Fliegen:Billig - zu Lasten der Beschäftigten

Können sich die Piloten in Passagierflugzeugen eigentlich noch voll auf ihren verantwortungsvollen Job konzentrieren? Einem Leser wird es mulmig, wenn er hört, wie Airlines die Preise drücken.

Gerhard Matzig spricht mir mit seinem Artikel "Adieu, Traum vom Fliegen!" vom 5./6. November aus der Seele. Als vor Jahrzehnten von den Neoliberalen unter Führung der ehemaligen britischen Premierministerin Margaret Thatcher beschlossen wurde, die öffentliche Infrastruktur zu privatisieren, traf es auch Fluggesellschaften, aber auch Flughäfen. Alle wollen und müssen Geld verdienen, so viel, wie es nur geht und das ist das Resultat: Der "Kampf um Quadratmillimeter", wie Matzig die Zustände in den Kabinen treffend beschreibt, und das eher ungute Gefühl als Passagier, ob sich die Piloten, das Kabinenpersonal, die Fluglotsen, die Wartungsmechaniker, ob diese alle sich noch voll auf den verantwortungsvollen Job konzentrieren, wenn ihre Arbeitsplätze und die Arbeitsbedingungen ständig unter Spar- und Reduktionsplänen betrachtet werden.

Denn wie es mit dem bedingungslosen Sparen so ist: Im Wesentlichen geht dies zu Lasten der Beschäftigten und das fördert nicht das gute Gefühl, das man als Passagier gerne hat, wenn man in ein Flugzeug steigt und in mehreren Tausend Metern Höhe herumfliegt. Ob das nicht auch eine Marketing-Strategie wäre zu sagen, bei uns haben Sie ausreichend Platz und wir bezahlen unsere Leute gut, Verspätungen gibt es nur bei schlechtem Wetter, aber dafür müssen wir ein wenig mehr verlangen.

Aber es wird so sein, wie auf den meisten Feldern des Konsums: Wir jammern über die Massentierhaltung und schielen auf die billigen Schnitzel, wir hätten gerne weniger CO₂ und NOX in der Luft, denken aber nicht daran, ein E-Mobil zu kaufen und zu fahren, wir finden die Zustände in Asien bei der Produktion von Kleidung fürchterlich, und greifen dann doch zu den "Schnäppchen" im Kaufhaus. Billiger, immer billiger, noch billiger, und wir merken nicht, dass wir an vielen Stellen des Lebens eher draufzahlen. Ein Paradigmenwechsel täte not. Florian Fischer, München

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