„Trump kehrt zurück“, „Sie wollen ihn“ und „Geschlossen gegen Trump“, alle vom 7. November:
Die Mär vom Melting Pot
Ich schreibe heute meinen ersten Leserbrief. Oh, Amerika, ich bin aufgewachsen in den Fünfziger- und Sechzigerjahren in einer Kreisstadt in Schleswig-Holstein. In der Schule und im TV bei Peter von Zahn: Aus der Neuen Welt, hörte ich, New York und die USA seien ein melting pot. Ich sehe jetzt, dass das wohl nicht stimmt oder stimmte. Jetzt erscheinen die USA zutiefst rassistisch, frauenfeindlich und undemokratisch. Man staunt und findet es seltsam und schauerlich! Oha, Amerika!
Monika Dittmers, Hamburg
Mit konservativen Werten punkten
Die jüngsten Wahlergebnisse in den USA stellen einen klaren Sieg für Donald Trump dar. Es wird immer deutlicher, dass ein großer Teil der amerikanischen Bevölkerung sich mit den fundamentalen Werten, die Trump repräsentiert, identifiziert. Traditionsbewusstsein und ein stärkerer Fokus auf konservative Werte scheinen für viele Wähler wichtiger zu sein als die Fortschrittlichkeit, die die Demokraten seit Jahren vorantreiben. Es ist nachvollziehbar, dass Trump trotz seiner Fehler und Skandale eine breite Wählerschaft hinter sich versammeln konnte.
Die wachsende Unzufriedenheit mit der aktuellen Regierung, die in weiten Teilen mit einer links-progressiven Agenda und vor allem mit politischen Themen wie LGBTQ-Rechten und Genderfragen verbunden wird, hat viele konservative Amerikaner in den letzten Jahren zunehmend entfremdet. Für einen großen Teil der Wählerschaft wirken diese „Nischenthemen“, wie sie oft bezeichnet werden, wie eine Ablenkung von dringenderen Problemen, die sie betreffen.
Die Demokraten haben sich, trotz ihrer guten Absichten, immer wieder auf Themen konzentriert, die nicht das unmittelbare Interesse der breiten Bevölkerung widerspiegeln. Es ist daher wenig überraschend, dass ein Großteil der Amerikaner Trump als das kleinere Übel wählt. Dieser Wahlausgang zeigt deutlich, dass die USA sich nicht nur in einem politischen, sondern auch in einem kulturellen Umbruch befinden. Die Wahl von Donald Trump zum 47. Präsidenten der Vereinigten Staaten ist ein klares Signal der Wähler, dass sie eine starke Führungspersönlichkeit wollen, die ihre Werte versteht und respektiert.
Michael Ayten, Trier an der Mosel
Persönlichkeit einer Nation
Was bei dieser Wahl verloren gegangen ist, sind drei wichtige Punkte. Erstens: Das Präsidentenamt in den Vereinigten Staaten ist die Position des Gameshow-Moderators in der Regierung. Es war nie als die mächtigste Position gedacht. Der Großteil der Macht in der amerikanischen Regierung liegt in der Legislative. Die Tatsache, dass sich die Medien so sehr auf diese eine Position konzentrieren, zeigt, wie ignorant sie sind, wenn es darum geht, die Bürger richtig über die amerikanische Regierung aufzuklären.
Zweitens: Ging es beim jüngsten Rennen um die Präsidentschaft nicht um Donald Trump und Kamala Harris, sondern darum, ob Leichtgläubigkeit, Ignoranz und streitlustige Selbstgerechtigkeit über Intelligenz, Feingefühl und Selbstachtung siegen würden. Warum hat Ersteres gewonnen? Wenn man sich Amerika und unsere nationale Persönlichkeit, unseren Charakter genau ansieht, ist er der eines Teenagers: leichtgläubig, ignorant und von einer streitlustigen Selbstgerechtigkeit, getrieben von der tiefen Unsicherheit, im Unrecht zu sein. Donald Trump ist die physische Manifestation dieses Teils der kollektiven Persönlichkeit.
Drittens: Zurzeit hat Donald Trump bisher weniger Stimmen erhalten als 2016 oder 2020, was bedeutet, dass weniger als 25 Prozent der amerikanischen Bevölkerung seiner Denkweise folgen. Das bedeutet, dass weitere 75 Prozent diese Denkweise nicht unterstützen.
