E-Scooter:Vorfahrt für Fußgänger

In Paris sieht man sie schon öfter: Die elektrischen Tretroller werden wohl auch bald in Deutschland auf Straßen und Gehwegen rollen. Viele Leser können sich mit diesem Gedanken noch nicht wirklich anfreunden.

Elektroscooter

Schon jetzt ein Politikum: Viele Leser sehen den Elektroroller als zusätzliche Gefahrenquelle.

(Foto: Paul Langrock/Zenit/laif)

Zu "Gefahrenzone Gehweg" vom 12. April, "Schlechte Zeiten für Autos" vom 6./7. April und "Da rollt was" vom 5. April und "Die Roller kommen" vom 4. April:

Ein Albtraum

Über Nutzen und Notwendigkeit von E-Rollern kann man geteilter Meinung sein. Die Aussicht hingegen, dass sie in Zukunft auch auf Gehwegen mit bis zu 12 Kilometer pro Stunde fahren dürfen, ist für mich ein Albtraum. Zumindest die Gehsteige waren, juristisch gesehen, bisher Reservat der Fußgänger, auf denen man sich einigermaßen sicher fühlen konnte. Als ältere Mitbürgerin habe ich an bestimmten Stellen der Innenstadt mittlerweile mehr Angst vor Fahrrädern als vor (langsam fahrenden) Autos, weil sie lautlos sind und leichter übersehen werden können. Wenn dann die Straßen auch noch voll von E-Rollern sind, kann man als Seniorin wohl nur noch zu Hause bleiben. Müttern mit Kleinkindern, egal, wie sie befördert werden, wird es wohl ähnlich gehen. Meine Hoffnung ruht auf dem Bundesrat, dass er diesen Wahnsinn erkennt und stoppt.

Dr. Regine Böckelmann, Herrsching

Ab auf das Rad!

Anstatt dass sich die Leute selbst bewegen und etwas für die Gesundheit tun, werden zusätzliche Kraftwerke benötigt, die den Strom für den Betrieb der Elektro-Scooter erzeugen. Ich denke da vermutlich zu simpel: Ich fahre Fahrrad, bewege mich dabei, erspare mir das Fitness-Center und den Roller.Erich Würth, München

Weniger Verbote

Ob man wirklich mit E-Rollern auf dem Gehweg fahren muss, sei dahingestellt. Aber auch Fußgänger haben eine Pflicht zur Achtsamkeit. Die Unsitte, einfach ohne zu schauen auf Parkplätzen hinter ausparkenden Autos knapp vorbeizugehen, greift immer mehr um sich. Genauso, wie an roten Fußgängerampeln über die Straße zu gehen. Alles nach dem Motto: Die Autofahrer müssen für mich mitdenken und sind sowieso schuld. Ein achtsames Miteinander, mit gegenseitiger Rücksichtnahme, fände ich erstrebenswerter als immer neue Vorschriften und Verbote.

Rosemarie Fischer, Raubling

Kein Platz mehr

Gut, dass den Trendsettern immer wieder was Neues einfällt. So nennt man ja wohl heute die Menschen, von denen man früher sagte, dass sie nur auf eine Gelegenheit warten, um eine neue Sau durchs Dorf treiben zu können. Jetzt sind die Elektroroller dran. Ja, wir brauchen tatsächlich ein eigenes Fahrzeug für die letzte "Meile". Wobei mir nicht klar ist, ob das ein Rückfall in die vergangenen Jahrhunderte ist, in denen wir die Entfernung in Meilen maßen, oder ob es ein weiterer Kniefall vor dem Verenglischen der deutschen Sprache ist.

Den Weg könnte man tatsächlich auch zu Fuß zurücklegen, aber leider wird ja bald auf den Gehwegen kein Platz mehr frei sein für diese zurückgebliebenen Fußgänger. Bis jetzt haben wir Dinosaurier der Fortbewegung nur mit den Radfahrern zu kämpfen, die rücksichtslos die Fußwege benutzen. Dazu kommen jetzt auch noch die E-Roller. Es glaubt doch nicht wirklich jemand, dass man feststellen kann, wer von denen den Fußweg benutzen darf und wer nicht. Muss man sich da von jedem die Gebrauchsanleitung des Geräts zeigen lassen, um die mögliche Höchstgeschwindigkeit festzustellen?

