Glyphosat:Anspruch auf Transparenz

Es sei naiv, von Pestizid- Produzenten zu erwarten, dass sie Gesundheitsrisiken durch ihre Produkte veröffentlichen. Nicht hinnehmbar sei es aber, wenn die Unabhängigkeit von Aufsichtsbehörden unterlaufen werde, meinen Leser.

"Wie die Industrie bei Glyphosat Behörden beeinflussen will" vom 28. März und "Vertrauensvernichtungsmittel" vom 17. März:

Es wäre naiv, von Pestizid- Produzenten zu erwarten, dass sie freimütig und transparent mögliche Gesundheitsrisiken und Umweltbelastungen durch ihre Produkte veröffentlichen. Nicht hinnehmbar ist aber, wenn die Unabhängigkeit von Aufsichtsbehörden klammheimlich unterlaufen wird. Die Öffentlichkeit hat Anspruch darauf zu erfahren, auf Grundlage welcher Daten eine Zulassung erfolgt und welche beteiligten Industriefirmen verbunden sind. Nach wie vor wird nicht untersucht, welche Wechselwirkungen bei der Anwendung unterschiedlich zusammengesetzter Pestizide möglich sind. Ebenso wenig wird empirisch ermittelt, ob in auffälliger Weise Umwelterkrankungen im Umfeld intensiver Landwirtschaft auftreten. Wenn man auf 60 Prozent der Äcker ohne Glyphosat auskommt, scheint es bei 40 Prozent an Fortbildung, Fruchtwechsel und bewährter Bodenbearbeitung zu fehlen. Diese mühsame Mehrarbeit erhält langfristig die Bodenfruchtbarkeit, schützt Grundwasser und Artenvielfalt. Rolf Sintram, Lübeck

Was wurde getestet?

Wie ist es möglich, dass aus den nicht öffentlich zugänglichen Studien auf ein fehlendes Krebsrisiko von Glyphosat geschlossen werden kann, obwohl öffentlich zugängliche Daten aus Sicht der IARC für ein Krebsrisiko von Glyphosat sprechen? Dies scheint das Geheimnis der verantwortlichen deutschen und europäischen Behörden zu bleiben. Hier fehlt eine sorgfältige Analyse der unterschiedlichen Befunde, um diese Widersprüche zu verstehen.

Bei den Kanzerogenitätsstudien stellen sich folgende Fragen: Welche Blutspiegel wurden jeweils in den Studien erreicht? Welchen Einfluss haben die Hilfsstoffe? Wurde auch eine hohe Dosierungsgruppe mit der verkauften Zubereitungsform (einschließlich Hilfsstoffe) getestet? Hilfsstoffe können das Eindringen von Glyphosat in die Zellen und somit dessen Toxizität massiv verstärken; was vermutlich auch für den herbiziden Effekt genutzt wird. Analoge Fragen stellen sich auch für die Untersuchungen zu Effekten auf das Erbgut.

Für ein Herbizid, von dem jährlich alleine in Deutschland mehrere Tausend Tonnen versprüht werden, ist absolute Transparenz zu fordern. Den starken Verdacht lobbyistischer Beeinflussung auszuräumen, dürfte auch im Interesse von Bayer/Monsanto liegen. Wenn die fraglichen Studien so klar lege artis durchgeführt wurden, was spricht dann gegen eine Veröffentlichung? Bei der bekannten Belastung von Mensch und Umwelt durch Glyphosat müssen Bayer/Monsanto und die Politiker das Wohl und Interesse der Allgemeinheit über das Eigentumsrecht der Firma an den Studien stellen. Dr. Peter Ochlich, Schönau

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