Fall Magnitz:Eine Attacke und ihre Bewertung

Der AfD-Politiker Magnitz wurde angegriffen. Leser fragen, woher der Hass kommt.

A still image taken from the surveillance recording shows the attack on Alternative for Germany (AfD) politician Frank Magnitz, in Bremen

Mit Waffe, ohne Waffe? Die Attacke auf Frank Magnitz, aufgenommen von einer Überwachungskamera.

(Foto: Reuters)

"Nichts als Abscheu" und "Prügel-Attacke entsetzt Parteien" vom 9. Januar:

Zurück an den Absender

Der Verurteilung des Gewaltverbrechens gegen den Bremer AfD-Landeschef Frank Magnitz und der geäußerten "Abscheu" ist uneingeschränkt beizupflichten. Dass die AfD nun, nicht unerwartet, Schuldzuweisungen Richtung politischer Gegner und Medien äußert, darf allerdings mit dem Hinweis "Zurück an Absender" zurückgewiesen werden. Wer, wie der AfD-Vorsitzende Alexander Gauland, öffentlich Gedanken äußert, unliebsame Personen (auch in diesem Fall eine politische Mandatsträgerin) "entsorgen" zu wollen, hat den denkbar bösesten Impuls für abscheuliche Straftaten geliefert.

Prof. Rüdiger H. Jung, Neuwied

Wer Wind sät

Wenn Matthias Drobinski glaubt, der Tag, an dem ein AfD-Abgeordneter zusammengeschlagen wurde, sei ein besonders schlechter Tag für die Demokratie, dann möchte ich ihn daran erinnern, dass es vorher viele andere schlechte Tage gab: Tage, an welchen die AfD nichts anderes getan hat, als Hass und Zwietracht zu säen. Und die Partei nutzt ohne Umschweife auch den vorliegenden Fall, um die Spaltung der Gesellschaft weiter voranzutreiben. Bei allem Abscheu, den der Angriff auf einen Abgeordneten weckt, muss leider doch auch gesagt werden: Wer den Wind sät, wird Sturm ernten.

Stefan Scholz, München

Halbgare Verurteilung

Der Überfall auf den Bremer AfD-Bundestagsabgeordneten Frank Magnitz ist Anlass zu größter Sorge. Nicht nur, weil hier offenbar politische Extremisten versucht haben, einen politisch Andersdenkenden gefährlich bis lebensgefährlich zu verletzen. Sondern auch weil die Verurteilungen aus der ersten Reihe der Bundespolitik teils äußerst halbgar wirken. So meint der Grünen-Politiker Cem Özdemir darauf hinweisen zu müssen, dass "Hass" nicht mit "Hass" bekämpft werden dürfe - das Opfer also offenbar eine Mitschuld am Überfall trägt. SPD-Chefin Andrea Nahles wiederum leitet ihre Stellungnahme bei Twitter mit der Feststellung ein, dass die AfD "Gegner" einer "toleranten und friedlichen Gesellschaft" sei, distanziert sich also klar vom Opfer. Wie weit sind wir als Gesellschaft gekommen, wenn unsere prominentesten Vertreter Angriffe auf Leib und Leben nicht einhellig in unmissverständlicher Weise verurteilen? Hinweise auf politische Differenzen sind hier völlig fehl am Platze, auch für "Nazis" oder "Gegner der toleranten Gesellschaft" gilt selbstverständlich und ohne jede Einschränkung das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit.

Dr. Sebastian Wien, Bonn

Verlogene Selbstdarstellung

Selbstverständlich ist die Gewalt gegen Frank Magnitz - wie jede andere Gewalttat, gleich von wem und gegen wen - durch nichts zu rechtfertigen und mit der gleichen Konsequenz wie jede andere Straftat zu verfolgen und durch die Justiz zu ahnden. Die Äußerungen von AfD-Chef Alexander Gauland und AfD-Bundessprecher Jörg Meuthen, die sogenannten etablierten Parteien seien durch ihre dauernde Hetze gegen die AfD mit schuld an der Tat, nötigt zu einem zynischen Lächeln: Sind es nicht gerade diese Herren, die die Gewalt, ja sogar die Bereitschaft zum gewaltsamen Umsturz, als Mittel des politischen Kampfes propagieren? War es nicht gerade Gauland noch im August 2018, der Verständnis für einen gewaltbereiten Mob in Chemnitz zeigte und den Tweet seines Kollegen Markus Frohnmaier verteidigte: "Wenn der Staat die Bürger nicht mehr schützen kann, gehen die Menschen auf die Straße und schützen sich selber. Ganz einfach! Heute ist es Bürgerpflicht, die todbringende 'Messermigration' zu stoppen!"? Den gemäßigten Parteien vorzuwerfen, sie hätten den Übergriff auf Magnitz (wenn es denn ein politisch motivierter sein sollte) gefördert, ist nichts anderes als die verlogene Selbstdarstellung in einer nicht existenten Opferrolle.

Alexander Greiner, Lindau

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