Süddeutsche Zeitung

Flächenfraß:Lieber zwei Mal nachdenken

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Das "Streiflicht" vom 18. Juli nahm sich des Volksbegehrens an. Einem Leser missfällt schon die Bezeichnung an sich. Flächenfraß, so schädlich das Wort auch erscheine, sei ein falscher Begriff, schreibt er.

" Dreck im Schachterl" vom 17. Juli:

Ich stimme mit Heribert Prantl überein, dass die Entscheidung des Bayerischen Verfassungsgerichtshofs eine ungute Entscheidung ist, aber ich gebe zu bedenken, dass es relativ einfach ist, die Unterschriften für das Zustandekommen eines Volksbegehren zu erhalten, während es deutlich schwieriger ist, die große Masse davon zu überzeugen, nicht den Mainstream-Weg zu gehen. Wenn die Leute vor Ort es sich gefallen lassen, dass die Landschaft in ihrer Nachbarschaft zubetoniert wird, dann ist es ihre Entscheidung (aktive Einflussnahme ebenso wie passives Nichtstun). Ein Weiteres ist, dass niemand gezwungen ist, in Outlets einzukaufen. Wenn also die ersten Outlets wegen wirtschaftlicher Erfolglosigkeit schließen müssen, dann werden die Verantwortlichen es sich in Zukunft zweimal überlegen, ob sie neue Outlets genehmigen.

Erich Würth, München

Bodenschutz gleich Klimaschutz

Das "Streiflicht" vom 18. Juli hat anlässlich des Urteils des Bayerischen Verfassungsgerichtshofs zur Unzulässigkeit des Flächenfraß-Volksbegehrens in anregender Weise die Begriffe Fressen und Fraß erläutert. Doch Flächenfraß, so schädlich das Wort erscheint, ist ein falscher Begriff. Denn "Fläche", als ein Stück Land oder Ausschnitt der Erdoberfläche, ist weder zerstörbar noch vermehrbar oder verminderbar. Was wirklich zerstört wird, ist der gewachsene Boden, der gerade durch Überbauung versiegelt und vernichtet wird. Boden ist das kostbarste Naturgut, das nicht wiederhergestellt werden kann, und eine unverzichtbare Lebensgrundlage. Er bildet sich nur unter einer dichten Pflanzendecke, was Jahrhunderte dauern kann.

Seit die Menschen zu Landwirtschaft und dauerhafter Siedlung übergegangen sind, müssen sie den Boden zwangsläufig schädigen, und je mehr sie ihre Zahl und/oder Ansprüche steigern, desto größer wird der Bodenverlust und -schaden. Heribert Prantl betont in seinem Kommentar, dass es eigentlich um den Boden geht, und macht damit klar, wie wichtig und dringlich wirksame Maßnahmen zur Verminderung weiteren - und oft unnötigen oder vermeidbaren - Bodenverlustes sind. Bodenschutz ist genauso wichtig wie Klimaschutz.

Prof. Wolfgang Haber, Freising

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Quelle:
SZ vom 06.08.2018
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