Süddeutsche Zeitung

FC Bayern:Eigentore

Der Profifußball stößt mit mancher Interpretation seiner Sonderrechte in der Pandemie weiter auf Kritik.

Zu "Ich sach ma" vom 20./21. Februar, "Mal unter vier Augen" vom 17. Februar sowie zu "Flick wettert gegen Lauterbach", vom 14. Februar an auf sz.de:

Beim FC Bayern München sind die Spieler vermutlich für das Erzielen von Toren verantwortlich, die hohen Funktionäre des Vereins dagegen offenbar für die Eigentore. Aber ich denke, wir haben gesamtgesellschaftlich zurzeit größere Probleme. Oder ist Profifußball "systemrelevant"?

Reinhold Rubner, Nürnberg

Politiker und Virologen raten uns Bürgern zu Recht, aber zu oft nicht nachvollziehbar, in der aktuellen Pandemiezeit von jeder unnötigen Reise ab. Der Osterurlaub fällt ins Wasser. Das gilt jedoch nicht für den FC Bayern; denn der setzt sich über diese Regeln einfach hinweg und flog zum Kurztrip ins Emirat. Dass sich dann auch noch der verantwortliche Pilot an die geltende Ausgangssperre hält und die Maschine mit dem Mannschaftstross nach 21 Uhr nicht losfliegt, versetzte Rummenigge in hohle Phrasen, Fristversäumnis, die Politik habe sie verarscht, ein Wutanfall.

Dass dann in Katar auch noch das Idol Müller positiv getestet wurde, wird von den Verantwortlichen als Betriebsunfall hingenommen. Wird er eben mit einer Extramaschine nach München geflogen, na und, Hauptsache, den Funktionären samt Mannschaft verdirbt im Flieger keiner die Feierlaune; denn mir san mir.

Welche Einreisebestimmungen galten für den FCB? Wurde bei der Einreise ein 48 Stunden alter Corona-Test vorgelegt? Ging der gesamte Tross für 14 Tage in Quarantäne? Dann meldet sich tatsächlich Karl Lauterbach, ein namhafter und kompetenter Gesundheitsexperte, zu Wort. Das geht bei Bayern gar nicht. Also musste sich diesmal Trainer Flick den Sozialdemokraten zur Brust nehmen.

Die Gefahr bei Bayern München geht von Funktionären aus, nicht von der Mannschaft; denn es geht darum, durch Anhäufung von Titeln Geld zu scheffeln, um Abermillionen in neue Spieler investieren zu können.

Wolfgang Schilling, Kösching

Ein äußerst selbstloses und solidarisches Angebot, das Herr Rummenigge da machte. Profifußballer zuerst impfen, um als Vorbilder einen gesellschaftlichen Beitrag zur Impfbereitschaft zu leisten. Wird aber gar nicht nötig sein. Die Impfbereitschaft ist da, nur der Impfstoff nicht. Wir sind Lichtjahre davon entfernt, dass Impfstoff auf Halde liegt und man sich ernsthaft Gedanken machen müsste, wie man Überzeugungsarbeit leisten könnte.

Sicher weiß Herr Rummenigge das. Aber er weiß auch, dass sein eigentliches Anliegen, nämlich Profifußballern einen Vorzug bei der Priorisierung zu verschaffen, irgendwie freundlich verpackt werden muss, um nicht als dreiste Vorteilsnahme und Bevorzugung daherzukommen. Aber genau das wäre es.

Petra Feucht, Riezlern, Österreich

Wieder hat Holger Gertz mit "Ich sach ma" einen ausgezeichneten Essay geschrieben. Dieses Mal über die Fußballersprache. Sein Fazit: Den Fußballstars soll man unbedingt zuhören, sowohl ihrem Reden als auch ihrem Schweigen. Recht hat er. Denn Sprache und Schweigen offenbaren das Wesen des Menschen und der Welt. Hier zeigt sich die Welt des Fußballs offener als auf dem Fußballplatz selbst.

Artur Borst, Tübingen

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SZ vom 09.03.2021
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