„Läuft nicht“ vom 21. September:
Der Radelwahn
Endlich legt mal jemand ein Wort für die Fußgänger ein. Immer schon war ich zu Fuß und mit Öffis unterwegs. Das hat immer und überall bestens geklappt, bis nach und nach Heerscharen rücksichtsloser RadlerInnen sich hemmungslos vermehrten. Sie rasen durch Fußgängerzonen, brausen bei Rot über die Ampeln und brettern nachts ohne Licht zwischen die Autos. Ohne zu klingeln, berserkern sie körperdicht von vorn und hinten an Fußgängern vorbei, selbst dann, wenn direkt daneben ein Radweg verläuft. Ruft man ihnen ein erschrockenes „Hee!“ hinterher, brüllen sie unflätig zurück.
Und bei alledem kommen sie sich auch noch als umweltrettende Gutmenschen vor. Selbst übelste Verkehrsverstöße werden kaum geahndet. Die Wahnsinnigen haben Narrenfreiheit, aber keine Nummernschilder. Und die Polizei schaut weg. Oder zu. In den letzten vier Wochen gab es in meinem Bekanntenkreis drei Radler-induzierte Unfälle, unter anderem mit einem Geister-Radler. Das Radln habe ich längst aufgegeben, aus Furcht vor E-Bikes, E-Rollern – und nun auch noch den neuen Fatbikes.
Seit Jahren schon tipple ich auf dem Fußweg auf schmalster Spur und blicke mich in jede Richtung um, bevor ich einen halben Schritt zur Seite mache oder auch nur einen Ellbogen ausstrecke. Niemals würde ich heutzutage noch (auf der Innenseite des Gehwegs!) ein Kleinkind von der Hand oder ein Kind unbegleitet zur Schule gehen lassen. Und neulich erzählte mir eine jüngere blinde Frau, sie kenne alle Wege und sei topfit, traue sich aber kaum noch aus dem Haus … wegen der Radfahrer. War da mal was mit „Inklusion“? Für die – richtig! – verletzlichsten Verkehrsteilnehmer sind die Raser-Radler eine tägliche Gefahr für Leib und Leben. Dass das bislang kein Thema war, ist ein Skandal. Polizei und Politik, aktiv werden, aber schnell! Liebe Autorin, vielen Dank!
Bettina Kenter, Germering
Zweckentfremdete Gehwege
Gratulation zu diesem hervorragenden Artikel! Fußgänger werden ja sonst gar nicht wahrgenommen, dabei ist der Fußverkehr die absolut umwelt- und klimafreundlichste Art sich fortzubewegen. Leider wird es ihnen schwer gemacht, vor allem durch die verbreitete Zweckentfremdung der Gehwege, wie in dem Artikel beschrieben. Da besteht großer Handlungsbedarf!
Dr. Michael und Hannelore Erben-Russ, München
„Masterplan Gehen“
Danke, dass Sie an uns Fußgänger gedacht haben. Von Lokalpolitikern kam bis jetzt kaum etwas, da, wie Sie auch schreiben, der Fußgänger-Verein kaum Unterstützer hat. Dabei sind wir gar nicht wenig und auch nicht nur ältere wie ich. Es muss ja nicht gleich das Fitnessstudio sein. Gehen ist doch gesund und empfohlen! Vor längere Zeit hatten Sie im SZ-Forum mein „Klagelied einer Fußgängerin“ veröffentlicht. Wie soll man zum Beispiel bei dem Radfahrer auf dem Bürgersteig reagieren? Ich rufe inzwischen „Bravo“. Nur grimmig anschauen hilft nicht. Ja, wie Sie schreiben, ist es auch ein Thema der Gesellschaft, nicht nur der Politik. Wobei ein „Masterplan Gehen“ auch eine gute Sache wäre. Vielen Dank an die Autorin!
Jenny Georgiev-Keiser, München
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