Süddeutsche Zeitung

Katholische Kirche II:Diskriminierend

Auch der Umgang mit Homosexualität stößt bei SZ-Lesern auf Kritik. Die Äußerung eines Priesterausbilders, der Schwule als , "krank" bezeichnete, verärgert einige.

Zu "Fixierung auf die Lust" vom 9. Mai:

Soll bloß keiner sagen, die Äußerungen von P. Romano Christen seien die Meinung eines Einzelnen. Es handelt sich hier um die Spitze eines Eisbergs, der durch Zufall an die Wasseroberfläche geraten ist. In früheren Zeiten hätten die Gläubigen solche klerikalen Aussagen bejahend zur Kenntnis genommen und wären mit dem Segen der Kirche über Homosexuelle hergefallen. Gott sei Dank - und das ist dem Wortsinne nach zu verstehen - sind die meisten heute so gut aufgeklärt, dass sie dieser Art von Klerikalismus nicht mehr auf den Leim gehen. Die junge Generation setzt sich damit nicht mal mehr auseinander. Sie nimmt es aus dem Augenwinkel heraus wahr, schüttelt den Kopf und geht zur Tagesordnung über. Es tut weh, Zeitzeuge zu sein, wie die sogenannten Amtsträger der Kirche die Botschaft Jesu verraten und die Kirche zugrunde richten. Es gab einmal eine Zeit, da ist die Kirche avantgardistisch der Gesellschaft vorangeschritten. Man hat ihr Unmögliches zugetraut, sogar Totenerweckungen. Heute ist sie selbst zum Lazarus geworden und niemand ist da, der sie aus dem Grab holt. Ecclesia quo vasisti?

Johannes Netter, München

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Quelle:
SZ vom 23.05.2019
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