Fußball:Herz, Seele und das liebe Geld

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Profisport im leeren Stadion beschäftigt Fans und Kritiker wie zu normalen Zeiten: Spielen für die Fernsehshow reiche nicht, auch um die Gunst der Live-Zuschauer sollen sich Klubs wieder kümmern und Solidarität mit ärmeren Vereinen zeigen.

Großer Sieg, großes Geld: Das Team des FC Bayern München feiert den Champions-League-Sieg gegen die Mannschaft von Paris Saint Germain in Lissabon. (Foto: Peter Schatz)

Zu " Ende einer gelebten Utopie" vom 27. August, " Flicks Werk" vom 25. August, " Freispruch von der Superfreundin" vom 21. August sowie zu " Nur ein Sport" vom 14./15./16. August und " Gehälter begrenzen erlaubt" vom 3. August:

Solidarität mit anderen Vereinen

Ob "Hansi Flick im Glück" oder "Flicks Werk", Flicks Kunst ist kein Flickwerk. Das Team macht's! Flick versteht, die verschiedenen Individuen zu einer Mannschaft zu formen. Sie leuchten zu lassen. Er steht im Schatten. Feiert nicht sich. Lobt die Mannschaftsleistung. Fehlt nur die fußballerische Solidarität, dass der reiche Champions-League-Sieger FC Bayern den finanziell bedrohten Fußball-Vereinen unter die Arme greift. Ob dies geschieht?

Harald Dupont, Ettringen

Fans sind keine Betriebspetersilie

Schon richtig: Vielleicht ahnte Karl-Heinz Rummenigge etwas vom Ausgang der Partie Bayern München gegen Real Madrid. Das 8:2 im Viertelfinale der Champions League war in der Tat beachtlich. Ob auch bombastisch, wie er meinte? Das mag dem lippischen Sprachgebrauch geschuldet sein. Ahnungslos indes scheinen er und manch anderer Fußballfunktionär zu bleiben, wenn sie nicht den allmählichen Wandel der Fans in der Krise begreifen. Selbstredend wie eine florierende Bank mit Champions-League-Prämien, TV-Geldern und dem Hantieren mit utopischen Gehältern einen virtuellen Markt zu bedienen, ist das eine. Festzustellen, dass es nicht nur die Ultras sind, die mit leibhaftigem Fußball in den Stadien einen anderen Wettbewerb verbinden, das andere.

Diese und andere Fans haben es satt, in Zukunft weiterhin als Betriebspetersilie bei den Spielen zu fungieren. Wege aus der aktuellen Krise zu einem anderen, leistungsgerechteren und fanbewussten Fußball hat unter anderen der Fußballmanager Andreas Rettig aufgezeigt. Jetzt ist es Zeit, das Thema Profifußball anders zu gestalten als die Herren Infantino und Rummenigge. Als ehemaliger Manager mehrerer Vereine weiß der Kölner Rettig, wovon er redet.

Jochen Baller, Köln

Live-Zuschauer sind wichtig

Der Kommentar "Nur ein Sport" erfreut mich sehr. In dem Kommentar "Der gute Geist des Spiels" vom 18. Juni behauptete Autor Philipp Selldorf noch, dass der Fußball nicht den Fans gehöre, "sondern immer noch den Fußballern". Dieses Mal kommt er zu der richtigen Erkenntnis: "Doch der Glaube, dass ... Fernsehbilder schon ausreichen werden, um das Geschäft aufrechtzuerhalten, war ein Irrglaube." Das Publikum im Stadion ist sogar noch wichtiger als die Fernsehzuschauer, weil es Herz und Seele in den Fußball bringt. Die eher zurückgehenden als zunehmenden TV-Quoten belegen dies.

Artur Borst, Tübingen

Schweizer Gericht gefragt

Ich gratuliere Herrn Kistner zu dem Artikel "Freispruch von der Superfreundin" zur Rolle der kolumbianischen Fifa-Ermittlungschefin Claudia Rojas gegen den Fifa-Boss Gianni Infantino. Der Autor zeigt differenziert auf, wie in diesem Schmierenstück eine Lüge die andere ablöst und die "Superamiga" Rojas darin eine Hauptrolle spielt. Es wird Zeit, dass das Schweizer Bundesverwaltungsgericht Licht in das Dunkel dieses zwielichtigen Milieus mit dem Reinwaschungsversuch von Rojas für Infantino bringt. Dabei erhält die Kolumbianerin Rojas für ihre "ehrenamtliche"(!) Tätigkeit im Fifa-Ethikkomitee 300 000 US-Dollar pro Jahr!

Prof. Dr. Hans A. Bloss, Präsident Deutsch-Kolumbianischer Freundeskreis e. V., Ettlingen

Gutachten soll der DFB bezahlen

Der Vorsitzende des Ethikkomitees des DFB, Thomas Oppermann, möchte also wissen, ob man Fußballer-Gehälter deckeln kann. Für die Klärung der Frage benötigt man ein juristisches Gutachten. Was für ein glücklicher Zufall, dass Herr Oppermann dem Bundestag (und sogar dessen Präsidium) angehört und in dieser Rolle den wissenschaftlichen Dienst des Bundestages in Anspruch nehmen kann. Dem DFB dürfte das mehrere Tausend Euro ersparen; egal: die Steuerzahler übernehmen die Kosten, ohne dass sie sich wehren können! Mag sein, dass das Vorgehen von Herrn Oppermann legal ist, aber es ist meines Erachtens anrüchig. Wieder mal bestätigt sich, dass der deutsche Profi-Fußball sich in all seiner (Selbst-)Herrlichkeit für so systemrelevant hält, dass er Kosten ohne zu zögern (oder auch ohne nur darüber nachzudenken) der Allgemeinheit auferlegt. Dass hier der oberste DFB-Ethiker handelnde Person ist, ist da noch das Sahnehäubchen.

Thomas Bracht, Sprockhövel

© SZ vom 15.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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