"Almbauern wollen kein Welterbe werden" vom 30. November:
Wo bleibt der Heimatstolz?
Welche Almbauern beziehungsweise Grundstücksbesitzer sich gegen das Unesco-Prädikat "Welterbe-Landschaften" im Landkreis Garmisch-Partenkirchen wenden und unter anderem wo genau, kann ich nicht beurteilen. Mitreden möchte ich aber schon beim landeskulturellen Wert der Buckelwiesen zwischen Mittenwald, Klais und Krün.
Am Ende der letzten Eiszeit entstanden Buckelfluren, oft von Schneeheide-Kiefernwäldern bewachsen. Nach der Rodung geeigneter Flächen entwickelten sich durch die mühevolle einmalige Sommer-Mahd der Bergbauern die ökologisch wertvollen, wärmeliebenden und nährstoffarmen Mähderrasen. Ihr ungestörtes, charakteristisches Landschaftsbild mit einer Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten erfreut Wanderer und Radtouristen.
Das zum SZ-Artikel gehörige Bild zeigt einen Ausschnitt der Buckelwiesen mit Blick auf die Westliche Karwendelspitze. Randlich abgesetzt in hellem Grün ist eine der Bedrohungen zu sehen für dieses größte zusammenhängende Restvorkommen nacheiszeitlicher Kleinformen in den bayerischen Nordalpen: Vor und nach dem Zweiten Weltkrieg führten nämlich Planierungen und Kultivierungsmaßnahmen, unter anderem durch das Aufdüngen, zu massiven Veränderungen des überkommenen extensiven Lebensraums.
Der jahrzehntelange Einsatz von Naturschützern, wie Prof. Otto Kraus in der Vergangenheit und heute bei der Abwehr eines Golfplatzprojektes sollte alle Beteiligten beim Erhalt dieses kulturlandschaftlichen Erbes zusammenstehen lassen. Die Grundstückseigner und Bauern als Landschaftspfleger, aber auch uns Gäste, die wir die Landschaft genießen dürfen. Seien wir doch gemeinsam stolz auf dieses und viele andere Stücke unserer Heimat. Ein Unesco-Prädikat ist doch keine Strafmaßnahme, sondern eine Auszeichnung. Oder würde man sich in der Heimat von Mathias Klotz etwa gegen die Anerkennung des Geigenbaus als immaterielles Unesco-Kulturerbe wehren wollen?
Peter Wörnle, Berchtesgaden
Mehr für den Erhalt tun
Wer das wunderschöne Foto der Buckelwiese, sieht genau, warum die Almbauern kein Welterbe werden wollen. Die grünen einstigen Buckelwiesen entlang der noch bestehenden Buckelwiese sind längst planiert. Dort wird mit Maschinen ertragreich gemäht und wahrscheinlich auch gedüngt. Alles nicht möglich auf einer Buckelwiese. Die muss mit der Sense von Menschen gemäht werden, um sie zu erhalten: Ein teures Hobby, weder ertragreich noch lukrativ, doch ganz so, wie es unsere Vorfahren seit Jahrhunderten gemacht haben, die den einstigen Wald mit seinen überwachsenen Baumstümpfen in eine Weide verwandelten. Und wie es seit Jahrzehnten nicht mehr gemacht wird, man sieht's an den umgebenden Wiesen. Der Besitzer des Hobbygrundstücks ist nicht der Landkreis, auch wenn die SZ von "seiner" Wiesen- und Weidelandschaft spricht. Nicht verwunderlich, dass der Grundgesetz-Spruch vom Eigentum, das verpflichtet, nicht von jedem so verstanden wird, dass die Verpflichtung dem Eigentümer jedweden Wandel unmöglich und die Buckelwiese zum auf ewig fixierten, kostbaren Museumsstück der Welt macht. Schade, dass der Wert der musealen Prachtstücke nicht besser honoriert wird, um ihren Erhalt für alle akzeptabler zu machen.
Gabi Baderschneider, Sinzing
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