SZ: Sie finden vieles doof, was die Grünen gerade machen. Warum wollen Sie trotzdem Sprecherin der Grünen Jugend werden?
Jette Nietzard: Weil ich den Grünen dann sagen kann, was sie besser machen sollen. Ich finde es wichtig, dass sich in unserer Demokratie alle einbringen können, auch Kinder, Jugendliche, Studierende und Azubis. Wenn ich zur Vorsitzenden der Grünen Jugend gewählt werde, kann ich Politikern wie Robert Habeck oder Annalena Baerbock erklären, was junge Menschen denken und wie man für sie Politik macht.
Sollten die das nicht von alleine wissen?
Doch, aber man muss sie immer wieder daran erinnern, weil sie ja im Alltag ganz andere Sachen erleben als wir jungen Leute. Kinder stehen zum Beispiel nicht im Grundgesetz. Das will ich ändern. Mein Ziel ist auch, dass Kinder und Jugendliche nicht mehr in Armut leben müssen und schon deutlich früher in der Politik mitentscheiden dürfen. Dafür sollte das Alter, ab dem man den Bundestag wählen darf, gesenkt werden. Und ich finde, dass die Regierung viel mehr gegen die Klimakrise machen muss.
„Fridays for Future“ demonstriert viel weniger als früher. Ist das Thema überhaupt noch wichtig?
Ich finde, es wird sogar immer wichtiger. Wir jungen Menschen leben ja noch ein bisschen länger auf diesem Planeten als viele ältere Politiker. Und erst diese Woche kam eine Studie raus, die gezeigt hat, dass der Klimawandel sehr vielen Jugendlichen Angst macht. Dagegen will ich etwas tun. Zwar sind Demonstrationen super wichtig, weil man da sieht, wie viele Menschen für die gleiche Sache protestieren. Aber in vielen Städten gibt es auch Jugendgruppen, in denen man gemeinsam über das Thema spricht oder Filmabende dazu macht. Es gibt so viele Formen, wie man sich für das Klima einsetzen kann, und jede davon ist gut.