Süddeutsche Zeitung

Klimaziele:Nach uns die Sintflut

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Waldbrände, abschmelzende Gletscher, Überschwemmungen, Trockenheit: Vom Klimawandel sind alle betroffen. Daher ist die Aufgabe der deutschen Klimaziele nach Meinung von Lesern ein Skandal unerhörten Ausmaßes.

"Die Klimaversager" vom 10. Dezember:

Alles nur Worthülsen

Jetzt wissen wir es also. Es geht den politischen Führern von CDU/CSU und SPD nicht um die Zukunft der nachfolgenden Generationen, sondern um ihre eigene Existenz, das heißt um den Erhalt ihrer Mandate. Lieber thematisiert man monatelang das Flüchtlingsproblem, als sich an das Überlebensprojekt Weltklima zu wagen. Ganz nebenbei bemerkt, ist die erlebte Fluchtbewegung lediglich ein Vorbote für das, was kommen wird, wenn ein Großteil der Weltbevölkerung seine Lebensgrundlage verliert.

Nahezu wöchentlich kommt es weltweit zu Katastrophen, seien es Waldbrände verheerenden Ausmaßes, Überschwemmungen, Trockenheit mit Ernteausfällen, neuerdings sogar zu Bergstürzen, dazu abschmelzenden Gletschern und der Polkappen mit dem verbundenen Ansteigen des Meeresspiegels. Will man da wirklich keinen Zusammenhang erkennen? Ist es ganz unbekannt, dass auch die Weltwirtschaft gefährdet ist, wenn wegen der andauernden Großschäden einmal die Rückversicherungsgesellschaften nicht mehr leistungsfähig sind? Europapolitisch hat Deutschland seine Glaubwürdigkeit als angeblicher Vorreiter der Klimapolitik damit verspielt. Weltpolitisch gesehen, ist vom Ergebnis her nahezu kein Unterschied auszumachen zwischen Donald Trumps Verleugnungsstrategie und der Worthülsenfabrikation unserer Politiker. Werner Hüttner sen., Eurasburg

SPD - nichts dazugelernt

Die Aufgabe des Klimaziels, Emissionen bis 2020 um 40 Prozent unter das Niveau von 1990 zu drücken, ruft große Aufregung und Empörung bei der SPD hervor. Aber nicht etwa wegen der Vereinbarung als solcher, sondern wegen ihres vorzeitigen Bekanntwerdens. Offenbar hatte man geplant, diese Ungeheuerlichkeit klammheimlich an der Öffentlichkeit und der Parteibasis vorbei unter dem Beifall der Gewerkschaften in einem künftigen Koalitionsvertrag festzuschreiben. Dieser Vorgang lässt nicht nur Rückschlüsse auf die grundsätzliche Haltung der SPD zur Klimapolitik insgesamt, sondern auch auf ihre derzeitige Verfassung schlechthin zu. Was die Position der SPD zur Klima- und Umweltpolitik angeht, so kommt ihr aktuelles Verhalten keineswegs überraschend. Klimaschutz war der SPD und vor allem den Gewerkschaften schon immer ein Dorn im Auge. Schon unter Kanzler Helmut Schmidt musste Erhard Eppler bitter erfahren, dass in der SPD Klima- und Umweltschutz keinen oder nur geringen Stellenwert haben. Man hätte meinen können, die Sozialdemokraten lernten in dieser Hinsicht im Laufe der Jahrzehnte dazu. Weit gefehlt! Erst kürzlich wetterte der ehemalige Parteichef und Umweltminister gegen zu viel Klimaschutzpolitik und spielte diese gegen Industriearbeitsplätze aus. Vor Betriebsversammlungen wie bei VW brüstete er sich - unter dem tosenden Beifall der Gewerkschaftskollegen - damit, sich in Brüssel erfolgreich gegen zu scharfe Klimaauflagen gewehrt zu haben. Und Barbara Hendricks, SPD-Umweltministerin, musste immer wieder leidvoll erfahren, wie Genosse Sigmar Gabriel ihr bei ihrer Amtsführung Knüppel zwischen die Beine warf.

Man hat den Eindruck, bei der SPD geht es gar nicht mehr um ein "Weiter so", sondern um ein Rückwärts in die industrielle (Kohle-)Steinzeit. Horst Isola, Bremen

Scham und Schaden

Das nationale Klimaziel 2020 nicht mehr einhalten zu wollen ist eine Bankrotterklärung der diese und wohl auch die nächste Bundesregierung tragenden Parteien CDU, CSU und SPD. Eines der reichsten Länder der Erde soll in einer wirtschaftlichen Boomphase nicht in der Lage sein, das drängendste Menschheitsproblem beherzt anzugehen.

Ich bin immer vorsichtig mit der Verwendung des Wortes "skandalös", aber die bekannt gewordenen Absichten dieser Parteien können nicht anders als ein Skandal bezeichnet werden. Schaden vom deutschen Volke zu wenden, das hat die sogenannte Klimakanzlerin schon mehrmals zu Beginn der Legislaturperiode in ihrem Amtseid geschworen und wird es wohl auch diesmal wieder tun. Angesichts ihrer realen Politik sollte sie als Christin vor Scham im Boden versinken. Karl Amannsberger, Berlin

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Quelle:
SZ vom 15.01.2018
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