"Stirbt das humanistische Gymnasium?" vom 25. Oktober:
Bewahrt den Klassiker
Sicherlich ist das humanistische Gymnasium nicht allein selig machend. Ohne Frage brauchen wir die anderen Schulzweige. Doch es ist bitter zu lesen, dass immer weniger Kinder den klassischen Schulzweig wählen. Und mit Bitterkeit erinnert man sich, dass vor Jahren von höchster bayerischer Instanz der Wert, die lateinische Sprache zu erlernen, in Frage gestellt wurde. Auch die Einführung des achtklassigen Gymnasiums war für den klassischen Schulzweig nicht förderlich, ging es doch damals darum, der Wirtschaft möglichst bald junge Arbeitskräfte zuzuführen. Doch die Schule hat wohl nicht die Aufgabe, die Jugend nur für die Arbeit in der Wirtschaft vorzubereiten. Muss man sich da heute über die seit Jahren sichtbare Tendenz wundern?
Dr. Jürgen Harbich, Feldkirchen-Westerham
Anpassung an die Moderne
Kalimera, vielen Dank für Ihren mitfühlend-"sympathisch" geschriebenen Bericht über den (Achtung: wieder Altgriechisch) komatösen Zustand des altsprachlichen (im Grunde auch nicht humanistischeren) Zweigs an unseren Gymnasien. Da fühlte ich mich gleich um Jahre zurückversetzt, als wir Altgriechisch noch als Abiturfach hatten und dann gerade mal das berühmte "Ich weiß, dass ich nichts weiß" aus einem altgriechischen Text herauslesen konnten. Die "Quellen des Wissens" aus der Antike, der Satz des Pythagoras und die Nikomachische Ethik des Aristoteles haben sich uns erst durch gute Übersetzungen erschlossen oder durch den Mathematikunterricht, nicht durch hilfloses Stochern in den Feinheiten der altgriechischen Grammatik mit Aorist und Medium und Paralipomena.
Kein Ausländer lernt nur deshalb Deutsch, damit er Goethes "Faust" oder Kant und Hegel im Original lesen kann. Woher wissen die Altgriechischlehrer denn, wie das Altgriechische ausgesprochen wurde? Für die heutigen Griechen ist unsere damals gelernte Aussprache (alt-)griechischer Wörter ein unverständliches Kauderwelsch, wie ich bei meiner ersten Griechenlandreise nach dem Abitur frustriert erfahren musste. In dieser Hinsicht könnte man sich doch der Moderne anpassen. Dann könnten wir humanistisch Gebildeten zumindest Danke sagen (efaristó, und nicht eucharisto wie bei der Eucharistiefeier in der Kirche), wenn uns ein Nachfahre Platons den Weg nach Athen (Athíne, und nicht Athänai) gezeigt hat, und das Übersetzen des Höhlengleichnisses wäre nicht umsonst gewesen. "Panta rhei" ("Alles ist im Fluss, alles verändert sich"; d. Red.).
Kaspar Obermair, München
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