E-Roller:Gedränge auf der Busspur?

Änderungen von Vekehrsregeln finden nie alle Bürger gut. Doch die Kritik an der geplanten Freigabe der Busspuren für vollbesetzte Pkw und Elektro-Roller stößt offenbar mehr als üblich auf.

Zu "Vorfahrt für die Umwelt" vom 17. August und zu "Scheuers Manöver" vom 16. August:

Die Busspuren wurden eingerichtet, um dem öffentlichen Verkehr ein besseres Durchkommen zu ermöglichen. In einem gut besetzten Bus sind schon mal mehr als 50 Personen, die auf diesen Bus gewartet haben und erhoffen, dass sie pünktlich an ihr Ziel gebracht werden. Und jetzt kommt jemand mit dem E-Scooter und bremst den Bus auf Tempo 20 herunter. Haben wir nicht bei der Diskussion um Tempo 30 - immer wieder im Zusammenhang mit Verkehrssicherheit und Lärmschutz diskutiert - gehört, dass es sich die Verkehrsbetriebe nicht leisten können, so langsam zu fahren, weil sie dann die Touren nach dem bisherigen Fahrplan nicht schaffen und mehr Personal und Fahrzeuge brauchen? Wollten wir nicht eigentlich wegen Klimaschutz, Luftqualität und Verkehrssicherheit den Verkehr weg vom Privatauto verlagern, auf den von Herrn Scheuer benachteiligten öffentlichen Verkehr, aufs Rad und die eigenen Füße?

Gunhild Preuß-Bayer, München

Einige der Verkehrsmaßnahmen sind nötig und hilfreich, darunter neben der Rettungsgasse vor allem die vom Fahrradverband ADFC vorgeschlagene Erhöhung der Kosten für Parken an Stellen, an denen Radfahrer gefährdet werden. Meines Erachtens muss auch das Parken an Kreuzungen und Einfahrten teurer werden, und das Zuparken von abgesenkten Bürgersteigen - also alles, wo Radfahrer und Fußgänger, Eltern mit Kinderwagen und Rollstuhlfahrer in ihrer Sicht behindert oder im Weiterkommen blockiert werden. Die Öffnung der Busspuren für weitere Autos ist dagegen meiner Ansicht nach grober Unfug. Da werden dann umweltfreundliche Fahrzeuge mit 50 Passagieren aufgehalten, damit andere mit drei Passagieren sich in die Sonderspur einreihen können. Da, wo es Busspuren gibt, sind sie ja nötig!

Besser wäre es, mehr Innenstädte autofrei zu gestalten, wie es europäische Städte von Oslo bis Sevilla vormachen. Dazu wäre es sinnvoll, Fahrkarten zu verbilligen, eine Einfahrgebühr in die Stadt zu verlangen und Parkplätze zu verteuern, zudem die innere Altstadt mit versenkbaren Pollern abzusichern, sodass nur öffentliche Verkehrsmittel und Anwohner hineinfahren können.

Andrea Heck, Nürnberg

Bundesverkehrsminister Scheuer sollte sich an seinen E-Scooter noch eine Nebelschlussleuchte montieren lassen. Er zündet mit seinen verkehrspolitischen Initiativen meines Erachtens gezielt Nebelkerzen, die verschleiern, dass er wichtige Verkehrsprobleme nicht anpackt.

Er initiiert zum Beispiel nun eine Debatte über Busspuren, dabei wird eine große Zahl von Verkehrsteilnehmern im ländlichen Raum bei der täglichen Autofahrt gar nie mit Busspuren konfrontiert. Sie benötigen vielmehr attraktive Angebote aus dem öffentlichen Nahverkehr, die auch Fahrten in die Metropolen durch geschickte Kombination von Auto, Bus und Bahn erleichtern und so die Großstädte entlasten.

Scheuer lenkt auch vom Koalitionsziel "null Verkehrstote" ab. Experten haben dazu schon seit Jahren nachhaltige Lösungsvorschläge wie den Schutz vor tödlichen Radfahrunfällen beim Abbiegen durch besondere Lkw-Außenspiegel oder die Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen gefordert. Um eine Diskussion über diese Themen scheint sich der Verkehrsminister aber eher drücken zu wollen.

Dr. Stefanie Barbirz, Berlin

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