John Marshall, Hot Springs, Montana, USA
Die großen Drei
Nach dem Zweiten Weltkrieg bestimmten die „Großen Drei 20“ - Harry S. Truman (USA), Josef Stalin (Sowjetunion) und Winston Churchill (Großbritannien) - die Geschicke der Welt, Europas und Deutschlands im sogenannten „Kalten Krieg“. Mitten in den fossilen Kriegen unter anderem in Syrien, dem Irak, in der Ukraine mit Krim, in Israel, Gaza, Libanon, in Jemen und in Iran und vielleicht demnächst auch in Taiwan dominieren jetzt die neuen „Großen Drei 21“ - Wladimir Putin (Russland), Xi Jinping (China) und der neue US-Präsident Donald Trump - das zerstörerische Weltgeschehen in Zeiten von Kriegen und dem Weltklimawandel. Schaffen Sie es wohl gemeinsam, unserer Erde einen dauerhaften Frieden zu schenken und den Weltbürgern ein menschenwürdiges Leben ohne Angst und ständiger Umweltvernichtung zu ermöglichen? Das wäre mein Weihnachtswunsch 2024!
Roland Klose, Bad Fredeburg
Respektlose Wortwahl
Ihre Zeitung hat im Vorfeld der US-Wahlen mehrfach in düsteren Farben die Folgen für Deutschland und die Welt nach einem Wahlsieg Trumps beschrieben. Das war ihr gutes Recht, wahrscheinlich auch ihre Pflicht. Jetzt, da das Ereignis eingetreten ist, legen Sie nach: da ist von der „Scheinwelt“ amerikanischer (Mehrheits-)Wähler die Rede, man möchte sich sogar für vier Jahre „die Bettdecke über den Kopf ziehen“. Solche Wortwahl liegt zumindest an der Grenze des Unprofessionellen. Es handelte sich hier um eine demokratische Wahl - auch wenn einem das Ergebnis nicht passt und man sich Sorgen macht. Die Welt der Herren Kornelius und Freiberger ist offenbar nicht die Welt der Mehrheit der amerikanischen Wähler. Es wäre lohnend sich diese Welt(en) einmal näher anzuschauen, allerdings mit dem gebührenden Respekt. Der in der Wortwahl der Herren durchscheinende Mangel an Respekt könnte ein Ergebnis, wie es hier vorliegt, geradezu befördert haben.
Western von gestern
Neulich habe ich den alten Western „Faustrecht in der Prärie“ wieder angesehen. Darin tritt als Komödiant ein Schauspieler auf, der Shakespeare-Zitate spielt. Er wird geduldet, belächelt und hat mit dem Ausgang der Handlung nichts zu tun. Im SZ-Magazin Nr. 44 haben zwei Intellektuelle geantwortet, dass für die Amerikaner die intellektuelle Elite nicht wichtig ist. Für den „Durchschnittsamerikaner“ gilt immer noch das Faustrecht der Prärie: Wer mehr Patronen in seinem populistischen Revolver hat. Ich muss mein Amerikabild ändern und Europa muss schnell eine Linie finden.
Johannes Hagl, Neuried
Western von heute
Der Ausgang der Präsidentenwahl in US-Amerika passt doch recht gut zu diesem Land! Ich meine damit aber nicht nur vordergründig den Wahlausgang als Ausdruck einer kranken, kaputten, einer kaputt ökonomisierten Gesellschaft, sondern als Ausdruck einer Gesellschaft, die sich von Beginn an einfach genommen hat, was sie wollte, die sich den Weg einfach freigeschossen hat und noch heute freischießt, einst gegen die Indianer, blind und sinnlos schießwütig wie Buffalo Bill gegen viele Tausend Büffel, und heute durch die ökonomische Unterwanderung fremder Gesellschaften über die Kontrolle der Weltwährung, das ist der von unzähligen Dummköpfen so hochgejubelte amerikanische Traum.
Und Trump verkörpert diesen dummen Traum in besonderer Weise. Er ist ein primitiv-brachialer Siegertyp, wie die Menschheit ihn nur alle 100 Jahre einmal hervorwürgt.
Friedhelm Buchenhorst, Grafing
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