„Nichts tun ist am teuersten“, „Hilfe bei Hochwasser, Erdbeben und Vulkanausbrüchen“ und Kommentar „Zeit für eine Versicherungspflicht“ vom 24. Juni, Kommentar „Schwups ist alles vergessen“ vom 8. Juni:
Unversicherbare Schäden
Leider hat die Mehrheit der Menschen beschlossen, dass ein Leben in vermeintlichem Wohlstand heute viel wertvoller ist als ein erträgliches Leben in der Zukunft, sodass es wohl jetzt noch darum geht, den Ausgang des Umweltexperimentes zu ertragen. Wirklich keiner, der es wissen will, kann behaupten, dass er nicht gewarnt worden wäre, doch Bequemlichkeit und die verlockende Aussicht auf ein Paradies haben den klaren Blick vernebelt.
Scharmützel wie die Diskussion über eine Elementarschadenversicherungspflicht gehen am Thema vorbei, denn die Schäden werden mittelfristig so hoch sein, dass weder Versicherungen noch Staaten für sie aufkommen können, da sie sich von Jahr zu Jahr verschlimmern werden.
Bleibt die Frage (die nicht von mir stammt): Muss es eine Minderheit ertragen, wenn eine Mehrheit beschlossen hat, die sich entfaltende Klimakatastrophe zu ignorieren? Ich habe die Frage für mich beantwortet: Ich lebe so, dass ich es vor meinem Gewissen verantworten kann, und ich werde nicht zum Eremiten werden. Es ist an uns allen, die Konsequenzen zu ziehen – mit jedem untätig verstrichenen Tag verfestigt sich die entfaltende Klimakatastrophe und wir werden live miterleben, wie die Evolution voranschreitet (höchstwahrscheinlich ohne die bisherige „Krone der Schöpfung“).
Erich Würth, München
Tücken einer Pflichtversicherung
Ein Versicherungsunternehmen ist kein karitativer Verein, sondern ein auf Gewinnerzielung ausgerichtetes Wirtschaftsunternehmen. Die Prämien müssen also kalkulatorisch sämtliche Kosten, Schadenaufwendungen, Rückversicherungen und Gewinnmargen eines Jahres abbilden, um aus Versicherersicht ein profitables Geschäft sein zu können. Hierzu müssen aber die Risiken hinreichend planbar sein. Schon das sind sie nicht. Es ist eben nicht vorhersehbar, welche Naturkatastrophe sich wann, wo, wie lange und mit welchem Schadenvolumen ereignet.
Bleibt die Lösung, für Elementarschäden
a) die Deckungssumme pauschal zu begrenzen und/oder
b) den Deckungsumfang zu begrenzen, das heißt, die entschädigungspflichtigen Schadenereignisse enumerativ aufzählen oder ausschließen und/oder
c) eine erhebliche Selbstbeteiligung zu vereinbaren. Hier wäre denkbar, pauschal zehn Prozent der Deckungssumme anzusetzen. Diese könnte wiederum reduziert werden, wenn der Versicherungsnehmer nachweist, bestimmte schadenreduzierende Baumaßnahmen durchgeführt zu haben, zum Beispiel die Installation von Rücklaufventilen oder Grundstücksdränagen.
Jürgen Lennartz, Großheide
Steuerfreie Beiträge
Den Betroffenen, die eine Versicherung für Elementarschäden abschließen sollen, wäre schon geholfen, wenn die entsprechenden Versicherungsbeiträge steuerfrei gestellt wären. Der Staat greift ja im Schadensfall darüber hinaus zusätzlich über die Mehrwertsteuer zu, wenn die Versicherung Schäden reguliert.
Dr. Bertram Staudenmaier, München
Grundwasser als Versicherungslücke
Erdbeben und Vulkanausbrüche können die Assekuranzen in Deutschland leicht gefahrlos mitversichern. Dafür decken die Elementarschutzversicherungen in ihrer jetzigen Form längst nicht alle Schäden ab, die durch Wasser entstehen. Laufen die Keller durch ansteigendes Grundwasser voll, muss die Versicherung dafür nicht aufkommen. Was einigermaßen absurd ist. Denn es muss erst mal sehr viel Dauer- und Starkregen vom Himmel kommen, damit die Pegel von unten her ansteigen. Und das geschieht immer öfter. Die meisten Keller an meinem Wohnort sind auf diese Weise vollgelaufen und nicht überschwemmt worden durch übergelaufene Bäche oder Seen.
