Süddeutsche Zeitung

Tipps für den Garten:Richtig gießen

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Pflanzen brauchen Wasser - nur wie viel? Welche Alternativen gibt es zur Gießkanne? Und welche Rolle spielt die Uhrzeit der Bewässerung? Die wichtigsten Ratschläge.

Von Jochen Bettzieche

So mancher Radiomoderator jubelte über das schöne Wetter und freute sich auf den Sonnenschein. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) war es der sonnenreichste März seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1951. Aber eigentlich bestand kein Grund zum Jubeln. Im Gegenteil: Gerade mal 20 Liter Niederschlag fielen pro Quadratmeter, weit weniger als der Referenzwert von 57 Litern.

Gärtnerinnen und Gärtner merken das, richtiges Gießen ist wichtiger denn je. Das hilft nicht nur den Pflanzen, durch trockene Phasen zu kommen, es spart auch Geld. Immerhin 7,6 Liter Trinkwasser verbrauchte jeder Deutsche laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft im Schnitt pro Tag für Bewässerung und Raumreinigung. Das entspricht sechs Prozent seines Bedarfs. Für Garten- und Balkonpflanzen dürfte dieser in den kommenden Jahren steigen.

Wissenschaftler der Universität Cambridge haben mithilfe von Baumringen die Bedingungen der vergangenen 2100 Jahre untersucht: Noch nie waren die Sommer in Mitteleuropa trockener als in den vergangenen Jahren.

"Man muss den Mut haben zu sagen, die Erde ist oben trocken."

Die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) rät daher, sparsam mit dem Trinkwasser umzugehen, und gibt Tipps fürs richtige Gießen. Grundsätzlich gilt: Je trockener die Oberfläche bleibt, je zielgenauer das Wasser in die Erde gelangt, desto weniger benötigen Gärtner. "Man muss den Mut haben zu sagen, die Erde ist oben trocken", sagt Gottfried Röll, Gartenbautechniker bei der LWG.

Viele Gartenbesitzer bewässern falsch, beispielsweise mittags oder abends. Sinnvoll ist aber der frühe Morgen, denn dann ist der Boden noch kühl, und weniger Flüssigkeit verdunstet. Ebenfalls ein häufiger Fehler ist, täglich zu gießen, aber dafür zu wenig. Oft entspricht die Menge gerade mal fünf Litern pro Quadratmeter. Das Wasser gelangt dann nicht weit genug in den Boden und verdunstet zu einem großen Teil. 20 Liter bringen mehr, denn die dringen tiefer ins Erdreich ein. "Man muss dann nur noch ein- bis zweimal pro Woche gießen", sagt Röll - und spart so bis zu 15 Liter pro Quadratmeter und Woche.

Allerdings nimmt der Boden nur zwischen acht und zehn Liter Wasser pro Stunde auf. Die LWG empfiehlt daher zwei Durchgänge mit einer Pause, beispielsweise fürs Frühstück. Gerade bei Gießkanne und Schlauch erkennen Gärtner leicht, wann es genug ist. Wenn der Boden verschlämmt, ist es an der Zeit, zur nächsten Pflanze weiterzuziehen.

Klassische Beregnungsanlagen haben hohe Verluste

Auch ein Blick auf die Wettervorhersage hilft, Wasser zu sparen: Sollten starke Regenfälle eine Trockenperiode ablösen, genügt es oft, abzuwarten oder lediglich so viel Wasser zu verteilen, dass die Pflanzen lange genug durchhalten.

Eine lange bekannte Technik reduziert ebenfalls den Verbrauch, erläutert Röll: "Mulchen hält Wasser im Boden und verhindert Verdunstung." Bei Freizeitgärtnern sei der Ansatz jedoch häufig in Vergessenheit geraten, klagt der Experte und fordert ein Umdenken.

Derzeit rückten alte Sprüche wie "Einmal hacken spart zweimal gießen" wieder verstärkt ins Bewusstsein der Gartenbesitzer, hat Röll beobachtet. "Tatsächlich steigt weniger Flüssigkeit nach oben, wenn man die Kapillarwirkung im Boden durch leichtes Hacken der Oberfläche zerstört." Heißt: Dadurch verdunstet weniger Wasser.

Auch die richtige Gießtechnik hilft. Klassische Beregnungsanlagen haben hohe Verluste, da viel Wasser auf den Pflanzen landet und dort verdunstet, statt in den Boden einzudringen. Schon Gießkanne und Schlauch sind zielgerichteter. Noch besser sind Schwitz- und Perlschläuche mit porösen Wänden. Sparsamer arbeiten Tröpfchenanlagen, sagt Röll: "Damit benötigt man circa halb so viel Wasser im Vergleich zur Gießkanne."

Um Geld zu sparen, haben Gartenbesitzer eine weitere Möglichkeit: Sie verzichten auf Trinkwasser. Stattdessen sammeln sie Regen, der auf dem Dach ihres Gebäudes landet, in Regentonnen oder Zisternen.

Der Experte empfiehlt Blumenkästen mit doppeltem Boden

Vorsicht hingegen ist bei einer anderen Methode angebracht. "Das Entnehmen von Wasser aus oberirdischen Gewässern bedarf nach den geltenden gesetzlichen Bestimmungen grundsätzlich einer wasserrechtlichen Erlaubnis", warnt ein Sprecher des bayerischen Umweltministeriums. Andernfalls wird ein Bußgeld fällig. Sicherheit verschafft hier nur, vorab beim zuständigen Wasserwirtschaftsamt nachzufragen.

Auch Balkonbesitzer können sparen. Röll empfiehlt Blumenkästen mit doppeltem Boden, die über einen Trichter gegossen werden: "Die Oberfläche wird nicht nass, es verdunstet weniger Wasser, das spart bestimmt ein Drittel des Verbrauchs." Zudem gilt: Helle Kunststoffbehälter halten die Feuchtigkeit besser als dunkle und viel besser als Tontöpfe. Denn die lassen Wasserdampf seitlich entweichen.

Angesichts immer häufiger auftretender Trockenheit sollten sich Gartenbesitzer zudem überlegen, wie sie ihre Freifläche gestalten. "Bei kurz gemähtem Rasen verdunstet viel Feuchtigkeit, mindestens sechs Zentimeter Grashalmlänge, eher mehr, sollte man schon stehen lassen", empfiehlt Röll. Noch besser seien Blumenwiesen. Denn dort stehen Pflanzen dicht beieinander, mit unterschiedlichen Höhen. "Da braucht man nur bei langen Trockenperioden zusätzliches Wasser", erklärt Röll.

Er rät zu mehr Mischpflanzungen und Stauden, Silbersommer, Achillea und Herbstastern, beispielsweise. Präriegräser kämen mit trockenen Phasen besser zurecht als heimische. Selbstversorgern empfiehlt Röll eher Paprika und Chili: "Zucchini würde ich in Zukunft weniger anpflanzen, Gemüse wie Pastinake wurzeln tief und können das vorhandene Wasser besser ausnutzen."

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