Fall Khashoggi:Mord ist Mord

Die Berichterstattung über den ermordeten Journalisten Jamel Khashoggi empfindet ein Leser als pietätlos. Ein weiterer ärgert sich über die Behauptung in einem Artikel, dass auch Fidel Castro in Kuba Morde in Auftrag gegeben hätte.

"Blutige Botschaft" und "Lieber kein Geld aus Saudi-Arabien" vom 20./21. Oktober:

Eine Art ästhetische Kritik

Stefan Kornelius und die um seinen Artikel drapierten Fotos erzählen mir politische Morde als eine Art normales popkulturelles Phänomen, dem - wie in einer Art ästhetischen Kritik des Mordens ausgeführt wird - oft leider "schlüssige Motive" fehlen. Primitive Gründe wie Hass, Rachegelüste, Abschreckung, Allmachtsfantasien sind aus dieser Sicht nicht so okay. Schlüssige, also wirklich gute Gründe: okay. Oder zumindest okayer. Wirklich funktionale Morde: nachvollziehbar. Die Gesamttendenz lautet wie auch im Artikel von Sonja Zekri: Warum regt ihr euch jetzt so auf, das gab es schon immer, und es gab schon vorher genug andere Gründe, sich aufzuregen und Sponsorengelder von Saudi-Arabien nicht anzunehmen. Dann muss noch cool demonstriert werden, dass man/frau das ABC des schwarzen Humors beherrscht: Knochensägengags werden hier zu einem Zeitpunkt gemacht, an dem andere noch trauern. So legt man politische Impulse lahm.

Dr. Konrad Götz, Frankfurt am Main

Verharmlosend

Die einleitenden Ausführungen zu Fidel Castro und Kuba sind im Zusammenhang mit dem Auftragsmord des Journalisten in der saudischen Botschaft nicht nur ärgerlich und schlecht recherchiert, sondern auch ein Hohn angesichts der seit Jahrzehnten bestehenden Blockade durch die USA, die dem kleinen und armen Inselstaat insgesamt mehr als 900 Milliarden US-Dollar an Schäden zugefügt hat (UN-Resolution 72/4 von diesem Jahr). Ganz im Gegensatz zum Verhältnis der USA zu Saudi-Arabien. Fidel Castro hat gegen eines der blutigsten Regimes unter Batista den Sieg 1959 errungen zusammen mit Che Guevara, Camilo Cienfuegos und anderen. Ihm einen Auftragsmord an seinem Freund Cienfuegos ohne irgendeinen Beweis zu unterstellen und lediglich fragwürdige Indizien anzuführen, ohne wenigstens eines zu benennen oder auf eine glaubwürdige Quelle hinzuweisen, entspricht einem politisch motivierten Rundumschlag. Dies relativiert und verharmlost meines Erachtens gleichzeitig den aktuellen Auftragsmord in der saudischen Botschaft.

Prof. Dr. Hannes Wandt,Nürnberg

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