Weitere Briefe:Gute und weniger gute Vorbilder

Weitere Briefe: Der Energiesparwinter steht bevor. Keine guten Zeiten für Sessellift-Sitzheizungen.

Der Energiesparwinter steht bevor. Keine guten Zeiten für Sessellift-Sitzheizungen.

(Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Eine Leserverneigung vor Charlotte Knobloch - und eine Standpauke für Liftbetreiber, die den Ernst der Energielage noch nicht erfasst haben.

Vorbild und Auftrag

"Man kann sich nicht vorstellen, was Menschen Menschen antun" vom 29./30. Oktober:

Der Rückblick Charlotte Knoblochs auf ihr Leben zwischen dunkler Zeit und großer Freude muss für Demokratinnen und Demokraten eine vorbildhafte Faszination auslösen. Die engagierte Jüdin hat zu recht Freude an der heute wieder lebendigen Gemeinde von Jüdinnen und Juden hierzulande. Sie teilt mit vielen Menschen jüdischen Glaubens sicherlich die prägenden und traumatisierenden Erlebnisse und Erfahrungen während des Holocaust.

In einer Zeit, die schon wieder seit Jahrzehnten mit antisemitischen und rassistischen Übergriffen konfrontiert wird, wie in diesen Tagen wieder in Groß Strömkendorf, Bautzen und nicht zuletzt Halle vor rund zwei Jahren, muss ihr stetiger Kampf für eine bessere Welt aufrütteln, zum Nachdenken geradezu zwingen und auffordern zu aktivem Schutz.

Charlotte Knobloch, wie auch der Zentralratsvorsitzende der Juden in Deutschland, Josef Schuster, lobend meint, war nie bequem, und das ist eine große Ehre für eine Jüdin, die in Deutschland lebt. Denn die Mahnung an die immerwährende Verantwortung, die niemals enden darf, muss in den Köpfen aller Deutschen wie eine Selbstverständlichkeit sein. Wer die Realität betrachtet, und das weiß Charlotte Knobloch am besten, der wird nicht übersehen können, wie Judenhass überall in dieser Gesellschaft und in allen Schichten dieser Gesellschaft präsent ist und dass das Bedauern bestimmter Akteure in der Politik über Judenhass, der sich in Gewalttaten zeigt, in vielen Fällen wie eine Pflichtübung klingen mag.

Auch ich bin der Meinung, dass der Einsatz gegen Antisemitismus, und Israel-bezogenem Antisemitismus nicht nur bei Lippenbekenntnissen stehen bleiben darf, sondern für alle Zeit mit Leben gefüllt werden muss. Es ist widerwärtig, wenn man zum Teil heute von jungen Deutschen hört, dass der Holocaust mit ihnen nichts zu tun hätte und endlich einmal ein Schlussstrich gezogen werden müsse. Nein, es darf niemals Ruhe geben - um zu verhindern, dass sich die Nazi-Zeit mit all ihren Grausamkeiten und Schrecken wiederholt. Die Deutschen, und das möchte ich auch im Angesicht der Ehrung von Charlotte Knobloch zum Ausdruck bringen, haben eine immerwährende Verantwortung dafür, dass sich Gewalt, Hass, Antisemitismus und Rassismus niemals wiederholen dürfen.

Manfred Kirsch, Neuwied

Zynisches Winteropfer

"Wintersport im Energiesparmodus" vom 25. Oktober:

"Manche Betreiber planen, die Sitzheizung (gemeint: der Sessellifte) ausgeschaltet zu lassen." - Ich fasse es nicht! Ich sitze hier mit Daunenjacke und Wollmütze vor meinem Computer, um Energie zu sparen, weil auch ich meinen Teil zum Energiesparen beitragen möchte.

Die Bibliotheken drehen die Thermostate herunter. Die Schwimmbäder - nach einigen Diskussionen offen - senken die Beckentemperaturen und schließen die warmen Whirlpools, die ich mit meiner behinderten Mutter gern benutzt habe, wenn es ihr schlecht ging und nichts anderes mehr half. Und da sind Leute, die sich beim Skifahren im Lift - was ohnehin schädlich für die Umwelt ist - ihre Allerwertesten nicht wärmen können? Welch übermenschliches Opfer...!

Brauchen wir in diesem Energiesparwinter Sessellifte?

Ute Finzel, Burghausen

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