FC Bayern:Die zwei Seiten des Uli Hoeneß

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Die Berichterstattung zum Abgang des Bayern-Managers in der SZ war manchen Lesern zu harmlos, einem kam der Fußball zu kurz, einem anderen waren wirtschaftliche Aspekte zu brav dargestellt.

Zu " Das war's. Ich habe fertig. Danke" vom 16./17. November und zu " Uli Hoeneß - fast ein Fürst" vom 15. November:

Eine ganze Seite wird dem Uli Hoeneß in der SZ gewidmet. Aber es taucht kein einziges Mal das Wort Fußball auf, dafür Begriffe wie Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Jahresabschluss, Steuerhinterziehung, "der beste Mann", Schulden, 750 Millionen Euro Umsatz, "hervorragende wirtschaftliche Ergebnisse", Finanzchef, Eigenkapital, Emotionen. Ein kleines Fazit dazu: Es ist unbestritten, dass Herr Hoeneß mit dafür verantwortlich gemacht werden kann, dass der FC Bayern heute so dasteht, wie er dasteht. Unbestritten ist wohl auch, dass der ehemals schöne Volkssport Fußball zu einem knallhart bis ins letzte Eck durchkalkulierten Finanzsport hochgekommen beziehungsweise verkommen ist. Ich habe fertig.

Ben Tax, München

Der Rücktritt von Uli Hoeneß als FCB-Präsident bietet den Mitgliedern künftig die Chance einer Debattenkultur, die Hoeneß als Präsident nie zur Entfaltung kommen ließ. Die ersten Worte als Ehrenpräsident offenbaren sein Verständnis von Mitgliedschaft. Mitglieder haben kein Recht auf Kritik. Wer es dennoch wagt, ist mehr oder weniger ein "Krakeeler". Der Kommentar "Fast ein Fürst" von Lothar Müller über Uli Hoeneß ist ein Beispiel dafür, dass Kritik am FC Bayern meistens in Samthandschuhen erfolgt. Lothar Müller schreibt, dass die sportlichen Erfolge des FC Bayern in den 1970er-Jahren "durch robuste Steuervermeidungstricks befördert" wurden. Dies ist eine Beschönigung des Sachverhalts der Steuerhinterziehung. Hiermit habe ich nur Aussagen der in der SZ im Oktober 2019 erschienen Rezension "Die Wahrheit liegt neben dem Platz" von Jörg Später über das Buch "Gerd Müller oder wie das große Geld in den Fußball kam" wiedergegeben. Diese Steuerhinterziehungen dürften wohl die größte Wettbewerbsverzerrung in der Geschichte des deutschen Fußballs sein.

Artur Borst, Tübingen

Der Mensch und Geschäftsmann Hoeneß hat zweifellos viele Licht- und Schattenseiten. Seine phänomenale Leistung als Manager und Präsident von Bayern München erkennt man aber, wenn man die Wege seines Vereins zum Beispiele mit denen des Hamburger SV oder des VfB Stuttgart vergleicht. Bei beiden Vereinen waren die sportlichen Voraussetzungen und das wirtschaftliche Umfeld ähnlich günstig wie beim FC Bayern. Das Ergebnis ist bekannt.

Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann, Berlin

Ist alles doch ein medienwirksamer PR-Gag, und (fast) alle fallen rein? Uli Hoeneß bleibt weiter der "Mr.-FC-Bayern-München", wird im Gespräch bleiben, dafür wird er ganz alleine sorgen, auch wenn er nicht mehr den Präsidenten-Thron besetzt. Ein echter Rücktritt sieht irgendwie anders aus.

Klaus P. Jaworek, Büchenbach

© SZ vom 04.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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