Sprachlabor:Weil das ist ja falsch ...

Sprachlabor: undefined
(Foto: Luis Murschetz (Illustration))

Die Frage, welche Wendung falsch und welche dem Sprachwandel geschuldet ist, ist manchmal nicht leicht zu beantworten. Ganz anders ist es bei: Wie viel Prozent sind 18 von 18 Panzern?

Von Hermann Unterstöger

OFFENBAR sei, schreibt Leser Dr. R., "das richtige Deutsch an dieser Stelle keine Selbstverständlichkeit mehr". Mit "dieser Stelle" meint er das, was unter Sprachwissenschaftlern "epistemisches weil" heißt. Das griechische Wort epistéme bedeutet Verstehen und will uns im Zusammenhang mit weil sagen, dass die Konjunktion im epistemischen Fall nicht dazu dient, das im Hauptsatz Gesagte zu begründen, sondern dazu, dies argumentativ zu stützen. Der Sprachblog di.tsvi.bl bietet dafür ein gutes Beispiel: In dem Satz "Es hat wohl einen Unfall gegeben, weil der Airbag aufgegangen ist" hat der Airbag den Unfall verursacht, wohingegen in dem Satz "Es hat wohl einen Unfall gegeben, weil der Airbag ist aufgegangen" der Airbag als Indiz für den Unfall herangezogen wird. Im ersten Nebensatz haben wir die klassische Wortstellung, die Verbletztstellung, im zweiten Nebensatz hingegen treffen wir auf die sonst den Hauptsätzen vorbehaltene Verbzweitstellung. Nach landläufiger Auffassung sind solche Nebensätze falsches, bestenfalls umgangssprachliches Deutsch, ein Urteil, das laut Dr. R. auch hier gilt: "... ist aber nicht so wichtig, weil das klappt ja offenbar derart gut, dass die junge Firma die alte Commerzbank aus dem Dax wirft." Der Satz soll nicht verteidigt, wohl aber zum Anlass genommen werden, wieder einmal an den Sprachwandel und seine oft ungewohnten Ergebnisse zu erinnern.

BILATERAL heißt "von zwei Seiten ausgehend". Mit diesem Hintergrundwissen ging unsere Leserin M. an die Meldung heran, wonach die Bundesregierung "seit Beginn des russischen Kriegs gegen Kiew 12,5 Milliarden Euro an bilateralen Unterstützungsleistungen für die Ukraine" ausgegeben habe. Ihre Frage: "Welche Unterstützungsleistungen bekommen wir von der Ukraine?"

WENN DREI LÄUFER gleichzeitig starten, wird keiner sagen: Drei von dreien sausen los. Als bei der Bundeswehr jetzt alle 18 Pumas versagten, verknallte sich die Presse in die Wendung "18 von 18", die das Staunen über die Panne ausdrücken sollte. Unser Leser K. hält sie für "täppisch", gottlob als bisher einziger von Tausenden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: