Weitere Briefe:Lehrerwerber und Laufzeitverlängerer

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Weitere Briefe: Markus Söder, CSU-Parteivorsitzender und Ministerpräsident von Bayern, bricht mit dem, was er selbst einmal über Amtszeitbegrenzung gesagt hat.

Markus Söder, CSU-Parteivorsitzender und Ministerpräsident von Bayern, bricht mit dem, was er selbst einmal über Amtszeitbegrenzung gesagt hat.

(Foto: Daniel Karmann/dpa)

Markus Söder erntet Kritik für seine Bildungs-Personalpolitik und auch für seine eigene Karriereplanung. Aber auch Bayerns Jusos verursachen Verunsicherung.

Pädagogische Zeitenwende

"CSU will Lehrkräfte aus anderen Bundesländern anwerben" vom 19. Januar:

Die von Söder verkündeten betriebswirtschaftlichen Notmaßnahmen zur Beseitigung des selbst verschuldeten Lehrermangels belegen einmal mehr, dass Bildungspolitik 90 Prozent Parteipolitik und 10 Prozent Bildung ist. Das Gegenteil wäre verfassungsgemäß. Trotz aller Unwägbarkeiten durch hektische Umsteuerungen im Bildungssystem lässt sich eine seriöse Makroplanung auf zehn Jahre ansetzen, wenn man über die Legislaturperiode hinaus denken und nicht den Finanzminister die Rahmenbedingungen setzen lassen würde. Zudem braucht es einen attraktiven Arbeitsplatz, an dem der leidenschaftliche und gut ausgebildete Pädagoge seinem Kerngeschäft nachkommen kann. Reformitis um ihrer selbst willen, enervierende Administration und Dokumentation, Entfremdung durch Digitalisierung im Unterrichtsbetrieb, Absenkung von Leistungsansprüchen zugunsten gefälliger Billigzertifikate lassen bereits junge Lehrer verzweifeln. Schüler brauchen keine digitalen Endgeräte, sondern Menschen, die sie erziehen und auf dem Weg zur Mündigkeit durch anspruchsvollen Präsenzunterricht Bildungshilfe leisten. Es braucht mehr als mathematisch-strategische Purzelbäume auf Kosten des solidarischen Kulturföderalismus. Es bräuchte eine pädagogische Zeitenwende zu einer Bildungspolitik, die ihren Namen verdient. Im Oktober ist Landtagswahl.

Thomas Gottfried, Freising

Unsicherheit gegenüber Frauen

"Die Grenze zur Belästigung legt die betroffene Person fest" vom 14. Januar:

Für eine erfolgreiche Karriere ist es wichtig, berufliche Netzwerke zu knüpfen. Immer wird gefragt, warum Männer bei ihrer Karriere erfolgreicher sind als Frauen. Die besten Kontakte werden oft abends bei einem Glas Bier geknüpft. Man erinnert sich besser an Menschen, mit denen man auch über Urlaub, Musikfestivals oder den neuesten Kinofilm gesprochen hat. Hier tun sich Frauen nicht schwerer, vielleicht sogar leichter als Männer - auch im Gespräch mit Männern. Doch diese sind möglicherweise verunsichert, stehen immer vor der Frage: Wie viel Nähe, wie viel Privates ist im Gespräch erlaubt. Die Folge: Ältere Männer werden sich eher auf die Förderung junger Männer beschränken. Da sind sie auf der sicheren Seite, Vorwürfe wegen Grenzüberschreitung sind eher unwahrscheinlich. So werden weiterhin "Männerfreundschaften" die Basis für die Karriere bleiben. Christina Stockfisch sagt im Interview: "Wann die Grenze zur Belästigung überschritten ist, bestimmt der oder die Betroffene." Das ist hoffentlich so gemeint, dass die Betroffenen sich entsprechende Handlungen künftig verbitten können, nicht aber so, dass jede Handlung rückwirkend zur Belästigung mit straf- oder arbeitsrechtlichen Konsequenzen erklärt werden kann. Sonst wäre das unbeschadete Herauskommen reine Glückssache und Männer würden berufliche Gespräche mit Frauen auf das Notwendige beschränken. Einbindung von Frauen in Netzwerke, ade. Ich hoffe, das ist den bayerischen Jusos im Fall Taşdelen bewusst.

Henning Fritsches, Rothenburg

Ewiger Opportunist

"Söder bereit für dritte Amtszeit" vom 19. Januar:

Markus Söder hält es offenbar mit dem Übervater der CDU, Konrad Adenauer: "Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern." Söder ist und bleibt ein Opportunist reinsten Wassers. Anstelle eines "fundamentalen Signals für mehr Demokratie, für Begrenzung von Macht", sendet er nun eines, das da heißt: Ich bleibe ewig, denn ohne mich geht in Deutschland, wir sind ja bescheiden, nichts.

Gernot Reisinger, Kirchanschöring

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