E-Fuels:Kein Grund, auf Verbrenner-Verlängerung zu hoffen

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Verkehrsminister Volker Wissing will auf E-Fuels setzen und länger an Verbrennungsmotoren festhalten. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Schlechte Energiebilanz, schlechte Abgaswerte: Leserinnen und Leser halten die FDP-Parole der "Technologieoffenheit" eher für ein untaugliches Ablenkungsmanöver.

"Die Welt braucht E-Fuels" vom 3. März:

Dafür ist Strom zu schade

Frau Kunkel beschreibt viele Probleme der E-Fuels richtig. Zum Beispiel, dass es davon in absehbarer Zukunft viel zu wenig geben wird, zumal in Europa, wo man sie gar nicht vernünftig wird herstellen können. Sie erkennt auch, dass diese Stoffe "wahnsinnig viel Energie", und zwar Strom kosten, den wir ebenfalls nicht dafür übrig haben werden. Wenn es über den Preis gehen soll (und wie sonst?), sind die derzeitigen angeblich zwei Dollar pro Liter noch das geringste Problem: Wer sich - mit leeren Batterien herumfahrende? - Zweieinhalb-Tonner-SUVs leisten kann, dem tut auch das nicht wirklich weh. Aber wer einen verbrauchsgünstigeren Gebraucht-Verbrenner fahren will oder muss, dem wird das sauer aufstoßen. Wenn schon "Power-to-Liquid" (Flüssigkraftstoff-Herstellung mit Hilfe elektrischen Stroms; d. Red.), dann ist es aber effizienter, keine thermodynamisch unvermeidbar verschwenderischen Wärmekraftmaschinen damit zu befeuern, sondern etwas Sinnvolleres mit dem Produkt (primär Wasserstoff) anzufangen. Dafür mag sich Herr Wissing einsetzen; aber nicht für ein Modell, wie man den Langstrecken-Individualverkehr so lange wie möglich hinauszieht, auf Kosten künftiger Generationen.

Dr. Nils Heineking, Mering

Nicht sauberer als fossiler Sprit

Die Aussage ist irreführend, dass für die Bestandsflotte an Kraftfahrzeugen, "die jeden Tag schmutzigen Sprit verbrennen, aus Umweltsicht jeder Liter E-Fuels einen Gewinn" darstelle. Tatsächlich sind E-Fuels nicht sauberer als fossiler Sprit. Ein mit E-Fuel betriebener Pkw stößt ebenso viel giftige Stickstoffoxyde aus wie ein mit herkömmlichem Kraftstoff betriebener und fast dreimal mehr gesundheitsschädliches Kohlenmonoxid (Quelle: Forschungsinstitut IFP Energies Nouvelles, veröffentlicht in Auto-Motor-Sport 12/2021).

Richtigerweise wird im SZ-Kommentar festgestellt, dass wegen des enormen Energiebedarfs die Produktion von E-Fuels nur dort sinnvoll ist, wo Energie aus Sonne und Wind im Überfluss zur Verfügung steht, also in Teilen Südamerikas oder Afrikas. Daraus folgt allerdings: Selbst falls es einmal gelingen sollte, bei der Herstellung von E-Fuels CO2 aus der Atmosphäre zu extrahieren, wird das nur dazu führen, dass zum Beispiel an der Südspitze von Chile CO2 gebunden wird, aber in unseren Städten nach wie vor die giftigen Gase aus den Auspuffrohren in die Luft geblasen werden.

Manfred Herrmann, Feldafing

Erbärmlicher Wirkungsgrad

Da reibt man sich die Augen: In Wikipedia findet man eine interessante Grafik des VDE (Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik; früher: Verband deutscher Elektrotechniker). Demnach kann eine Drei-Megawatt-Windkraftanlage die folgende Anzahl von Kleinwagen mit einer Jahres-Laufleistung von 20000 Kilometern versorgen: 1600 Elektroautos mit Batterie oder 600 Elektroautos mit Brennstoffzelle (Wasserstoff) oder 250 Autos mit Verbrennungsmotor und E-Fuels. Das liegt an den erbärmlich schlechten Wirkungsgraden bei der E-Fuel-Erzeugung und -Nutzung. Man braucht also bei dieser Technologie mehr als sechs Mal soviel Primärenergie wie bei der Nutzung von Batteriefahrzeugen. Außerdem ist diese Technik nicht lokal emissionsfrei. Mit ihrer interessengetriebenen Ideologie der "Technologieoffenheit" will die FDP nur verschleiern, dass bestimmte Technologien den Klimazielen zuwiderlaufen und daher nicht zukunftsfähig sind. Wie lange kann diese Partei noch unserem Land auf der Nase herumtanzen?

Peter Lankes, Mering

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