Inklusion:Am Anspruch gescheitert

In Bremen heißt die Inklusion nur so, meint ein Leser. Ein anderer nennt die Inklusion einen Selbstbetrug.

Inklusion an der Schule

Inklusionsklasse in Mannheim.

(Foto: Uwe Anspach/dpa)

"Bremer Missverständnis" vom 30. April / 1. Mai:

Das nennt sich "Kooperation"

Was nicht passt, wird gern passend gemacht. In diesem Fall die Inklusion. Es ist eigentlich eine Unterrichtsform, bei der ein Schüler mit Förderbedarf am allgemeinen Unterricht teilnimmt. Die Eltern haben das Recht, dieses einzufordern, und natürlich gilt für diesen Schüler nicht das Curriculum des Gymnasiums. Sein individueller Förderbedarf bestimmt, was er lernen soll. Wenn ein Förderschullehrer und eine Klassenassistenz eine Gruppe von Förderschülern im Nebenraum betreuen und unterrichten und gemeinsame Aktivitäten mit der Regelschulklasse durchführen, beschreibt dies das Unterrichtsprinzip der "Kooperation". Es ist eine in vielen Bundesländern verbreitete Unterrichtsform, bei der eine Förderschulklasse inklusive des Personals an eine Regelschule angedockt wird und diese das gemeinsam machen, was gut funktioniert. Inklusion ist das aber nicht, und das Missverständnis liegt genau hier. Nennt Bremen die Kooperation jetzt Inklusion, weil die Kooperation einfacher umzusetzen ist?

Torsten Jahn, Lüneburg

Eigentlich ein Selbstbetrug

Trotz eklatanten Lehrermangels und ungenügender Räumlichkeiten wird die Inklusion wie eine Monstranz von moralgefestigten Bildungspolitikern vorangetragen. Als wäre Schule heute nicht bereits durch allerlei gesellschaftliche Entwicklungen massivst unter Druck!

Beruflich mit dem Thema Diversity als Betriebsrat beschäftigt, habe ich großes Interesse und Verlangen, eine frühzeitige Eingliederung für unsere eingeschränkten Mitbürger zu erreichen. Jedoch müssen die Rahmenbedingungen im Berufsleben und auch in der Schule zwingend den Anforderungen angepasst werden. Denn genau so wie die Behindertenverbände Teilhabe einfordern, darf "Inklusion mit der Brechstange" nicht zur Ausgrenzung oder Benachteiligung der übrigen Schülern führen. Gerade von den heranwachsenden Abiturienten erwarten wir als Gesellschaft zu recht einen wesentlichen Beitrag im Arbeitsleben. Letztendlich betrügen wir uns selbst.

Robert Tratz, München

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