Süddeutsche Zeitung

München:Olympia? Bloß nicht!

Warum sich die Stadt auch nach den erfolgreichen Europameisterschaften nicht auf eine erneute Olympiabewerbung einlassen sollte.

"Ist München wieder reif für Olympia?" vom 18. August:

Klare Antwort: nein. Nicht wegen "Unreife", sondern weil die Europameisterschaften mit den Olympischen "Spielen" nicht zu vergleichen sind. Die in mehrerer Hinsicht seit langer Zeit derart aus dem Ruder gelaufen sind, dass München hoffentlich bei der Ablehnung dieser Veranstaltung bleiben möge - schon gar nicht mit diesem Internationalen Olympischen Komitee (IOC).

Für die gerade abgehaltenen Europameisterschaften gab es eben keine Beschränkung auf die Sponsoren, die sich mit Unsummen beim IOC einkaufen (freundlich gesagt) und dann keine Marke neben sich dulden müssen, die nicht besticht. Es gab keine Knebelverträge, die Gewinne in Richtung IOC und dessen Umfeld lenken, Verluste dagegen bei den veranstaltenden Städten abladen. Kein Monsterprogramm, das ständig neue Fun-Sportarten in den Kanon aufnimmt, sondern eine überschaubare Zahl von Sportarten und Wettbewerben, die noch ein menschliches Maß haben. Keine völlig hypertrophe Eröffnungsveranstaltung, die mit Sport so gar nichts mehr gemein hatte.

Für die Europameisterschaften wurden eben keine Milliardenbauten gebaut, die anschließend verrotten, sondern für die die vorhandene wunderbare Infrastruktur bestenfalls technisch auf den neuesten Stand gebracht und wieder genutzt wird.

Dass jetzt innerstädtische Plätze wie der Königsplatz als Austragungsorte missbraucht werden, sollte sich allerdings bei künftigen Veranstaltungen, egal welcher Größenordnung, nicht wiederholen.

Sollte eines Tages Olympia wider Erwarten so ein aufs Wesentliche reduziertes Konzept wieder schaffen, dann kann man vielleicht anfangen, ganz vorsichtig mal darüber nachzudenken, vorher keinesfalls. Und auch dann - warum? Warum immer Neues, Größeres haben wollen, nur weil sich nach 50 Jahren ein Format für eine internationale Multisport-Veranstaltung sich als erfolgreich und vom Umfang her als angemessen erweist. Immer dieses "da geht noch mehr", nicht mehr sich einfach über Erreichtes freuen und sich damit bescheiden können, sondern wachsen auf Teufel komm raus - genau so hat auch der Verfall von Olympia und des internationalen Fußballs angefangen. Wir sehen mit Abscheu, was daraus geworden ist.

Deshalb mein klares Nein zu solchen Überlegungen.

Friedrich-Karl Bruhns, München

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