Süddeutsche Zeitung

Politischer Aschermittwoch:Einstudiertes Gepolter

Einige SZ-Leser halten den ritualisierten Theaterdonner für entbehrlich. Aber es gibt auch Fans, die sich gerne an Franz Josef Strauß erinnern.

"Söder wirft Grünen ,Kriegsrausch' vor" vom 23. Februar:

Putin wird's freuen

Wie gedankenlos und selbstverliebt muss man sein, wenn man wie der bayerische Ministerpräsident sich von der alkoholisierten Menge beim Passauer politischen Aschermittwoch dazu verleiten lässt zu behaupten, die Partei der deutschen Außenministerin sei im "Kriegsrausch". Natürlich wähnt sich Söder in den großen Fußstapfen seines Vorbilds. Aber auch am unsinnigen Aschermittwoch sollte man seine Gedanken soweit zusammenhalten können, dass man nicht dem russischen Kriegsverbrecher das Wort redet. Putin freut's, und die Halle tobt.

Hannes Schober, Salzweg

Niedriges Niveau

Politischer Aschermittwoch in Passau - immer wieder dasselbe: Den politischen Gegner teilweise auf doch niedrigem Niveau angreifen und sich profilieren. Dazu einige derbe Sprüche, und das war's schon. Bringt das was? Der Schlagabtausch war übrigens zu Zeiten von Franz Josef Strauß in der früheren Passauer Nibelungenhalle markanter.

Stefan Herb, Roding

Aschermittwochs-Gesülze

Während dieser Corona-Zwangsmaßnahmen, da gab es dieses Aschermittwochs-Gesülze nicht. Und wer hat's vermisst? Söder & Co. haben anscheinend auch schon vergessen, dass sie federführend an dieser Missachtung des Grundgesetzes mitbeteiligt waren. Dafür wurde jetzt wieder, natürlich von den üblichen Verdächtigen, ordentlich und lautstark auf die Pauke gehauen und noch kräftiger in alle Richtungen ausgeteilt. Danach ging es dann wahrscheinlich ab in die Kirche, um sich dort das Aschekreuz gut sichtbar mitten auf die Stirn montieren zu lassen.

Klaus P. Jaworek, Büchenbach

Die harte Wahrheit

Ich hätte nicht gedacht, dass ich im hohen Alter noch von Hessen nach Bayern umziehen muss. Aber im Oktober 2023 einmal eine Partei - die CSU - wählen, welche die Grünen beschreibt als das, was sie sind, nämlich im "Kriegsrausch", und mit einem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder, der fordert, dass die Außenministerin Baerbock vom Bundeskanzler entlassen wird, weil sie uns in einem "Krieg gegen Russland" sieht, diese Partei sollte man mit seiner Stimme unterstützen. In Hessen wären solche Äußerungen von der schwarz-grünen Landesregierung sicherlich mit einem Bußgeld wegen Volksverhetzung belegt worden.

Peter Balluff, Vöhl

Vergesst diesen Theaterdonner

Künstliche Aufregung, einstudiertes Gepolter und am Ende viel Lärm um absolut nichts. Das ist das Ergebnis der ausgeleierten Versammlungen zum sogenannten politischen Aschermittwoch. Es ist ja gut, an Traditionen festzuhalten, wenn es Sinn macht, aber genau das darf mittlerweile im Zusammenhang mit diesen platten Massenveranstaltungen bezweifelt werden, wobei man von Masse eigentlich nur noch bei der Union sprechen kann. Für die restlichen Parteien würde das Hinterzimmer eines Provinzsportheimes platzmäßig sicher auch reichen.

Denn eins war immer klar: Oft kopiert und nie erreicht galt und gilt für alle, die sich an der politischen Größe von Franz Josef Strauß messen lassen müssen. Da können die Nachahmer noch so zappeln, sie bleiben bei diesem Vergleich immer blass, ja nicht einmal wahrnehmbar. Und wenn bei der CSU ein paar erkennbar einfache Geister mit Sepplhut und Maßkrug für alles Applaus spenden, was der Vorsitzende vom Stapel lässt, wirkt das auch nicht unbedingt mitreißend. Fazit: Vergesst diesen Theaterdonner. Zumindest, bis es mal wieder eine echte Politgröße vom Format des seligen Franz Josef gibt.

Claus Reis, Schwabach

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