließlich männliche Lesart eher unwahrscheinlich sei. Zweitens aber sei die Gästin geeignet, „die wichtige Debatte um eine inkludierende Sprache, das gemeinsame Finden und Diskutieren dafür geeigneter Formen“ teils zu überdecken. Also kontraproduktiv, wie man das heute nennt.
APROPOS GRIMM: „Kommen Sie mir nicht mit den Gebrüdern Grimm“, sagt Leser B., der wissen will, wie viel mehr als ein mittelschweres ein schweres Sudoku wiege. Wir kommen Herrn B. trotzdem mit Grimm! Dort findet sich dieser alte Scherz: „Aller Anfang ist schwer, sprach der Dieb und stahl zuerst einen Amboss.“