Josef Sattlegger, Passau

Überflüssig wie ein Kropf

Richtig! Wir brauchen diese Teile - also die Tretroller mit Elektromotor - auf unseren Straßen wie einen Kropf! Unnütz, überflüssig, schädlich, gefährlich! Alle Verkehrsteilnehmer werden darunter leiden: Als Erste die Rollerfahrer selber, wenn sie sich auf der Fahrbahn bewegen. Schon jetzt leben Radfahrer in der Stadt höchst gefährlich - und diese sind wegen der großen Räder noch einigermaßen sichtbar.

Was wird aus den kleinen Fahrern der kleinen Roller, wenn diese zwischen den Autos herumsausen? Die Fahrer von SUV, Lkw und Bussen werden es nicht einmal merken, wenn sie einen davon niedergemacht haben. Auf den Gehwegen sind die Rollerfahrer die vermeintlich Stärkeren, wenn sie mit mindestens dreifacher Gehgeschwindigkeit durch die Gegend brettern. Kinder, ältere Menschen und Handys-vor-die-Nase-Halter werden es nicht so schnell in einen schützenden Hauseingang schaffen und einfach umgesäbelt werden. Ich plädiere dafür, den Artenschutz auch auf eine bestimmte Spezies von Säugetieren anzuwenden, den Homo sapiens. Dieser verfügt neben einer gewissen Portion Verstand über Werkzeuge zur Fortbewegung, die ihn in der Evolution ziemlich unschlagbar gemacht haben: seine zwei Beine, die er abwechselnd voreinanderstellt.

Dr. Gottfried von Aulock, München

Zweifelhafte Artikelflut

Es ist schon auffällig peinlich, mit welcher Artikelflut Sie den E-Scooter promoten. Ich bin sehr erstaunt, denn so etwas hätte ich von einer seriösen Zeitung nicht erwartet. Nun hat der Scooter es sogar auf die Seite 2 geschafft. In einem Ihrer Berichte dazu las ich, E-Scooter sollten unbedingt gesetzlich zugelassen werden, weil das Fahren mit ihnen "Spaß" mache. Seit wann ist das ein journalistisches Kriterium? Manchen Menschen machen illegale Autorennen auf dem Kudamm "Spaß". Sind Sie deswegen auch dafür?

Sigrun Damas, Münster

Neuzeitliche Verkehrsplage

Kaum hat die EU-Kommission entschieden, den Autofahrern die Kontrolle über die eigene Fortbewegung ab 2020 einzuschränken, reitet der Bundesverkehrsminister die nächste Sau durchs Dorf, nämlich den sogenannten E-Scooter. Kürzlich habe ich in Paris sowohl als Autofahrer als auch als Fußgänger diese neuzeitliche Verkehrsplage erlebt. Flink und leise erobern sie Bürgersteige, Bus- und Taxibahnen und das, was für Motorfahrzeuge übrig bleibt.

Weil sie zu schnell für Fußgänger sind, aber auch zu langsam für richtige Fahrzeuge, bringen sie ihre Fahrer und ungeschützte Verkehrsteilnehmer in Gefahr. Selbstverständlich ohne Helm, ohne gelbe Weste (in Frankreich ohnehin politisch belastet) und öfters mit Kopfhörern im Ohr. Und wie sollen die Ordnungswächter ihr Fehlverhalten ohne vorhandene Kennzeichen ahnden?

Jean-Marc Creuset, Korschenbroich

Propeller für den Kopf

Als Fußgängerin glaube ich schon lange, dass die Gefahr, von einem Terroristen erwischt zu werden, deutlich geringer ist als die, dass ein rücksichtsloser Radler einen plattmacht. Werden Herr Scheuers E-Roller-Pläne wahr, muss ich mir wohl Propeller an den Kopf montieren, um durch die Luft dem dann drohenden Chaos auf den Gehwegen zu entkommen. Auch keine wirkliche Lösung.

Ute Heidbrink, Berlin

Hinweis

Leserbriefe sind in keinem Fall Meinungsäußerungen der Redaktion. Wir behalten uns vor, die Texte zu kürzen.

Außerdem behalten wir uns vor, Leserbriefe auch hier in der Digitalen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung und bei Süddeutsche.de zu veröffentlichen.

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