Fahrradwege:Hasenjagd und Planungsprobleme

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Die Ankündigung des Bundesverkehrsministers, bis 2030 ein flächendeckendes Radwegenetz zu schaffen, stößt bei einigen Lesern auf Skepsis. Und wer denkt an die Fußgänger?

Zu " Ein optimaler Radweg wäre drei Meter breit" sowie zu " Kommt in die Gänge!", beide vom 28. April:

Auch im Norden des Landes geht es leider nur schleppend voran. Hamburg hat sich selbst zur Fahrradstadt erkoren und plant leider immer noch so wie vorgestern. Es scheitert am Mindset und dem Willen, wirklich etwas ändern zu wollen. Bis auf ein paar Pilotprojekte, die gelungen sind, aber auch Jahre dauern, wird das meiste immer noch halbherzig angegangen: Hier wird ein Fahrradstreifen auf die Fahrbahn gemalt, da wird ein alter und schmaler Radweg erneuert und begradigt. Bei einer Neugestaltung wird in der Regel den Fußgängern die notwendige Fläche abgerungen.

Es hapert bereits an der Planung: Wer die Leistungsfähigkeit einer vierspurigen Straße erhalten möchte und von innen nach außen denkt, scheitert bei den guten Lösungen für Fußgängerinnen und Radfahrer. Mit dem übrig gebliebenen Platz wird der Konflikt der Vekehrsteilnehmer nur auf die Schwächeren verlagert. Die in vielen Bereichen so schmerzhafte Corona-Pandemie bietet diesem Bereich ungeahnte Chancen: Es sind noch nie so viele Menschen mit dem Rad unterwegs gewesen. Wenn dieses Momentum jetzt genutzt wird, die Menschen mit fahrradfreundlichen Lösungen begeistert werden, kann man sich jahrelange Marketingarbeit und viel Geld sparen.

Natürlich kann diese neue Infrastruktur nicht über Nacht hergezaubert werden, aber wir brauchen pragmatische und schnelle, keine perfekten Lösungen. Wenn das Verhalten der neuen Radfahrer zur Gewohnheit wird, können wir zügig eine ganze neue Radkultur mit all ihren Vorteilen erreichen.

Johannes Bresser, Hamburg

Ich finde es toll, dass jetzt für die Radfahrer ein flächendeckendes Radwegsystem mit einer Mindestbreite von drei Metern gefordert wird. Auch Bundesverkehrsminister Scheuer will bis 2030 ein flächendeckendes Radverkehrsnetz schaffen. So weit, so gut. Aber, jetzt kommt der Haken, wo bleiben wir traditionellen Fußgänger, wer setzt sich für uns ein? Wir werden von den Radfahrern auf den Weg- und Wanderstrecken, und auch vereinzelt von den Autofahrern, ich möchte es fast überspitzt sagen, wie "Hasen" gejagt. Als Meersburger am Bodensee zu Fuß unterwegs, vom "Rebgut Haltnau" nach "Hagnau" beispielsweise, muss man nach vorne wie auch nach hinten vorausschauend gehen, um nicht von sogenannten Rad-Rennfahrern angerempelt oder angefahren zu werden, wie es mir schon passiert ist.

Es wird Zeit, dass "ungebremsten Radfahrern" ein Riegel vorgeschoben wird und auch die Belange der normal gehenden Wanderer beziehungsweise Fußgänger berücksichtigt werden. Dies sollten unsere Politiker, wie auch Verkehrsminister Scheuer, sich zur eigenen Sache machen und die Fußgänger und Wanderer nicht im Regen stehen lassen und nicht immer nur die Verkehrsteilnehmer wie Auto- und Radfahrer im Fokus haben. Und es wird Zeit, dass die Ordnungsbeamten, auch in Städten wie Meersburg, mehr Kontrollen durchführen bei Radfahrern und auch Autofahrern, welche Verbote ignorieren und sich rücksichtslos verhalten.

Peter Lasanowski, Meersburg

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer ist immer für Überraschungen gut. Ob es die Milliarden an Nachforderungen der leer ausgegangenen Mautbetreiber an den Bund, also an uns Steuerzahler, sind, die er zu verantworten hat, es aber nicht will, das "Pushen" der meines Erachtens überflüssigen E-Roller, die Innenstädte vermüllen, oder nun die "tolle" Idee mit dem Fahrradland Deutschland. Ich werde das Gefühl nicht los, dass sich Auto-Lobbyist Scheuer vor den Wahlen im Herbst noch schnell ins "zukunftsweisende" Licht rücken und sich einen schicken grünen Anstrich verpassen will.

Oliver Schulze, Detmold

Bei den tollen Aussichten für Radfahrer denkt anscheinend niemand an die vielen Menschen, die wie ich aufgrund von Alter oder Krankheit gar nicht mehr mit dem Fahrrad unterwegs sein können oder wollen. Ich bin seit eineinhalb Jahren allein, die Einsamkeit in der Pandemie macht mir zu schaffen, aber auf meinen zwei Beinen kann ich relativ ungefährdet unterwegs sein und schone auch das Klima.

Elke Lutz, Holzwickede

© SZ vom 07.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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