Michael Jackson? Orlando di Lasso!
"Randale am Denkmal für Michael Jackson" vom 22. März:
In München kenne ich kein Denkmal für Michael Jackson, sondern nur eines für Orlando di Lasso, das allerdings seit Jahren von einer Gruppe von Menschen zugemüllt wird mit allerhand Ramsch: Bilder, pubertäre Ergüsse mit als Herzchen gemalten I-Punkten, Deko-Kitsch aus Plastik, und so weiter. Leider wird diese ästhetische Umweltverschmutzung geduldet. Mit Wertschätzung für den Musiker und Tänzer Michael Jackson hat das alles wenig zu tun. Es handelt sich um einen bizarren und undifferenzierten Personenkult und Heldenverehrung, bei dem dunkle Aspekte wie etwa Pädophilie-.Vorwürfe oder die Drogensucht, durch die er sich seinen frühen Tod wohl auch selbst zuzuschreiben hatte, einfach geleugnet werden, da sie nicht zum Heiligenschein-Image passen. Wie kommen eigentlich die Fans und Verehrer anderer Künstler damit klar, dass ihre Idole tot sind - Mozart, Prince, Miles Davis et cetera - und sie keinen Platz im öffentlichen Raum mit Devotionalien zupflastern können? Warum sind Anhänger von Freddy Mercury oder Rainer Werner Fassbinder nicht schon längst auf die Idee gekommen, die Mauer irgendeines Münchner Hauses, wo der Betreffende länger weilte, mit Gedichtchen, hochwertigen Deko-Figürchen und Grabkerzen zu "verschönern" und den Rest der Welt ungefragt an ihrem Schmerz über den Verlust des Idols teilhaben zu lassen? Die Frau, die das Zeug am Orlando-di-Lasso-Denkmal heruntergerissen hat, dürfte schon etwas auffällig sein, und man würde ja verstehen, wenn die Polizei so eine Person wegen Randalierens oder Ruhestörung mitnimmt. Aber Sachbeschädigung? Wie bitte? Eher möchte ich wissen, warum der seltsame Verein nicht schon längst wegen Abladens von Müll im öffentlichen Raum belangt worden ist.
Susanne Tillich, München
Barrierefreiheitskämpfer
"Münchner Momente: Der Barrierefreiheit im Weg", 21. März, von Joachim Mölter:
Bitte mehr "möltern", damit die Barrierefreiheitsverteilerkästen in den Köpfen der Verantwortlichen den Münchner Bürgern und Bürgerinnen - mit und ohne Handicap - solche unfallträchtigen, sportlichen Hochleistungen wie Überspringen/-fliegen zukünftig ersparen.
Annette Gümbel-Rohrbach, München
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