Ivanka Trump:Alles aus Kalkül

Die Tochter von US-Präsident Donald Trump durfte gemeinsam mit Angela Merkel und anderen Amtsträgerinnen an der W-20-Konferenz in Deutschland teilnehmen. Eine Leserin kann sich darüber nur aufregen.

Stefan Kornelius hat mit "Papas Püppi" vom 26. April den Nagel auf den Kopf getroffen, nur dass es das "Püppi" meiner Meinung nach faustdick hinter den Ohren hat. Ich war außer mir, Ivanka Trump auf einer Bühne zu sehen mit so vielen hochkarätigen Powerfrauen von Format. Meiner Meinung nach stellte diese Einladung auf internationaler Ebene eine öffentliche Rechtfertigung von Ivanka Trumps äußerst fragwürdiger Position als Beraterin ihres eigenen Vaters und der Vetternwirtschaft im Weißen Haus schlechthin dar, ganz abgesehen davon, dass die Präsidententochter durch ihre Teilnahme zudem als gleichberechtigter Gesprächspartner auf Augenhöhe anerkannt wird. Gleichermaßen bot man ihr auch noch ein - öffentliches und internationales - Forum, um die sprunghafte Politik ihres kleingeistigen, großkotzigen, kriegswütigen Vaters lobzupreisen. Durch solch schweigende Zustimmung wird auch "Pussy-Grabbing" zum Kavaliersdelikt und erratisches Kriegsspiel zur Heldentat.

In ihrem Buch "The Trump Card" mit dem bezeichnenden Untertitel "Wie man im Berufs- und Privatleben stets der Gewinner ist" schrieb Frau Trump sinngemäß: "Die Wahrnehmung ist wichtiger als die Wirklichkeit" - ich persönlich bin versucht, in Analogie zu Shakespeare hier zu sagen: "Der Schein ist wichtiger als das Sein." Sie fährt fort: "Es ist wichtiger, dass jemand etwas als wahr erachtet, als dass es tatsächlich wahr ist. Dies ist keine Aufforderung, zweideutige Aussagen zu machen oder gar falsch zu sein. Man sollte sich aber nicht damit aufhalten, falsche Annahmen richtigzustellen, wenn man von ihnen profitieren kann." Fazit: Moral ist sekundär. Hauptsache, die Kasse stimmt.

Und genau das ist auf dem W-20-Gipfel passiert: Papas Püppi spielte das possierliche, arglose, schnurrende Kätzchen, um mit Kalkül gut Wetter zu machen und die Welt gnädig zu stimmen für ihren ach so lieben, warmherzigen Herrn Papa, den Kümmerer, den Übervater der Weltgemeinschaft, Retter der Vergessenen, Vorreiter der Frauenrechte.

Wollte Angela Merkel den Weg zu "Sugardaddy" über "Püppi" suchen, hätte sie Ivanka Trump ebenso gut jederzeit zu einem privaten Tête-à-Tête im Kanzleramt empfangen können. Doch diese skurrile Inszenierung von Gemeinsamkeiten oder gar Gemeinschaft ist ein Schlag ins Gesicht all derer, die sich weltweit für Frauenrechte einsetzen.

Ute Finzel, Burghausen

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