Die KanzlerInnen-Frage:Schaulaufen zur Unzeit

Merkels Fußstapfen sind groß. SZ-Leser nennen viele Kandidaten, auch die der im Rennen um den CDU-Vorsitz unterlegenen Herren Röttgen und Merz. Ein Schreiber träumt von einer Doppelspitze im Kanzleramt: Baerbock und Habeck.

Die KanzlerInnen-Frage: SZ-Zeichnung: Karin Mihm

SZ-Zeichnung: Karin Mihm

Zu "Die Fraktion will überzeugt werden" vom 8. April, "Die Uhr tickt", 6. April, "Zwei sind einer zu viel", 26. März, und "Das Martin-Schulz-Syndrom", 15. März:

Weder Laschet noch Söder

Ich frage mich oft, warum sich die Herren Laschet und Söder da als Kanzlerkandidaten überhaupt ins Spiel bringen. Beide sollten gute Arbeit als Ministerpräsidenten der von ihnen geleiteten Bundesländer machen, aber bitte doch nicht Kanzlerkandidat der Union. Für mich ist der "lachende Dritte" Friedrich März, der perfekt auch Kanzler sein könnte. Er bringt eine gute überzeugende Rhetorik mit, hat Ahnung von Wirtschaft, ist argumentativ stark und kann sich in anderen Meinungen (das bringt wohl sein Anwaltsberuf mit sich) gut reindenken.

Er würde auch - so mein Gefühl - manchen Wähler der AfD zur Besinnung bringen und zurückholen. Und gerade angesichts von Kanzlerkandidaten wie Baerbock, Habeck bei den Grünen oder Scholz bei der SPD sollte die Union einen Profi ranlassen, der ein Rot-Rot-Grün eventuell zu verhindern weiß - zusammen mit der FDP - da deren Programme so nun gar keine konstruktive Vision für unser Land erahnen lassen.

Sven Jösting, Hamburg

Doch Röttgen oder Brinkhaus?

Seitdem Armin Laschet durch seine täglichen Auftritte in den Medien zeigt, dass er zu wenig Profil besitzt, um Kanzler zu werden, ist der Hinweis auf Ralph Brinkhaus als möglichen Kandidaten meines Erachtens nur logisch. Des Weiteren bin ich der Meinung, dass Markus Söder lieber bei uns in Bayern Ministerpräsident bleiben soll, da es wenig geeignete andere Kandidatinnen oder Kandidaten in der CSU dafür gibt. Auch wäre es nachdenkenswert, noch einmal über Norbert Röttgen nachzudenken, da er mit seiner Erfahrung, vor allem in der Weltpolitik, ein geeigneter Kandidat ist.

Rudolf Barth, Garmisch-Partenkirchen

Verbotspolitik zieht nicht mehr

In seinem Beitrag "Die Uhr tickt" redet Stefan Kornelius einer auf der Einschränkung von Grundrechten und Verboten beruhenden Gängelung der Bevölkerung das Wort. Eine solche Politik ist weder angemessen (weil nutzlos) noch notwendig (weil es andere, wirksamere Maßnahmen gibt). Kornelius begründet dies damit, dass "die Mehrheit der Bevölkerung" "nach mehr Führung und Härte in der Corona-Politik, so wie sie Merkel durchzusetzen versucht" verlangt.

Nun, nicht immer hat die Mehrheit recht. Wer dies nicht glauben mag, möge sich zurückerinnern an die vergangenen 14 Monate, in denen Verbote und Grundrechtseinschränkungen eben nicht zum Ziel führten. Und dies nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Staaten wie Belgien, in denen weder Ausgangsbeschränkungen noch Reiseverbote dazu führten, dass die Infektionszahlen zurückgingen - ganz im Gegenteil. Und trotzdem versucht man in aller Hilflosigkeit diese nutzlosen Konzepte auch in Deutschland anzuwenden.

