MAN WIRD MANCHMAL FÜR VERZOPFT gehalten, wenn man die Pronomen er, sie, es und dieser, diese, dieses auseinanderhält und strategisch klug verwendet. Unsere Schulweisheit bietet dafür Mustersätze à la „Paul war der Vater von Peter. Er wurde 50 Jahre alt“ beziehungsweise „Paul war der Vater von Peter. Dieser wurde 50 Jahre alt“. Im ersten Beispiel ist es Vater Paul, der 50 wurde, im zweiten sein Sohn Peter. Leser W. hat dazu bei uns den hier leicht modifizierten Satz entdeckt: „Ungewiss ist, ob die Frau die Hälfte ihres Bratens noch verspeist hat. Denkbar wäre es. Zum Zeitpunkt der Wohnungsdurchsuchung lag sie nämlich noch unberührt im Kühlschrank …“ Bei althergebrachtem Einsatz des Demonstrativpronomens diese wäre nicht die Frau im Kühlschrank gelandet, sondern der, der in ihn – früher hätte man vielleicht sogar gesagt: in denselben – gehört, nämlich der Braten.
DASS SOROS ein „Erbfeind“ Orbáns sei, bezweifelt Leser B. mit Hinweis darauf, dass Orbán Soros weder als Feind noch sonst wie geerbt habe. Dem wäre Kluges Etymologisches Wörterbuch entgegenzuhalten, das Erbfeind auf mittelhochdeutsch erbevīnt zurückführt. Das war der Teufel, den wir ja auch nicht in dem Sinn geerbt haben, dass wir ihn hätten ausschlagen können. Richtig ist freilich, worauf Herr B. anspielt: Erbfeinde sind in aller Regel auch Erzfeinde.
AUS DEM HÄUSCHEN war Leser N., als er bei einem für seine manchmal ausgesuchte Wortwahl bekannten Kollegen den „Vorarm“ entdeckte; gemeint war der Unterarm. N. vermutete eine Übersetzung aus dem Französischen (avant-bras) oder Englischen (forearm), erwähnte aber auch die veraltete deutsche Variante, die es in der Tat gibt. In J. Chr. Adelungs „Grammatisch-kritischem Wörterbuch“ figuriert der Vorarm als „der vordere Theil des Armes von der Handwurzel bis an den Ellbogen“. Es folgt der Zusatz: „Uneigentlich wird an den Pferden der Schenkel der Vorarm genannt.“
ZU DEM GEBILDE „Schulfreundinnenschaft“ fällt unserer Leserin W. „nichts Geistreiches ein“. Uns auch nicht.