Süddeutsche Zeitung

Uwe Seeler:"Uns Uwe" wird weiterleben

Zum Tod der Hamburger Fußballlegende erinnern sich SZ-Leser an den "unbittersten Menschen, den man sich vorstellen kann".

"So einfach kann leben sein" vom 23. Juli, "Hamburgs liebstes Kind" vom 22. Juli:

Schön, dass Du da warst!

Nahbar, bodenständig, bescheiden, ehrlich, verbindlich, leise, treu, freundlich, fair - das sind nur einige Attribute, die ich mit Uwe Seeler verbinde. Überall wo er auftrat, schien die Sonne, er versandte positive Vibes. So nahm ich es jedenfalls wahr. Er war und bleibt ein Idol und bereitetet Freude und Zuversicht. Nun hat er uns im Alter von 85 Jahren verlassen. Schön, dass Du da warst! Mein Beileid gilt seiner Frau und seiner Familie.

Achim Bothmann, Hannover

Er lacht. Großartig

Danke für die respektvolle Charakterisierung. Zwei Momentaufnahmen aus einem einzigen Spiel, die für mich einiges über Seeler aussagen: WM-Halbfinale 1970 gegen Italien: Vor dem 3:3 überspringt der 33-jährige Seeler nach einem Eckball mit sagenhafter Sprungkraft und genialem Timing den 21 Zentimeter größeren Giacinto Facchetti und liefert Müller die Vorlage zum Tor.

Später beim Stand von 4:3 für Italien gehen Seeler und Facchetti nach einem Zweikampf zu Boden. Während Seeler wieder aufsteht, bleibt der sechs Jahre jüngere Facchetti liegen, macht auf "toter Mann". Seeler ärgert sich nicht, reklamiert nicht, fordert nicht - wie heute oft gesehen - eine Karte, nein, er lacht. Er lacht sich kaputt über die Schauspielerei des Gegenspielers. Wie Holger Gertz so schön schriebt: "Der unbitterste Mensch, den man sich vorstellen kann." Großartig.

Hermann Woelke, Dortmund

Er schmückte unsere Stadt

Uwe Seeler war nicht nur für mich ein Idol seit Kindheitstagen. Ja, ich hatte die Spiele des HSV schon Ende der 1950er-Jahre erlebt. Mein Vater war viele Jahre Einsatzleiter der Polizei im Volksparkstadion. Wir Kinder, mein jüngerer Bruder und ich, mussten uns vor dem Stadion am grünen Opel-Blitz, dem mobilen Einsatzwagen der Polizei, melden. Mein Vater kam dann in seiner Paradeuniform herunter und brachte uns an allen Kontrollen vorbei auf die Tribüne. Die Plätze neben der Spielergasse, sodass "Uns Uwe", Klaus Stürmer, Charly Dörfel, Horst Schnoor, Jochen Meinke, Dieter Seeler, Jürgen Werner, Josef (genannt "Jupp") Posipal und andere hautnah vorbeikamen. Meist saßen Vader Seeler und die Eltern Dörfels hinter uns, und wir hörten dann Schmähungen über eingekaufte Spieler.

So vorbildlich er im Umgang mit Menschen war, auf dem Platz war Uwe Seeler ein Meckerer, der seine Mannschaft antrieb. Meines Wissens erhielt er von den Schiedsrichtern nie eine Verwarnung, auch keine gelbe Karte. Zu seinem Abschiedsspiel 1972 nahm mich mein bester Schulfreund mit. Die Stimmung in der Stehkurve war unglaublich. Die Freunde meines Freundes hatten sogar einen Kasten Bier mitbringen können. Wir stießen auf Seeler und die Weltstars im gegnerischen Team an.

Nach Uwe Seelers Karriere nahm mich Parteifreund Dirk Fischer häufig zu den Spielen des HSV mit, und wir hatten Ehrenplätze und Zugang zu dem Pausenraum, wo sich Prominente auf Einladung von Geschäftsführer Günter Netzer trafen. Gelegentlich auch Uwe. Zum 50. Geburtstag von "Uns Uwe" 1987 gab es einen Empfang im Festsaal des Rathauses, zu dem die aktuelle HSV-Mannschaft mit Trainer Ernst Happel erschien und Bürgerschaftsabgeordnete eingeladen waren. Ich erinnere mich noch gut an die Reden und die bescheidene Antwort von Uwe Seeler. Er blieb einfach auf dem Teppich. Seeler war der erste Fußballer, der mit dem großen Bundesverdienstkreuz durch den Bundespräsidenten ausgezeichnet wurde. Mit Senator Joachim Seeler (SPD) war er entfernt verwandt. Der Name Seeler passte einfach zu Hamburg. Und die Ehrenbürgerschaft dieses vorbildlichen Fußballers schmückte auch unsere Stadt.

Ich vergesse auch nicht den Verkehrsunfall im Elbtunnel, wo ein rücksichtsloser Fahrer mit dem Auto kollidierte, in dem Seeler saß und schwere Verletzungen (ich glaube auch Hörschaden) erlitt und dennoch nicht gegen den Unfallverursacher zivilrechtlich vorging.

Ich hoffe, dass Hamburg dem Ehrenbürger und seiner Familie eine festliche Trauerfeier ausrichtet. Ich erinnere mich noch an ein Interview im Garten der Eppendorfer Kirche, zu der er und seine Gemahlin Ilka eine feste Verbindung hatten.

Peter D. Schmidt, Wedel

Glanz auf dem Rasen

"Uns Uwe ist tot", so die Schlagzeile der SZ. Aber Uwe Seeler wird bei den Fußballfans weiterleben. Zurück bleibt nicht nur die Erinnerung an einen großen Fußballspieler, ja eine Legende. Zurück bleibt vor allem die Erinnerung an glanzvolle Zeiten, bei denen Klassespieler mehr auf dem Rasen als auf Nebenschauplätzen glänzten.

Stefan Herb, Roding

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SZ/cb/wüll
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