Verkehrssicherheit:Im Alter fährt das Risiko mit

Im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Ländern gibt es in Deutschland keine Sicherheitsprüfung für ältere Autofahrer. Nicht alle Leserinnen und Leser finden das in Ordnung.

"Bis es kracht" vom 10./11. Dezember

Riskantes Fahren ist altersunabhängig

Wir gehören zur Generation, die vor 50 Jahren bei Nacht und Nebel mit dem altersschwachen VW-Käfer mit Kind und Kegel nach Süden gefahren ist, um am nächsten Morgen am Gardasee oder am Strand von Rimini zu sein. Wir haben Hunderttausende Kilometer zurückgelegt, ohne einen Unfall verursacht zu haben. Heute zahlen wir die Kosten für die Unfallschäden der jüngeren Verkehrsteilnehmer mit der kräftig gestiegenen Kfz-Versicherung mit. Einige von ihnen sind schnell dabei, noch bei Rot über die Kreuzung zu fahren.

Der Artikel ist widerlich. Allein das Bild der Hand am Lenkrad einer offensichtlich älteren Person soll deren Unzulänglichkeit am Autoverkehr suggerieren. Des Weiteren die Überschrift. Was soll mit diesem Artikel bezweckt werden? Die Entfernung der über 65-Jährigen aus dem Straßenverkehr? Fahrprüfungen für alle in dieser Altersgruppe? In Frankreich sterben trotz dieser Prüfungen prozentual mehr Menschen über 65 als in Deutschland. Ob durch eigene Schuld oder durch die Schuld jüngerer Verkehrsteilnehmer ist in der Statistik nicht vermerkt. Und dies trotz Fahrprüfungen, Gesundheitstests und niedrigeren Geschwindigkeitsgrenzwerten auf den Straßen als in Deutschland. Im Vergleich mit dem Unfallgeschehen älterer Menschen in der Vergangenheit sind die Verkehrsunfallzahlen seit Jahren rückläufig.

Die SZ-Autorin hätte noch weitere Beispiele zitieren können, die das Gegenteil hätten zeigen können. Warum nicht auch Beispiele zum Fahrverhalten jüngerer Fahrer im Straßenverkehr? Damit könnte eine ganze Ausgabe der SZ gefüllt werden. Auch würde ich mich Toni Hubalek aus Ottobrunn nicht zu einem Fahreignungstest anvertrauen. Jemand, der dermaßen gegen ältere Menschen hetzt und sie ins Lächerliche zieht, ist für diese Tätigkeit ungeeignet.

Karlheinz und Friederun Reichenstetter, Eichenau

Seniorenfahrer können gefährlich sein

Ich bin 58 Jahre alt und seit einem halben Jahr Witwe. Mein Mann wurde am 1. Mai 2022 von einer 81-jährigen Rentnerin getötet. Die Dame nahm ihm die Vorfahrt an einer gut einsehbaren Kreuzung auf einer wenig befahrenen Landstraße, auf der er gemütlich mit seiner Harley Davidson unterwegs war, bei Sonnenschein und trockener Straße. Er hatte keine Chance. Mein Mann hinterlässt zwei Kinder in Ausbildung beziehungsweise Studium und mich.

Anette Laschinger, Altdorf bei Nürnberg

Regelmäßige Fahrprüfung für alle

Ich würde den Artikel gerne erweitert sehen und schlage wiederkehrende Fahrprüfungen für alle Autofahrer vor. Diese zum Beispiel in Spanien vorgesehene, regelmäßig wiederkehrende Fahrprüfung könnte für junge Fahrer (bis 30 Jahre) und für ältere Fahrer (ab etwa 65 Jahren) alle fünf Jahre und für die übrigen alle zehn Jahre durchgeführt werden. Damit würde die leidige Diskussion um die Fahrweise der Rentner vermieden und alle übrigen Fahrer, auch die Jungen, würden überprüft.

Dr.-Ing. Ludger Bußhaus, Erftstadt-Lechenich

Im Zweifel auf Vorfahrt verzichten

Die SZ-Autorin schreibt über eine Situation, in der ein Kind mit dem Fahrrad den Zebrastreifen überqueren möchte. Der Fahrlehrer belehrt den Rentner: "Beim Fußgängerüberweg wollte der Junge mit seinem Rad rüberfahren. Sie haben keine Rücksicht genommen, obwohl Sie wartepflichtig waren." Solche Situationen habe ich, Jahrgang 1948, schon oft erlebt. Ich bleibe immer stehen mit meinem Pkw, obwohl eine Wartepflicht nur besteht, wenn der Fahrradfahrer sein Rad schiebt. Denn erst dann gilt er als Fußgänger. Viele Fahrradfahrer überqueren in hohem Tempo den Zebrastreifen in der irrigen Annahme: Ich habe ja Vorfahrt. In solchen Fällen verzichte ich gerne auf meine Vorfahrt.

Norbert Schmitz, Neuss

Die Autoindustrie fördert den Status quo

Natürlich sind die 18,4 Millionen Seniorinnen und Senioren in unserem das Auto vergötternden Land Wählerinnen und Wähler. "Die kaufet gern beim Daimler", würde vielleicht ein schwäbischer Ministerpräsident sagen. Soll heißen: Auch die deutsche Automobilindustrie hält schützend ihre Hand über diese Premium-Käufergruppe. Um die Überholspur kümmert sich Porschefahrer Christian Lindner. Links ist nichts für ältere Leute. Das weiß auch die Politik, sehr zur Freude der Konservativen. Sollte ein Senior längere Zeit trödelnd auf der Überholspur unterwegs sein, könnte es sein letztes Mal gewesen sein.

Das Leben ist kurz. Schon in wenigen Jahren gehört der Fahrlehrer Hubalek zu der Altersgruppe, die im Artikel diskreditiert wird. Die Senioren hätten wirklich eine differenziertere und fairere Auseinandersetzung mit dem Thema verdient.

Dr. Hilarius Schmitt, Weitersweiler

Hinweis

Leserbriefe sind in keinem Fall Meinungsäußerungen der Redaktion, sie dürfen gekürzt und in allen Ausgaben und Kanälen der Süddeutschen Zeitung, gedruckt wie digital, veröffentlicht werden, stets unter Angabe von Vor- und Nachname und dem Wohnort. Schreiben Sie Ihre Beiträge unter Bezugnahme auf die jeweiligen SZ-Artikel an forum@sz.de. Bitte geben Sie für Rückfragen Ihre Adresse und Telefonnummer an. Postalisch erreichen Sie uns unter Süddeutsche Zeitung, Forum & Leserdialog, Hultschiner Str. 8, 81677 München, per Fax unter 089/2183-8530.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: