Weitere Briefe:Selbstdarsteller und Angstzustände

Weitere Briefe: Reden beide gerne: Philosoph Richard David Precht (l.) und Soziologe Harald Welzer (r.)

Reden beide gerne: Philosoph Richard David Precht (l.) und Soziologe Harald Welzer (r.)

(Foto: Henning Kaiser/dpa)

Richard David Precht und Harald Welzer reden, um sich selbst zuzuhören, schreibt ein SZ-Leser. Außerdem werden Computerchips produziert und Angst bewertet.

"Die möchten reden" vom 24./25. September:

Eitle Ichlinge

Die im Artikel vorgenommene Charakterisierung der Herren Welzer und Precht als "eitle Ichlinge" wurde am späten Donnerstagabend in der ZDF-Sendung "Lanz", wo die beiden ihr Produkt vorstellen durften, in geradezu bedrückender Weise bestätigt: Da haben sich zwei "Brüder im Geiste" gesucht und zusammengetan.

Der eine Ichling, Harald Welzer, hat sich ja schon oft zu allen möglichen Themen geäußert. Immer ging es ihm letztlich nur um seine Person, um posenhafte Selbstdarstellung. Der zweite, Richard David Precht, ein vorgeblicher "Freund der Weisheit", sollte tatsächlich mal den Spiegel aus der Hand legen und - warum nicht? - Heraklit lesen. Von dem unter anderem der Satz überliefert ist: "Vielwisserei lehrt keine Vernunft." Über diesen Satz sollte Precht mal nachdenken - auch wenn Denken manchmal wehtut.

Dr. Carl Dietmar, Köln

"Die Scheibe ist eine Welt" vom 24./25. September:

Nette Dekoration

Selten habe ich über einen gelungenen Witz mehr gelacht als über eine Passage Ihres sonst recht interessanten Artikels in der SZ-Wochenendausgabe. Zur Vorgeschichte der technologisch höchst aufwendigen Herstellung von Computerchips schreibt der Verfasser von angelieferten "Siliziumzylindern" mit einem Durchmesser von bis zu 30 Zentimetern. "Aus diesen schneiden Spezialfirmen millimeterdünne Scheiben - fertig ist der Wafer."

Schön, wenn es so einfach wäre. Gesägte Scheiben in dieser Form kann man vielleicht zu Dekorationszwecken für exklusive Raumgestaltungen verwenden. Für den weiteren Einsatz als Ausgangsmaterial für Chips müssen sie aber noch eine lange Reihe mechanischer, chemischer und thermischer Behandlungsschritte mit einem hohen technologischen Aufwand über sich ergehen lassen.

So sind zum Beispiel die Reinraumanforderungen dieser Produktionsräume vergleichbar mit der Darstellung in Ihrem Artikel. Denn zur Anlieferung der Si-Wafer fordern die Chiphersteller von ihren Lieferanten einen Qualitätsstandard, der die unmittelbare Weiterverarbeitung in ihren Fabs zu ihren Produkten ohne weitere Zwischenschritte garantiert. Auf Details soll hier nicht näher eingegangen werden, denn selbst eine knapp gehaltene Beschreibung dieser Technologie zum besseren Verständnis könnte durchaus den Umfang des oben erwähnten Artikels erreichen.

Wolfgang Fauska, Burghausen

"Suche nach der Angst" vom 28. September:

Steigende Dunkelziffer

Die SZ titelt: "In den USA sollten Ärzte bei allen Erwachsenen nach Angsterkrankungen fahnden". Jeder vierte Mann und rund jede zweite Frau würde in den USA im Laufe ihres Lebens an einer Angststörung erkranken, in Deutschland sei das bei gerade mal 15 Prozent der Bevölkerung der Fall - also halb so schlimm?

Keinesfalls: Die Routinedaten der GKV belegen einen starken Anstieg angstbedingter Arbeitsunfähigkeit. Die Dunkelziffer tatsächlich verbreiteter, die Arbeit beeinträchtigender Ängste dürfte weit darüber liegen, weil nicht jeder Betroffene deshalb einen Arzt aufsucht und gleichwohl arbeiten geht. Erhoben werden die GKV-Daten für administrative Zwecke und haben keinen Anspruch auf Beschreibung des tatsächlichen Gesundheitszustandes der Bevölkerung. Sie sind überaus wertvoll, weil sie Informationen über die Situation der Beschäftigten und ihrer Organisationen enthalten. Zu unterscheiden gilt es dabei die epidemiologische Betrachtung der AU-Fälle und die betriebswirtschaftliche Betrachtung der AU-Dauer. Und da sollte es niemanden in Wirtschaft und Politik kaltlassen, wenn hierzulande die Zahl psychisch bedingter Arbeitsunfähigkeitstage seit Jahren ungebremst ansteigt.

Prof. Dr. Bernhard Badura, Bielefeld

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