"Worte, die schwer wiegen" vom 28./29. Januar:
Erst denken, dann Dolmetscher
Es ist immer wieder verblüffend, unsere Außenministerin sprechen zu hören. Vor allem, wenn sie Englisch spricht. Sie denkt, sie kann es sehr gut, und dann kommt so etwas heraus. Will sie sich damit von ihrer Muttersprache distanzieren, ihre Weltläufigkeit und ihre Klugheit beweisen, zeigen, dass sie mehrsprachig ist? Nichts von dem trifft zu. Sie zeigt nur ihre Grenzen, wenn sie nicht in der Sprache spricht, die ihre Wähler, zumindest die meisten davon, als Muttersprache benutzen.
Sie ist die Außenministerin Deutschlands und damit Angestellte von uns Bürgerinnen und Bürgern, und nicht Selbständige und Inhaberin einer Firma "Außenministerium". Es wäre besser für sie und für uns, würde sie bei offiziellen Auftritten und Anlässen vorher denken und überlegen, was sie in Deutsch sagt, und das Gesagte von Dolmetschern übersetzen lassen - die können Englisch in aller Regel sehr gut und auf jeden Fall besser als sie.
Gernot Reisinger, Kirchanschöring
Vorsicht, Falle
Ich bin entsetzt über die Wortwahl der Außenministerin Annalena Baerbock, die vor einem internationalen Kreis davon sprach, dass "wir" einen Krieg gegen Russland führen. Eine solche Wortwahl ist für eine Außenministerin der Bundesrepublik Deutschland, immerhin die Chefdiplomatin, völlig unverantwortlich und könnte auch als Kriegserklärung verstanden werden. Selbst wenn sich die Außenministerin nun herauszureden versucht, kann man erahnen, wie im Auswärtigen Amt offensichtlich über Russland und Putin gesprochen wird. Was wird uns denn von dort noch alles an Unbedachtheit ereilen?
Es fällt auf, dass die Grünen inzwischen zur Kriegspartei mutiert sind. Werden nun bald Flugzeuge und Raketen an die Ukraine geliefert? Herr Hofreiter läuft sich sicher schon warm. Auf diese Weise könnte es den Kriegsaktivisten der Grünen verborgen bleiben, dass die Ukraine mit ihren sich immer weiter steigernden Forderungen nach schweren Waffen durchaus die Strategie verfolgen könnte, die Nato in den Krieg hineinzuziehen, weil sie sich langfristig gegenüber Russland alleine nicht dazu in der Lage sieht, ihre ursprünglichen Grenzen und Territorien zu sichern. Statt salopper Sprüche sollte man im Außenministerium darüber nachdenken, wie es vermieden werden kann, in diese Falle zu tappen.
Prof. Dr. Burkhard Hill, München
Hätte sie nur geschwiegen
Außenministerin Baerbock hat es vielleicht endgültig verbockt. Ihre emotionale Rhetorik reicht nicht aus für eine Frieden stiftende Diplomatie. Völlig überflüssig sind ihre täglichen und häufig missverständlichen Leo-getränkten Wasserstandsmeldungen zu taktischen und strategischen Einschätzungen des Ukrainekonfliktes. Es erfordert neben Intelligenz auch Charakter, um nicht jedes Mikrofon zu beschallen, wenn man nichts (mehr) zu sagen hat. Chefstratege Mützenich (SPD) stoppt ihre verbalen Fehlleistungen und Querschüsse. Er gibt dafür die ruhige, scholzomatische Tonlage vor: "Wir sind nicht im Krieg mit Russland. Wir sprechen weiter mit dem gewählten russischen Präsidenten Putin, so schwer uns das auch fällt." Gut so!
Jens Dürrkopf, Meine
Stolperdiplomatie
Frau Baerbock hat am 24. Januar 2023 gesagt, die Europäer sollten die Ukraine zusammen unterstützen und sich nicht mit gegenseitigen Schuldzuweisungen überziehen, weil "wir einen Krieg gegen Russland führen und nicht gegeneinander". Paul-Anton Krüger kommentiert: "Das ist nicht nur ein blöder Versprecher, sondern eine grob fahrlässige, gefährliche Steilvorlage für die russische Propaganda [...]. Eine Sorgfaltspflicht trifft aber auch die Außenministerin in der Wahl ihrer Worte, und der ist sie hier leider zum wiederholten Male nicht gerecht geworden."
Die Worte einer deutschen Außenministerin haben Gewicht. Es ist in ihrem Amt notwendig, Worte genau zu wägen, sie nicht einfach, je nach Stimmungslage und Gesprächspartnern, einfach herauszuhauen. Es gilt, über die mögliche Wirkung der eigenen Worte nachzudenken und dann erst zu sprechen - oder zu schweigen. Das ist gerade in Zeiten gefährlicher internationaler Spannungen von größter Bedeutung, wollen wir vermeiden, in einen Krieg hineingezogen zu werden oder hineinzustolpern. Dass eine Unterstützung der Ukraine nicht bedeute, dass Deutschland zu einer Konfliktpartei werde, hat Kanzler Scholz im Bundestag am 25. Januar deutlich gemacht. Hat seine Außenministerin die Wichtigkeit dieser Differenzierung hinreichend genau verstanden? Baerbock, so scheint mir, ist den Anforderungen ihres Amtes nicht gewachsen und sollte zurücktreten.
Professor Dr. Norbert Rath, Münster
Verräterischer Versprecher
Schlimm ist diese Äußerung, weil die Vorstellung, die Imagination, auch immer eine im Kopf vorweggenommene Wirklichkeit sein kann. Man gewöhnt sich an den Gedanken, und er beeinflusst die Alltagsrealität. Nicht umsonst sagt man, der Krieg beginnt im Kopf. Ihre Äußerung war auch in der Hinsicht bedenklich, die der amerikanische Sozialpsychologe Wiliam J. Thomas folgendermaßen beschrieb: "Wenn Menschen Situationen für real halten, dann sind sie real in ihren Folgen." Alle Handlungen und Äußerungen dieser Ministerin, die in keiner Weise ihren eigentlichen Aufgaben nachkommt - man lese dazu das Interview mit dem ehemaligen General Vad über die Aufgaben einer Außenministerin -, weisen darauf hin, dass sie das, was sie sagte, auch wirklich glaubt.
Bernd Haberkorn, Buchenberg
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