K-Pop:Korea ist nun mal so

Eine Band aus Südkorea macht Furore - und in der SZ wird sie nach europäischen Maßstäben beurteilt. Das ärgert eine junge Leserin.

Ihr macht im Artikel " Akustischer Ausnahmezustand" vom 8. Juni einen gravierenden Fehler: Ihr schreibt über eine fremde Kultur (die koreanische) moralisch abwertend und macht so völlig unreflektiert die westliche/europäische/deutsche zum Maßstab. Was in dem Artikel über K-Pop gesagt wird, gilt für die gesamte koreanische Kultur und Arbeitswelt: totaler Leistungs- und Anpassungsdruck; strenge Hierarchie, die es absolut unmöglich macht, einem Älteren, Vorgesetzten oder in der Familie "Höherstehenden" zu widersprechen; hohe Selbstmordrate; extreme Arbeits- und Lernzeiten, schon kleine Schüler kämpfen ständig gegen den Schlaf; permanenter Wettbewerbsdruck (Rankings) schon in den Schulen, später an den Unis und sicher auch in den Firmen; Perfektion ist ein wesentlich höherer Wert als Kreativität und Originalität; ein für uns "unmenschlicher" Schönheitszwang, der in den Augen der Koreaner aber nichts anderes ist, als dass man sich eben so schön wie möglich den Mitmenschen präsentiert.

All das spiegelt sich in dem Artikel genauso wider, allerdings als etwas Negatives. Was nicht stimmt, ist, dass der Leistungsdruck geheim gehalten wird. Man tauscht das offen aus. Und dass ihr junge Männer mit Kajalstrich lächerlich macht, steht einer sonst so "gendersensitiven" Redaktion ganz schlecht zu Gesicht. Dass die Videos ästhetisch, tänzerisch, modisch und produktionstechnisch alle anderen Musikvideos der Pop-Szene um Klassen überragen, hättet ihr auch erwähnen können. Ich bin übrigens 17 Jahre alt, war gerade zwei Wochen in Korea, mache nächstes Jahr Abi und beschäftige mich seit fast drei Jahren mit K-Pop und der koreanischen Kultur.

Lotte Krämer, München

© SZ vom 14.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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