Kirche II:Mutig bleiben trotz pastoraler Umkehr aus Rom

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Zu " Rom hat gesprochen", 25./26. Juli: Es wird leider noch lange dauern, bis die Kirchenleitung sich vom Klerikalismus befreien kann. Wir Laien müssen schon vorher handeln. Ich bin als getaufter und gefirmter Christ selber verantwortlich und kann nicht passiv auf die Erlaubnis der Prälaten warten. Ich lebe auch nicht erst in 200 Jahren und ich habe viel mehr Möglichkeiten, als man mir bisher von Seiten der Kirchenleitung eingeredet hat. Man kann auch ohne Amtskirche glauben, lieben und hoffen, beten, taufen, bei Hochzeiten assistieren, Tote bestatten etc.

Die deutschen Bischöfe müssen nun den Mut haben, als Bischöfe und nicht als Vollzugsbeamte der Kurie zu handeln.

Axel Harald Stark, Passau

Als hätte es kein Zweites Vatikanisches Konzil gegeben, zementiert die römische Instruktion den Klerikalismus und Zentralismus. Woher sollen bei dem großen Priestermangel überhaupt noch geeignete Priester kommen, von denen die realitätsfremde Instruktion ausgeht? Haupt- wie ehrenamtliche "Laien" werden von vielen Diensten wie zum Beispiel der Predigt in der Eucharistie-Feier ausgeschlossen. Die Frauen werden implizit von allen Leitungs- und Weiheämtern ferngehalten. Wenn diese Instruktion einer Law-and-Order-Kirche umgesetzt würde, wird das zur weiteren Erosion kirchlichen Lebens führen, nicht nur in Deutschland.

Christian Weisner, Dachau

Zu " Schlag in den Magen" vom 22. Juli: Hieß es früher "Roma locuta, causa finita - Rom hat gesprochen, die Sache ist erledigt", so hat sich dieser jahrhundertealte Mechanismus inzwischen sehr gewandelt. Sogar bei den ansonsten offiziell beifällig nickenden Bischöfen. Im vorliegenden Fall, wo es um die seit Jahren eingeführte Laienbeteiligung bei der Leitung von Pfarreien geht, fürchten die Oberhirten um ihre Glaubwürdigkeit. Aus historischer Sicht kann ich dem Papier aus Rom mit seinem Festhalten an priesterlicher Leitung aber etwas Positives abgewinnen: Es zwingt geradezu, sich darüber Gedanken zu machen, wie die Zukunft des Priestertums aussehen soll. Das deutsche Wort Priester kommt bekanntlich aus dem Griechischen. Der Presbyter war in der Antike ein "Ältester", ein erfahrener Ratgeber, ja sogar ein Ratsherr der städtischen Verwaltung. In der langen Geschichte der Kirche wurde aus dem "Gemeindemanager" Presbyter der Priester. Die "Weihe" war ursprünglich die Beauftragung zum Dienst an der Gemeinde. Das könnte sie auch heute wieder sein. Wir müssen nur die Zugangsbedingungen zu diesem elitär gewordenen "Weiheamt" verändern. Das betrifft die akademische Ausbildung, das Zölibat und die Beschränkung auf das männliche Geschlecht.

Anselm Bilgri, München

© SZ vom 14.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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