Süddeutsche Zeitung

Konzerthaus-Debatte:Auf jeden Fall weiterplanen

Es geht um eine Institution für ganz Bayern, und da könnten sich gerne Dax-Konzerne und Wohlhabende stärker finanziell beteiligen als bisher. Etwa nach dem Vorbild der Hamburger Elbphilharmonie.

Kommentar "Melodien für Millionen" vom 11. Mai (außerhalb Bayerns erschienen unter dem Titel "Auch der Ton macht die Musik", ebenfalls 11. Mai:

Institution für ganz Bayern

Erst einmal sei der Süddeutschen Zeitung gedankt, dass sie als einziges überregionales Medium die Debatte für ein neues Konzerthaus am Laufen hält. Ich war selbst bei der sachlich-emotionalen Podiumsdiskussion vor Ort und finde den Kommentar von René Hofmann sehr ausgewogen. Gleichzeitig gibt er neue Denkanstöße: Die Überarbeitung des Projekts in einem festen Kostenrahmen, der Aufruf zu mehr auch finanziellem Engagement der bayerischen Wirtschaft (zum Beispiel Siemens, BMW, Google und andere), aber gleichzeitig auch mehr Bürgerengagement. In Hamburg stand die Bürgerschaft viel mehr als bisher in München hinter den Plänen der Elbphilharmonie.

Was leider immer unterschlagen wird: Das neue Konzerthaus soll kein weiterer "Kunsttempel" für München werden, sondern eine Kulturinstitution für ganz Bayern (dafür steht ja auch der Bayerische Rundfunk). Auch jetzt kommt die Mehrzahl der Besucher von Konzert, Schauspiel und Oper aus dem näheren und weiteren Umland von München, ja auch aus Fürth, Würzburg, Rosenheim. Auch ich bin Provinzler und nehme gern einmal die Woche 100 Kilometer Anfahrt in Kauf, um München kulturell leuchten zu sehen.

Dr. Axel Schertel, Wertingen

Auch die Elphi war ein Erfolg

Die kontroverse Diskussion über die Notwendigkeit eines neuen Konzertsaals im Ostpark wird durch die Zögerlichkeit der Politiker befeuert. Das Neubauprojekt wird keine ausschließliche Heimstatt für das BR-Symphonieorchester (BRSO) sein, sondern ist geplant als ein Veranstaltungsort, in dem ein vielseitig angebotenes Programm für die ganze Bevölkerung angesiedelt werden soll. Nicht nur "elitäre" Abendveranstaltungen sollen das Kulturareal im Ostpark beleben, sondern das neue Konzerthaus wird auch tagsüber multifunktionale Aufgaben übernehmen. Die entflammte Kostendiskussion basiert auf Spekulation; doch wie hoch auch der Endpreis sein wird, er wird in den kommenden Jahren deutlich kompensiert werden - siehe die Attraktivität der Elbphilharmonie. München, das BRSO und freie Veranstalter brauchen einen international attraktiven Bau für Musikerlebnisse aller Art, dann kommen auch jene Orchester und Solisten, die die Isarmetropole bisher gemieden haben, in ihrem Schlepptau Kulturbegeisterte aus aller Welt. Deshalb weiterplanen, die Konzeption den heutigen und zu erwartenden Anforderungen anpassen und einen passenden Namen dafür finden: "Münchner Kulturhaus".

Thilo Sprackties, München

Dax-Konzerne als Sponsoren

Möchte man sich München vorstellen, ohne Bauten und Straßen wie die Residenz, die Pinakotheken, Nymphenburg, Schleißheim, die Oper, den Königsplatz, Ludwigstraße, Maximilianstraße? Wohl kaum. Die meisten dieser "Luxusbauten" sind unter weit prekäreren Haushaltslagen entstanden. Hätten die früheren Herrscher so kleinmütig gedacht wie Söder, sähe es bei uns recht traurig aus. Im Gegensatz zu Hamburg, das sich eine Philharmonie für 850 Millionen Euro geleistet hat, ist München eine der wichtigsten Musikstädte der Welt. München braucht dieses Konzerthaus. Und wie in Hamburg würde schon bald nach Eröffnung niemand mehr von den Kosten reden, sondern alle wären stolz und glücklich. Unserer Zeit, wohlhabend wie nie zuvor, würde es gut anstehen, etwas Bleibendes zu schaffen, wie es für frühere Generationen selbstverständlich war. Apropos wohlhabend: Was tragen eigentlich die vielen Dax-Konzerne in der Stadt, die ihr Personal auch mit dem Kulturangebot der Stadt locken, dazu bei? Allein Frau Klatten könnte das Konzerthaus, egal wie teuer, allein finanzieren, ohne spürbar ärmer zu werden.

Hans Kössler, München

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SZ vom 18.05.2022
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