Süddeutsche Zeitung

Hambacher Schloss:Wer darf rein, wer nicht?

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Das Hambacher Schloss ist ein Symbol der deutschen Demokratiebewegung. Wenn dort auch Rechtskonservative um die AfD Tagungen abhalten wollen - dürfen die das? Ein Leser ist empört, eine Leserin verteidigt die AfD-nahen Kreise.

"Hambacher Last" vom 2. Mai:

Eine Provokation

Nein, ich bin keinesfalls mit der Vermietung des Hambacher Schlosses an die rechte Kumpanei, die sich hinter den Namen Max Otte, Jörg Meuthen, Thilo Sarrazin und Vera Lengsfeld verbirgt, einverstanden. Vielmehr sollten die Verantwortlichen in der Gesetzgebung ernsthaft darüber nachdenken, wie man gesetzliche Instrumentarien schaffen könnte, um den rechten Antidemokraten den Zugang zu diesem Symbol von Freiheit und Demokratie zu verwehren.

Ich bin Mitglied der SPD und fühle mich als Demokrat durch das Treffen der Rechten geradezu provoziert. Die gegenwärtige Rechtslage ist sehr unbefriedigend, und ich halte es für unerträglich, dass an der Stätte der deutschen Demokratiebewegung die braunen Demokratieverächter immer wieder tagen wollen, um bei dieser Gelegenheit ihre hasserfüllten kruden Thesen zu verbreiten.

Mag ja sein, dass eine entsprechende Regelung aus verfassungsrechtlichen Gründen sehr schwierig zustande zu bringen ist, dennoch sollte aber nichts unversucht bleiben, um den Missbrauch des Hambacher Schlosses für die Zwecke der Rechten zu verhindern. Wirtschaftliches darf bei den Überlegungen, wie man den Auftritt rechter Kreise in Hambach verhindern kann, überhaupt keine Rolle spielen. Unter den demokratischen Landtagsparteien in Rheinland-Pfalz, also allen außer der AfD, dürfte ja wohl Einigkeit über den notwendigen Schutz des liberalen Geistes des Hambacher Schlosses bestehen.

Manfred Kirsch, Neuwied

Alle Parteien, auch die AfD

Bisher war ich immer der Überzeugung, dass die Demokratie in der BRD der Ausdruck für eine vom Volk gewählte Regierung mit demokratisch gewählten Parteien sei. Da das Parteienspektrum alle politischen Inhalte enthält, verstehe ich den Satz "Menschen mit anderen Ansichten finden das unerträglich und würden dieser neuen Rechten gern den Zugang - in diesem Fall das Hambacher Schloss - sperren lassen!" nicht. Die AfD ist eine demokratisch gewählte Partei. Sie muss sich nicht die Rechte der Demokratiebewegung aneignen, sondern sie ist ebenso ein Teil der Demokratie unseres Staates, wie alle anderen Parteien auch. Es besteht die Möglichkeit, dass demokratisch gewählte Menschen mit einer konservativen, rechten Einstellung es genauso unerträglich sehen, wenn einige wenige Moralisten sich über die anderen stellen und ihnen den Zutritt zu einem demokratischen Denkmal wie dem Hambacher Schloss verwehren wollen.

Jutta Wölk, München

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Quelle:
SZ vom 12.05.2018
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