GesundheitspolitikKranke Kassen

Lesezeit: 3 Min.

Wie viele Krankenkassen braucht Deutschland?
Wie viele Krankenkassen braucht Deutschland? (Foto: Jens Kalaene/dpa)

Die Beiträge der Krankenkassen in Deutschland steigen. SZ-Leserinnen und -Leser machen Vorschläge, wie sich das Gesundheitswesen verändern ließe.

„Teuer und tief im Minus“ vom 29. Januar, „Mehr Geld ist keine Lösung“ vom 18. Januar, „Zur Kasse“ vom 11. Februar:

Einsparmaßnahmen

Als Selbständiger zahle ich jetzt 1100 Euro Krankenkassenbeitrag, Tendenz rasch steigend. Wie wäre es denn mal mit Einsparungen? Alle Leistungen, die nicht Pflichtleistungen sind und zum Teil fragwürdigen Nutzen haben, fallen weg: Bonushefte, Akupunktur, Homöopathie, Erstattung von Reiseimpfungen, Osteopathie et cetera. Diese dienen vor allem dem Wettbewerb unter den Krankenkassen. Apropos Wettbewerb: Wer braucht Dutzende Krankenkassen mit jeweils eigenem Verwaltungsapparat? Es reichen doch fünf. Oder eine. Für die Rentenversicherung reicht ja auch eine. Die frei werdenden Fachkräfte können dann in der Finanzverwaltung für höhere Steuereinnahmen sorgen.

Dr. med. Theodor Schmeer, Landshut

Personaldichte der Kassen

Es ist gerade die große Angst der Parteien, den Leuten sagen zu müssen, dass nicht mehr alles bezahlt werden kann. Stichwort und Menetekel: „englisches System“. Ich wollte aber auf Folgendes hinweisen: Bei den ganzen SZ-Beiträgen der vergangenen Wochen in Bezug auf dieses Thema fällt mir auf, dass sämtliche Autoren auf die Leistungseingrenzung seitens der Patienten oder Honorareingrenzungen seitens des medizinischen Personals hinweisen.

Aus dem riesengroßen Topf der Gesundheitsversorgung werden aber doch auch die Krankenkassen finanziert. Zumindest darauf hinweisen, wie groß dieser Anteil ist, müsste man schon und auch darüber diskutieren, wer eigentlich bestimmt, wie hoch dieser Anteil ist. Wenn ich die Personaldichte einer Krankenkasse mit der einer Arzt- oder Physiotherapiepraxis vergleiche, wird es mir ganz anders zumute.

Ich kenne einige Physiotherapeuten, die alles alleine machen müssen: Anmeldung, Therapie, Büroarbeit und so weiter. Dagegen gibt es keine Krankenkasse als Ein-Frau- oder Ein-Mann-Betrieb. Hierzu hat mir mal eine Patientin erzählt, dass es in den 50er-Jahren durchaus üblich war, dass die Arbeit zum Beispiel einer Ersatzkassenfiliale in einer mittelgroßen Stadt von einer Person in deren eigener Wohnung gemanagt wurde.

Dr. Rainer Claß, Aalen

Reformbedarf

„Zwar hat der Gesundheitsminister zwei große und durchaus unbeliebte Themen angepackt, die das Potenzial haben, die Versorgung besser und billiger zu machen“, schreibt Michaela Schwinn. Einschränkend fügt sie an, dass die Umsetzung schwierig ist und dauert. Dass weitere Reformen notwendig sind, ist auch klar. Wo bleibt die Anerkennung, dass eine über Jahre von CDU-geführten Ministerien verschleppte Reform endlich angepackt wurde?

Die Feststellung, dass „Deutschland im medizinischen Überfluss“ lebt, kann jeder nur als Hohn empfinden, der verzweifelt nach einem Arzt sucht, der längst kein „Hausarzt“ mehr ist. Er muss sich mit seinem gesundheitlichen Problem in eine Notaufnahme retten. Was denkt sich der Kassenpatient, der monatelang auf einen Termin beim Facharzt wartet oder stundenlang in der Warteschleife am Telefon hängt?

Die Zwei-Klassen-Medizin ist ein Thema, das noch anzugehen sein wird. Von einer Regierung Merz erwarte ich da keine Fortschritte. Ich verstehe nicht, wie man im Zusammenhang mit dem deutschen Gesundheitswesen von einer „All-inclusive-Sause“ sprechen kann, die zur „Gartenparty mit Einlasskontrolle“ zu werden drohe. Ich frage mich allen Ernstes, von welchem Arzt Frau Schwinn sich behandeln lassen sollte.

Reiner Trabold, Bensheim

Praxisgebühr

Michaela Schwinn hat die Steuerspritze des Bundes in Milliardenhöhe nicht erwähnt, die schon seit circa 20 Jahren im Einkommenstopf ankommt. Und ich vermisse den Vorschlag, eine Maßnahme wieder aufzulegen, die schon einmal ein großer Erfolg wurde: die Praxisgebühr. Nun aber nicht mehr zehn Euro, sondern 20 Euro pro Quartal. Das ist schon eine Weile her, es war aber sehr wirksam – die Kassen landeten in bequemem Plus.

Gretel Döbrich, Berlin

Keine Party

Michaela Schwinn weist zu Recht auf die massiven Finanzierungsprobleme der gesetzlichen Krankenversicherung hin. Aber ihr Bild von der „Party“, für die das Geld fehlt, ist völlig unpassend. Es geht nicht um eine Party mit Spaß und allerlei Belustigungen für die Gäste, sondern um die Versorgung kranker Menschen. Zur Finanzierung gibt es dabei viele Stellschrauben, übrigens auch, dass zehn Prozent der Bevölkerung im Refugium der privaten Krankenversicherungen nicht zur solidarischen Krankenversicherung beitragen, auch nicht zur teuren Krankenhausreform.

Dr. Joseph Kuhn, Dachau

Hinweis

Leserbriefe sind in keinem Fall Meinungsäußerungen der Redaktion, sie dürfen gekürzt und in allen Ausgaben und Kanälen der Süddeutschen Zeitung, gedruckt wie digital, veröffentlicht werden, stets unter Angabe von Vor- und Nachname und des Wohnorts. Schreiben Sie Ihre Beiträge unter Bezugnahme auf die jeweiligen SZ-Artikel an forum@sz.de. Bitte geben Sie für Rückfragen Ihre Adresse und Telefonnummer an. Postalisch erreichen Sie uns unter Süddeutsche Zeitung, Forum & Leserdialog, Hultschiner Str. 8, 81677 München, per Fax unter 089/2183-8530.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: