Bevölkerungswachstum:Zu viele Menschen auf Erden

Bevölkerungswachstum: Kostbar, aber extrem stark bevölkert: der Planet Erde.

Kostbar, aber extrem stark bevölkert: der Planet Erde.

(Foto: Imago)

Ernährungsnot im Süden, Klimakrise und fehlender Artenschutz könnten nach Ansicht der SZ-Leser und -Leserinnen durch niedrigere Geburtenzahlen verbessert werden.

"Eng wird's auf Erden" vom 20. September:

Kurzsichtiger Egoismus

Ja, es bräuchte zwei Planeten, wie Tina Baier es vorrechnet: Flächen für die Erneuerbaren Energien, für den Artenschutz und die Landwirtschaft. Die Lösung wäre, wenn Artenschützer, Bauern und Klimaschützer mehr miteinander reden würden. Grundsätzliches Umdenken fordert sie, in neue Richtungen: Lebensmittelverschwendung und -vernichtung, die einem fehlgeleiteten Anspruchsdenken geschuldet sind, einschränken. Weniger Fleisch essen (also der verlachte Veggie-Day), da viel zu viel Getreide in die Tiermast geht. All dem kann man nur zustimmen. Ich frage mich nur, warum wird es denn eng auf der Welt? Kein Wort zur (partiellen) Überbevölkerung? Nach dem Krieg 1945 bis heute ist die Erdbevölkerung um das 3,2-fache gestiegen. Innerhalb eines Menschenlebens! Je nach Weltregion sehr verschieden. Spitzenreiter war Afrika, wo die Bevölkerung von etwa 200 Millionen auf rund 1,3 Milliarden Menschen seit 1945 angewachsen ist. Das ist 6,5 Mal so viel.

Warum geht man von einer "stetig wachsenden Weltbevölkerung" als unveränderbarem Faktum aus? Wäre das kein Gestaltungs-, also Politikfeld? Wachstum bis zum Krieg um Ressourcen? Wie kann es sein, dass so viele Entwicklungsländer, speziell in Afrika, Netto-Importeur von Lebensmitteln sind? Souverän sind sie, aber die Menschen aus dem eigenen Land können sie nicht ernähren? Wer macht sich darüber Gedanken? Haben wir vergessen, dass die Kindersterblichkeit überall stark zurückgegangen ist? Wer dies nicht auch in den Blick nimmt, wird meines Erachtens die genannten Probleme nicht lösen. Es bleibt zu befürchten, dass ohne große Katastrophe der Norden auf Konsum und Fleisch einfach nicht verzichten will. Müssen wir nicht alle Hebel betätigen, um aus der Welt einen "besseren Platz" zu machen? Wir haben längst kein Erkenntnisproblem mehr, wir haben ein Umsetzungsproblem. Sein Name ist kurzsichtiger Egoismus.

Johannes Rauter, Germering

Weniger ist mehr

Zum Wachstum der Erdbevölkerung: Die Reproduktionsquote der Menschen übertrifft die wirtschaftliche Ertragskraft der Erde erheblich. Die Reproduktion liegt in der Hand von zwei Menschen - und keine Frau will ständig schwanger sein.

Weniger Lebensmittel verschwenden ist ein Weg. In manchen Ländern verdirbt die Ernte auf den Feldern - so geschehen während des Lockdowns in Indien - oder in Lagerräumen. Heuschrecken vernichten ganze Ernten. Es gibt viele Schwierigkeiten, Lebensmittel zu produzieren, zu lagern und zu verteilen auf Erden. Weniger Fleisch und Wurstwaren beschreiben die zehn Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Das könnte umgesetzt werden. Das Protein der Mehlwürmer ist dem menschlichen sehr ähnlich und vielleicht eine Alternative für manche Menschen. Die Versorgung mit Lebensmitteln ist anspruchsvoll und global unterschiedlich zu lösen. Weniger Reproduktion ist auch ein Weg.

Lydia Wallerer, München

5 Milliarden statt 10

Jeder, der mit kritischem, wachem Verstand sich die Entwicklung der Bevölkerungsstatistiken der letzten 200 Jahre ansieht, muss zu dem Ergebnis kommen, so geht es nicht weiter. Fünf Milliarden statt zehn, das wäre ein vernünftiges Ziel. Deshalb plädiere ich für ein breit angelegtes Projekt.

Das kann man über "ein Kind pro Frau" versuchen zu erreichen. Unterstützt durch frühe Sexualaufklärung in den Schulen, Bereitstellung aller Verhütungsmittel für Jugendliche ab 14. Entschiedene Unterstützung für alle ungewollt Schwangeren beim Abbruch. Klarer Kampf gegen die religiös beeinflusste "Pro-Life"-Bewegung. Breite Aufklärung über Klima-, Arten- und Umweltschutz. Entschiedene Werbung für die Ein-Kind-Politik als Ziel und Vorbild. Über zwei oder drei Generationen können wir versuchen, das Ziel fünf Milliarden Menschen auf der Erde zu erreichen.

Aus diesem Ziel folgt auch, dass wir uns um jeden Menschen kümmern sollten. Da gibt es viel zu tun. Alle "Pro-Life"-Initiativen sollten sich um die Flüchtlinge der Rohingyas in Bangladesch oder die Flüchtlinge in Idlib und Polen kümmern. Die Flüchtlinge aus Belarus und der Ukraine sind Opfer der Politik Putins, auch hier hat "Pro-Life" ein breites Betätigungsfeld.

Der Schutz der Umwelt und der Arten sowie die Klimakrise sind alles globale Probleme. Wir müssen diese Herausforderungen annehmen und einen weltweiten Kampf gegen die sinnlose Zerstörung der Lebensgrundlagen aufnehmen. Dies verlangt einen globalen Humanismus. Unter vielen anderen notwendigen Maßnahmen ist das eine notwendige Bewegung gegen die zehn Milliarden Menschen, auf die wir zugehen: fünf Milliarden, ein wichtiges Ziel.

Toni Lüdi, München

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