Hormontherapie:Infamer Vorwurf

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Der SZ-Autor warnt, Gefahren einer Krebserkrankung würden von Ärzten relativiert, Leser melden sich interessiert, und der Frauenärzte-Verband protestiert: Es gehe um wissenschaftliche Erkenntnisse, nicht um Geschäftsinteressen.

" Hormon-Propaganda" vom 9. September:

Die einzig aussagekräftige Untersuchung zu diesem Thema wäre doch, ausschließlich Brustkrebs-Erkrankungen bei Frauen jenseits der Menopause zu betrachten. Dann wäre es doch erst möglich, darzulegen, wie hoch tatsächlich der Anteil an Erkrankungen ist, die unter Hormonersatzbehandlungen auftreten. Dass die ärztlichen Berufsverbände oder Pharmaunternehmen zu solchen Studien keine Lust haben, spricht doch Bände! Frauen jenseits des gebärfähigen Alters sind eben in der Gesellschaft sowie auch in der Wissenschaft kein "attraktives" Thema mehr. Als Kundinnen für nutzlose oder gar gefährliche Medikamente jedoch wird gerne mit ihnen gerechnet. Wenn frau sich aber für ihre Beschwerden in den Wechseljahren Therapien sucht, die keine tödlichen Nebenwirkungen haben, so muss sie diese aus der eigenen Tasche bezahlen. Brust-OP, Chemo und Bestrahlung sowie die Behandlung danach erneut auftretender Krebserkrankungen werden von den Krankenkassen übernommen.

Dorothea Knoesel, Bisingen

Nach der Versendung eines Rundschreibens an Frauenärzte ist immer das gleiche Ritual zu beobachten: Ein Redakteur der SZ leugnet die Seriosität eines Schreibens von Ärzten an Ärzte. Er leugnet die britische NICE Guideline von 2015 und die deutsche S3 Leitlinie von 2019, die besagen, dass Frauen, die eine Hormonersatztherapie (HRT) erwägen, darüber aufgeklärt werden sollen, dass eine HRT (EPT/ET) zu einer geringen oder keiner Erhöhung des Brustkrebsrisikos führen kann. Aus welchem Grund auch immer stellt er sich gegen die Hormonersatzbehandlung.

Eine Metaanalyse im L ancet wurde, wie üblich, von der Internationalen Menopause Gesellschaft sowie der Präsidentin der Schweizerischen Menopause Gesellschaft, die gleichzeitig auch dem Vorstand der Deutschen Menopause Gesellschaft angehört, analysiert und kommentiert, und diese wissenschaftlichen Aussagen an deutsche Frauenärzte verschickt. Was der Autor Ärztefunktionären vorwirft, macht nur er selbst: schreibt oberflächlich, unwissenschaftlich, emotional. Dabei haben weder er noch die zitierte Gesundheitswissenschaftlerin je eine Frau in den Wechseljahren untersucht oder therapiert. Der pauschale, infame Vorwurf, man vertrete Geschäftsinteressen, ist erschreckend unseriös.

Dr. Christian Albring, Präsident des Berufsverbands der Frauenärzte, München

© SZ vom 19.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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