Manfred Jagoda, Ismaning
Staatliche Aufgabe
Wer die durch Platz- und/oder Starkregen verursachten Überschwemmungen verfolgte, musste feststellen, es gibt dagegen keinen Hochwasserschutz, egal wo es ihn trifft; im Flachland oder im Hügel- oder Bergland. Ob er sich still staut oder sich in reißenden Bächen zu sturzflutartigen Flüssen oder Strömen steigert.
Es ist eine allgemeine Gefahr, von der man (frau) nicht weiß, wann und wo sie eintritt. Das Ausmaß der Schäden ist bis jetzt immer enorm. Nachdem sie aber jeden trifft beziehungsweise treffen kann, muss für alle die gleiche Vorsorge getroffen werden. Schwierig wird es, wenn sich solche Schadenereignisse grenzüberschreitend ausbreiten. Es fehlt denn dann an einer entsprechenden Zuordnung. Deshalb bin ich der Meinung, dass die Vorsorge und die Schadenbeseitigung fest in den Händen des beziehungsweise der Staaten liegt beziehungsweise zu liegen hat. Man kann deshalb von jedem Bürger verlangen, dass er entsprechend seinem in Gefahr kommenden Vermögen eine kollektive Beitragszahlung leistet.
Ludwig Stemmer, München
Rechtzeitig handeln
Ich verstehe es nicht. Die zuständigen Personen wissen alle, was bei Starkregen, viel Wasser, Schlamm und Geröll geschieht. Was wird aber diesbezüglich unternommen? Anscheinend nichts. In Island schafft man es sogar, immer wieder Lava umzulenken. Und wir – das Land mit den superklugen Menschen? Wir bekommen nichts auf die Reihe. Wir sollten rechtzeitig handeln, statt hinterher zu jammern und zu klagen. Leute, der Klimawandel ist seit Jahrzehnten eine wissenschaftlich fundierte Realität. Hört endlich auf, die Problemlösungen ständig den nächsten Generationen zuzuschieben.
Wolfgang Graul, Saarbrücken
Schnelles Vergessen
Ein äußerst treffender Artikel zur Hochwasserkatastrophe von Johanna Pfund. Unter anderem findet die jahrzehntelang andauernde Flächenversiegelung weiterhin in zunehmendem Ausmaß statt und wirksame Schutzmaßnahmen werden von genau den Politikern auf Kreis-, Bezirks-, Landes- und Bundesebene ignoriert, verzögert oder gar verhindert (siehe Ausbau von Poldern an der Donau durch Hubert Aiwanger), die sich jetzt wieder einmal mit Gummistiefeln in den derzeitigen Katastrophengebieten versuchen zu profilieren. Welch ein Hohn! Und die Geschädigten müssen noch dankbar sein, dass ihnen vor Ort wieder einmal alles Mögliche beziehungsweise Unmögliche versprochen wird. Das Hochwasser kam ja wieder einmal rechtzeitig vor einer Wahl und man will ja schließlich wieder für sich oder die jeweilige Partei punkten. Also dann, bis zum nächsten Hochwasser im Sinne von Johanna Pfund: „Schneller als die Flut ist nur das Vergessen“.
Heinrich Schwab, Stockdorf
Hinweis
Leserbriefe sind in keinem Fall Meinungsäußerungen der Redaktion, sie dürfen gekürzt und in allen Ausgaben und Kanälen der Süddeutschen Zeitung, gedruckt wie digital, veröffentlicht werden, stets unter Angabe von Vor- und Nachname und des Wohnorts. Schreiben Sie Ihre Beiträge unter Bezugnahme auf die jeweiligen SZ-Artikel an forum@sz.de. Bitte geben Sie für Rückfragen Ihre Adresse und Telefonnummer an. Postalisch erreichen Sie uns unter Süddeutsche Zeitung, Forum & Leserdialog, Hultschiner Str. 8, 81677 München, per Fax unter 089/2183-8530.