Geplante BMW-Megafabrik:Moderne Akkus - klimaschädlicher Flächenfraß

Geplante BMW-Megafabrik: Der Gäuboden: bester Ackerboden für Niederbayern, aber auch geeigneter Produktionsstandort für eine riesige BMW-Batteriefabrik für E-Autos.

Der Gäuboden: bester Ackerboden für Niederbayern, aber auch geeigneter Produktionsstandort für eine riesige BMW-Batteriefabrik für E-Autos.

(Foto: Armin Weigel/dpa)

SZ-Leser äußern sich kritisch zum Großprojekt der bayerischen Automobilfirma - und zum Bauernverband, weil er sich dem Ackerland-Ausverkauf beuge.

"Bürgerentscheid über neue BMW-Megafabrik gefordert" vom 20. Februar und "Bauland oder bester Ackerboden" vom 4. Februar:

Flächenverbrauch eindämmen

Der Hunger auf der Welt ist groß. Fruchtbare Flächen sind wegen zunehmender Trockenheit, Kriegen oder aus anderen Gründen unbrauchbar. Doch auch dort, wo die Voraussetzungen bestens sind, das Land fruchtbar ist, werden künftige Ernten vernichtet. Der Flächenfraß ist immens in Deutschland, in Bayern - allen Versprechen zum Trotz, ihn einzudämmen. Nun wird auch die Kornkammer Bayerns, der Gäuboden, weiter zugebaut. 160 Hektar für BMW. Wen interessieren da noch Natur und Landwirtschaft? Nicht einmal der Kreisobmann der Bauern in Straubing-Bogen hat ein Problem mit der Ansiedlung, schreibt die SZ, die Gemeinde natürlich erst recht nicht.

Was sagt nun der Bauernpräsident, der gegen Flächenfraß wettert? Arbeitsplätze können jedenfalls kein Argument für die Ansiedlung sein in Zeiten von Vollbeschäftigung und Fachkräftemangel. Wer zum neuen Werk geht, fehlt einer anderen Firma. Und warum bleiben Industriebrachen, die neu genutzt und per Bahn mit anderen Standorten vernetzt werden könnten, bei Ansiedlungen außen vor? Weil es nur um billige Lösungen, somit ums Geld und nicht um zukunftsorientierte Konzepte geht - auch die E-Mobilität ist schließlich alles andere als durchdacht.

Dabei ist unsere Zukunft angesichts des Klimawandels und Artensterbens schon so bedroht, dass es dafür längst keinen Spielraum mehr gibt. Vielerorts wird gegen die Zerstörung von Umwelt und Natur protestiert, doch wenn es um Ansiedlungen von BMW geht, sind die meisten ganz still. Dabei kann auch Batterien "made in Bavaria" keiner essen.

Christian Kirstges, Augsburg

Ohne jede Nachhaltigkeit

Mir ist es unbegreiflich, dass hier wieder fruchtbarer Boden verschenkt wird. Hat sich die bayerische Regierung nicht vorgenommen, den Flächenverbrauch einzudämmen beziehungsweise alles dafür zu tun, damit dieser gebremst wird? Hat BMW nicht schon ein paar Kilometer weiter südlich, in Wallersdorf, die Gegend und die Natur genug verschandelt? Man kann nicht begreifen, was der Bau der Fabrik nach sich zieht: Verkehrsüberlastung auf der B 8 zwischen Straubing und Plattling, vor allem durch Straßkirchen durch, Neubau beziehungsweise Erweiterung einer Straße von der B 8 zur Fabrik, damit die vielen Lastwagen Platz haben, möglicher fehlender Wohnraum für die Arbeiter (soviel Hochhäuser gibt es in Irlbach, Straßkirchen oder den umliegenden Dörfern nicht). Da scheint sich auch ein Bürgermeister profilieren zu wollen. Warum nutzt man nicht bestehende Gelände, die nicht mehr benutzt werden? Nachhaltigkeit wird gepredigt, aber nicht praktiziert.

Andreas Jost, München

Unglaubwürdige Gäubodenbauern

Komisch: Vor einer Generation verkauften Bauern auch im Gäu gern an Investoren zu guten Priesen, um dann die Erlöse in ein Mehrfaches an Land im Umfeld zu reinvestieren. Damals gehörte noch die Mehrheit der Flächen praktizierenden Landwirten. Heute sind wegen der Betriebsaufgabe sehr vieler Betriebe die Mehrheit der Agrarflächen Pachtflächen, deren Verkaufserlöse bei Nichtbauern landen. Also sind die heutigen Großbauern gegen Großansiedlungen.

Die Gäubauern wollen die geplante Großansiedlung woanders hin verschieben mit der Begründung, ihr Boden sei besonders gut und damit quasi heilig. Die deutsche Landwirtschaft erzielt mit ihren Hauptprodukten Getreide, Fleisch und Milch einen deutschen Selbstversorgungsgrad von durchschnittlich 120 Prozent. In Anbetracht des chemischen, genetischen und mechanisch-technischen Fortschrittes wird der Überschuss laufend weiter steigen. Mit der Nutzungsintensität steigen die Beeinträchtigungen des Bodens, des Wassers und des Klimas sowie der Arten; denn Bodenleistungen werden immer mehr durch Leistungen des Kunstdüngers und der Biozide ersetzt. Damit sich die konventionelle Landwirtschaft weiter entwickeln kann ("die konventionelle Landwirtschaft in ihrem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf"), ist eine weitere beträchtliche Herausnahme von Bodenflächen aus der Lebensmittelproduktion erforderlich, wie durch den hochsubventionierten, umweltbelastenden Anbau von "Biomais" für die Bioenergieproduktion, durch hochsubventionierte Blühstreifen/Pflegeflächen. Konventionelle Landwirte wollen an den aus der Lebensmittelproduktion herausfallenden Flächen laufend verdienen, also diese Flächen bewirtschaften, ohne dort Nahrungsmittel anzubauen.

Wir haben in Anbetracht des hohen Inputs an Kunstdünger und Bioziden einen Überschuss an umweltbelastender Fruchtbarkeit. Bodenfruchtbarkeit würde durch den Umstieg auf landesweiten Biolandbau wieder geehrt werden. Dann würden die Landwirte Boden, Wasser, Klima und Arten umfassend schützen, die Umweltbelastungen durch die Landwirtschaft wären minimiert. Erst dann wäre es glaubwürdig, dass die Gäubauern gegen den Verlust ihrer fruchtbaren Böden sind.

Wolfgang Maucksch, Herrieden

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