Zu "Krank durch die Klinik" vom 18. November, "Masern-Impfpflicht ab März" sowie zum "Pro und Contra: Pflicht zur Masernimpfung", alle vom 14. November:
Risiko durch Kunstfehler
Ich möchte zum Thema Impfpflicht und dem Pro und Contra dazu in der SZ-Berichterstattung zwei Aspekte hinzufügen.
Erstens: Vielen Ärzten, welche die Impfungen ablehnen oder einen eigenen Impfplan aufstellen, ist nicht bewusst, dass die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission medizinischer Standard sind und Nichtbeachtung als ärztlicher Kunstfehler bewertet wird. Sie gehen ein hohes Risiko ein. Denn sollte die Erkrankung mit schwerer Behinderung oder Todesfolge einhergehen, können die Eltern klagen. Dies kann dann eine Strafe sowie die Entziehung der Kassenzulassung bedeuten.
Zweitens: Im Verlauf des Medizinstudiums werden die Studenten in Deutschland meiner Erfahrung nach kaum auf die wichtige Prävention durch Impfungen hingewiesen. Was in Deutschland fehlt, ist ein verpflichtendes Impfseminar. Hier besteht dringend Handlungsbedarf.
Dr. med. Michael Zinke, Hamburg
Droht Impfmüdigkeit woanders?
Es ist zwar "nur" eine Impfung, aber ich wundere mich trotzdem sehr, warum gegen eine solche Zwangsmaßnahme wie die Masern-Impfpflicht nicht mehr Protest aufbrandet. Es wird hier ja nicht nur unsere Freiheit eingeschränkt, die Strafen für dieses angeblich so gefährdende Verhalten sind dazu auch völlig überzogen.
Ein Vergleich mit anderem gefährlichen Verhalten zum Beispiel aus dem Straßenverkehr wäre doch mal eine interessante Grafik für die SZ: 2500 Euro ... so viel kostet auch (wenn man überhaupt erwischt wird) ungefähr dreimal Autofahren unter Alkoholeinfluss oder "zirka viermal mit 100 km/h durch die 30er-Zone rasen. Und hat sich schon einmal jemand überlegt, was nach der Strafe kommt? Zwangsimpfung oder Schulausschluss?
Zudem sind einige Fragen nicht so eindeutig geklärt, wie Herr Minister Spahn und Vertreter der Pharmaindustrie uns weis machen wollen: So sind die Auswirkungen auf das frühkindliche Immunsystem sind bei Weitem noch nicht genau genug erforscht. In einigen Untersuchungen wurde zum Beispiel festgestellt, dass eine Impfpflicht in einem Bereich zu einer größeren Impfmüdigkeit in anderen Bereichen führt. Wird das nun im Fall der Masernimpfpflicht auch so bezüglich anderer freiwilliger Impfungen so sein? Vielleicht sogar gewollt, weil man dann ein schönes Argument hat, eine weitere Impfpflicht einzuführen?
Die Impfschäden von 80 Millionen Menschen und die Krankheitsschäden einiger Hunderter werden nicht in Relation gesetzt, sondern in Tabellen werden deren relative Häufigkeiten 1:1 gegenübergestellt: Um gleich häufig vorzukommen, müssen aber die Krankheitsschäden 100 000-fach so häufig vorkommen wie die Impfschäden, was bei einigen Symptomen nicht der Fall ist. Nun hat die Pharmalobby also einen weiteren Sieg gegen die Freiheit der Bürger errungen! Es ist eine Schande, dass uns die Politiker nicht davor bewahrt haben!
Holger Nachtigall, Sachsenried
Einfach-Impfung ist risikoärmer
Selten hatte ein Gesetz die Klärung durch das Bundesverfassungsgericht mehr verdient als das zur Impfpflicht. Es geht um körperliche Selbstbestimmung versus Volksgesundheit!
Um der Gruppe der "Impfschaden-Befürchter" unter den Eltern (die "Vorsorge-Verweigerer", die ihr Kind eher vernachlässigen und auch Vorsorge Untersuchungen versäumen, sind hier nicht gemeint) zumindest einen Teil ihrer Ängste zu nehmen, sollte es ein Anrecht auf die Wahl der Impftiefe geben. Wenn ich bei meinem Hausarzt eine Tetanusimpfung bekomme, erhalte ich ungefragt eine Mehrfachimpfung. Eine Impfung gegen nur eine Krankheit aber wäre, zumal bei Kindern, deutlich risikoärmer, da das Immunsystem nicht gleich dem Schrotschuss gegen fünf Erreger standhalten muss. Also: Her mit der Einfach-Impfung gegen Masern!
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Jörg Janssen, Neunkirchen-Seelscheid
Beratung kostet nicht extra
Die Behauptung, Ärzte verdienten viel Geld damit, individuelle Impfentscheidungen zu propagieren, ist falsch. Während unsere Gebührenordnung für den Arzt bei Verabreichung einer Masern-Mumps-Röteln-Impfung 15,50 Euro vorsieht, gibt es für ein Impfgespräch (egal welcher Dauer) ohne anschließende Impfung null Euro.
Dr. Theodor Schmeer, Landshut
Die Verhältnisse wahren
In Deutschland werden pro Jahr im Schnitt nach meinen Erkenntnissen vier bis sieben Todesfälle (vor Einführung der Impfung waren es etwa 100) registriert, die auf eine Maserninfektion zurückgeführt werden. Aufgrund dieser Zahlen werden jetzt die Bürger entmündigt und zur Impfung gezwungen.
Nach Schätzung des Robert-Koch-Instituts sterben jährlich 10 000 bis 20 000 Menschen, weil sie sich in einer Klinik mit einem Krankheitserreger anstecken. Da bin einmal gespannt, welche Maßnahmen sich Jens Spahn einfallen lässt, um diese weit prägnanteren Zahlen zu reduzieren.
Bernhard Pfeiffer, München