Fleischkonsum:Ökologisch ernähren

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Auf Fleisch zu verzichten, zeugt nach Ansicht von SZ-Lesern von Verantwortungsbewusstsein. Der Vorwurf, sich dadurch moralisch aufwerten zu wollen, sei falsch.

Zu "Das Tier in dir" vom 24./25./26. Dezember:

Verheerende

Bilanz

Ich gehe davon aus, dass der Autor beim Verfassen des Artikels mit kritischen Rückmeldungen gerechnet hat: Der Veganer, der sich über die Verherrlichung des Fleischkonsums aufregt. Tatsächlich finde ich Ihren Text einseitig und die Darstellung von Menschen, die auf Fleisch verzichten, herabwürdigend. Sie zeichnen das klassische Bild der Vegetarier/Veganer, die mit erhobenem Zeigefinger lieber aus Chemikalien bestehenden Analogkäse essen als die Delikatessen, die beschrieben werden.

Dabei geht es vielen Menschen, die auf Fleisch und tierische Lebensmittel verzichten, nicht darum, sich moralisch zu überhöhen. Vielmehr wird der verheerenden ökologischen Bilanz dieser "Nahrungsmittel" und dem unfassbaren Leid der Tiere im täglichen Leben Rechnung getragen. Ich hätte erwartet, dass ein Journalist dies in einem Text ebenfalls tut. Der teilweise ironische Unterton des Artikels ist mir nicht entgangen - leider bin ich der Ansicht, dass er vor allem zulasten der Leser geht, die sich mit ihrem Ernährungsverhalten verantwortungsbewusst auseinandersetzen.

Daniel Rebmann, Tübingen

Eine Frage der Verantwortung

Warum ist Fleischessen eine Frage der Moral? Weil es eine Frage von Verantwortung ist. Ebenso wie SUV fahren oder fliegen nicht nur eine individuelle Entscheidung ohne Konsequenzen für andere ist. Die Charakterisierung von Vegetariern, die ihr Selbstbild moralisch aufwerten und sich gesellschaftlich abgrenzen wollen, trifft auf mich nicht zu.

Ich lebe seit fast 40 Jahren fast vegan, esse nur ein bis zwei Mal pro Woche Fisch (außerdem keinen Einfachzucker, keine tropischen Erzeugnisse, möglichst saisonal) und sonst nichts vom Tier. Ich hatte anfangs Probleme, da ich mich mit dieser Ernährung von meiner Umwelt abgegrenzt habe, und habe keinen moralischen Gewinn dadurch. Doch wenn die Zusammenhänge so klar sind, zum Beispiel dass man für die Erzeugung einer Kalorie Fleisch sieben pflanzliche Kalorien benötigt, die man in Form von Getreide ans Vieh verfüttert, das dreieinhalb Milliarden Menschen ernähren könnte, dass für die Viehzucht der Regenwald abgeholzt wird... Mich überzeugen diese Zusammenhänge, ich möchte mich so wenig wie möglich an diesem Raubbau beteiligen, und es ist kein Verzicht.

Natürlich gibt es Menschen, die ihren Vegetarismus wie ein Podest herumtragen, und einige gerieren sich anfangs wie Missionare. Doch das verliert sich schnell wieder. Dahinter steht ein ernstes Anliegen, das aus dem Bewusstsein von Verantwortung erwachsen ist.

Hermann Woelke, Dortmund

© SZ vom 07.01.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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