Süddeutsche Zeitung

BMW-Akkufabrik:Harte Kontroverse in Niederbayern

Bester landwirtschaftlicher Boden für einen Autokonzern? Oder ist's eh schon egal, weil die Landwirte doch nur wieder Mais und Rüben für Biogas anbauen?

"Sorge um die besten Böden" vom 25. Februar:

Beste Böden

"Erst wenn der letzte Quadratmeter Ackerboden versiegelt ist, werdet Ihr feststellen, dass BMW Euch nicht ernähren kann", stand auf dem Traktor des Bauern vor dem Landratsamt Straubing. Der Gäuboden, der Bayern jahrhundertelang ernährte und reich machte, wird nun selbst gefressen. An seinem Rand wurde er schon von den BMW-Bauten in Regensburg und Wallersdorf angebissen, doch nun trifft ihn das geplante BMW-Batteriewerk in Straßkirchen in das Herz. Wir opfern hier die besten Böden Bayerns und machen uns dafür von Nahrungsmittelimporten abhängig, wofür Urwald gerodet wird, weil gute Ackerböden weltweit knapp sind.

Wie können wir, die Regierung und BMW uns diesen Frevel leisten? Dabei wollten Herr Söder und Herr Aiwanger im Landesentwicklungsprogramm die guten Ackerböden doch schützen, setzen dies aber nicht einmal bei den besten Böden Bayerns durch. Auch BMW könnte Flächen sparen, bestehende Werke aufstocken oder auf schlechten Böden oder Industriebrachen im Grenzland (wo die Pendler herkommen) bauen - wie Tesla - und die Batterien mit der Bahn transportieren, wenn sie umweltfreundlich sein und ihr Image verbessern wollten. Ich wünsche BMW und den BMW-Arbeitern ein langes Leben, aber es wird viel kürzer sein als das der zerstörten fruchtbaren Böden.

Michael Maly, Wenzenbach

Irregeleiteter Landbau

Ich bin auf der Seite der Versiegelungsgegner. Dabei hat sich BMW in den letzten Jahren in Niederbayern als Großversiegler auch besonders hervorgetan, wenn man zum Beispiel die Fläche für ein Teilelager in Wallersdorf betrachtet. Gleichzeitig sehe ich jedoch, was die Landwirte mit dem "besten Ackerboden" machen. Er wird mit Pestiziden, Kunstdünger und Monokulturen behandelt, mit schweren Maschinen verdichtet und als Deponie für die überreichlich vorhandene Gülle verwendet. Deren Überreste finden sich dann in unseren Grundwasserbrunnen als Nitrat. Mir kommt hier stets das Wort Brunnenvergifter in den Sinn. Wenn man sieht, was im Gäuboden an Zuckerrüben sowie Mais für Biogas und Tierhaltung angebaut wird, wird einem klar, dass es hier nicht um Grundnahrungsmittel und gesunde Ernährung geht. 59 Prozent der Deutschen leiden an Übergewicht, nicht zuletzt aufgrund des billigen und subventionierten Zuckers. Es geht also um nahezu industrielle Landwirtschaft. Deshalb freue ich mich über jeden Hektar an Boden, der mit Photovoltaik versiegelt wird und nicht mehr diesem unseligen Treiben unserer "bäuerlichen Familienbetriebe" unterworfen ist.

Michael Wild, Plattling

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