Kongo:Vom Kraftwerk profitieren andere

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Das Riesenprojekt ,,Inga 3" stößt auf Kritik. Es diene nicht den Menschen, sondern den Konzernen, die es bauen, schreibt einer. Die Hauptstadt bleibe weiter ohne stabiles Stromnetz, warnt eine Leserin.

Zu " Hoffen auf Inga" vom 8. September:

Es wird immer verrückter, wie im Rahmen der Energiewende unter einem auf den ersten Blick guten Plan, folgenschwere soziale und neue Umweltprobleme entstehen. Abgesehen davon, dass die Energiesicherung durch Wasserstoffprojekte im Kongo und in anderen afrikanischen Ländern fragwürdig ist, sehe ich auch im Bereich der Rohstoffgewinnung von Batterierohstoffen in umweltsensiblen Gegenden der Tropen keinen Sinn. Es darf doch nicht sein, dass wir unsere Umweltprobleme in Entwicklungsländer exportieren.

Dr.-Ing. Frank Leschhorn, München

Noch kein Großdamm hat die Erwartungen bezüglich der Energieproduktion dauerhaft erfüllt. Die großen Ströme wie Nil, Parana, Kongo, Mississippi oder der Gelbe Fluss führen enorm viel Sediment mit sich, das sich im ruhenden Wasser des Stausees absetzt. Neben der erwähnten Leistungsminderung der Turbinen führt das auch zu einem Stillstand des Wachstums des Deltas oder gar zu dessen Verschwinden. Die Folgen sind etwa in Alexandria oder New Orleans gut zu beobachten. Massiv auch die Veränderungen der lokalen Umweltbedingungen in Überschwemmungsgebieten und großflächig drumherum sowie die Zerstörung der Gewässerökologie.

Unterm Strich nutzen solche Großprojekte nie den Menschen vor Ort; ja nicht mal dem Staat, in dem sie realisiert werden, sondern einzig den betreibenden Konzernen.

Martin Schuhmann, Nüsttal

Zwölf Millionen Einwohner hat die Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo offiziell. Wenn man aber nachts per Flugzeug anreist, sieht man die Stadt unter sich nicht. Sie liegt im Dunkeln, denn Strom ist nicht verlässlich verfügbar. Dieselgeneratoren wummern überall in Kinshasa - und wenn das Netz zusammenbricht, lachen die Menschen und rufen "RDC" (Republique démocratique du Congo). Das habe ich erlebt vor sechs Jahren. Und heute ist es schlimmer, weil es auch kein Wasser gibt. Die Leitungen in der Stadt sind marode.

Der Kongo ist immer schon ausverkauft worden, weil er immer das gerade parat hat, was die Welt braucht: Gummi für die Reifen zu Beginn des 20. Jahrhunderts, Plutonium für die Hiroshima-Bombe, Coltan und nun Wasserstoff. Ach ja, es müssen ja nur 37 000 Menschen umgesiedelt werden für Wasserstoff für deutsche Autos. Menschen, die schon jetzt nichts haben außer dem Land, das sie bewirtschaften. Ich schäme mich!

Bettina Sick-Folchert, Pansdorf

© SZ vom 08.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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