Verbots- und regelungsbasierte Politik kann nicht erfolgreich sein, weil sie auf der Prämisse beruht, dass sich die Gesellschaft daran hält. Nun ist es aber so (und auch die Berichte über die Querdenken-Demonstrationen in der SZ beweisen dies), dass ein Teil der Gesellschaft für diese Verbote und Regeln nicht empfänglich ist. Leider ist es genau dieser Teil der Bevölkerung, der mit für höhere Infektionszahlen verantwortlich ist. Und damit ist die verbots- und regelungsbasierte Politik zum Scheitern verurteilt. Ganz im Gegenteil: Je länger sie dauert, desto mehr Menschen werden sich verweigern. Diese Politik ist kontraproduktiv!

Alexander Engel, Brüssel/Belgien

Faire Politik ist nie fehlerfrei

Stefan Kornelius schreibt "Die Bundeskanzlerin droht mit der ultimativen Konfrontation zwischen Bund und Ländern und stellt föderalistische Prinzipien infrage ...". Der Artikel trifft meines Erachtens genau die Probleme unserer Zeit. Eine neue Regierung nach September 2021 wäre gut beraten, eine Inventur des bundesdeutschen Föderalismus beherzt anzugehen. Im Föderalismus geht entscheidend zu viel Zeit verloren für die Schaffung von dringend notwendigen Beschlüssen und Gesetzen. Europäischer Verbund, Bundesregierung und Länderregierungen sind beteiligt. Endloses Diskutieren als Folge der doppelten Blockierung im Föderalismus. Haben wir aus der Sicht der Pandemie und des rechtzeitigen Schutzes der Schöpfung noch genügend Zeit? Nein!

Unsere Bundeskanzlerin sowie ihre Expertinnen und Experten haben sich meines Erachtens bei den Corona-Schutzmaßnahmen und bei der Impfstoffbeschaffung gewissenhaft und fair verhalten; im Gegensatz zu einigen anderen Staaten. Menschen ohne Fehler gibt es Gott sei Dank nicht!

Volker Freiesleben, Köln

Integere Mandatsträger bitte

Wie viele andere Wahlanalysen auch liegt diejenige von Robert Roßmann in "Das Martin-Schulz-Syndrom" neben der Sache. Im Unterschied zu den von ihm und manchen anderen in Erinnerung gerufenen Martin Schulz wurde Armin Laschet noch nie überschätzt. Die letzten Landtagswahlergebnisse liegen nicht unterhalb, sondern im Rahmen des Erwartbaren. Sie zeigen, dass die CDU selbst unter denkbar schlechten Begleitumständen noch eine Zustimmung von rund 25 Prozent erzielt. Das wäre für alle anderen Parteien überall dort, wo sie ohne den Amtsbonus beliebter Regierungschefs antreten, ein traumhaftes Ergebnis.

Die Union verdankt ihre Zustimmungswerte ihrer breiten Verankerung auf allen politischen Ebenen. Umso schwerer wiegt das bekannt gewordene raffgierige Fehlverhalten von Mandatsträgern. Wichtiger als die offene Frage der Kanzlerkandidatur könnte daher die Nominierung evident integerer und gemeinwohlorientierter Persönlichkeiten für den deutschen Bundestag sein. Hier zu allererst wäre Führungskraft der Parteivorsitzenden gefragt.

Prof. Dr. Thomas Krüger, Augsburg

Baerbock, Habeck und Wandel

Als noch nicht festgelegte Wählerin habe ich die Reportage "Zwei sind einer zu viel" über Robert Habecks und Annalena Baerbocks Aspirationen auf die Kanzlerkandidatur mit Interesse gelesen. Beide erscheinen darin als eigenwillige Persönlichkeiten, für die es auch noch ein bisschen Leben neben der Politik zu geben scheint (das ist nicht unwichtig hinsichtlich der Resilienz). Beide stehen für nachhaltige Themen und sie verkörpern den gesellschaftlichen Wandel, der sich unter anderem darin äußert, dass Habeck offenbar nicht dem harten Kerl, Baerbock nicht dem lieben Mäuschen entspricht.

Enttäuscht bin ich über den letzten Absatz des Beitrags, der dann doch noch mal eben zum Ausdruck bringt, wie bestimmt - man könnte auch sagen: hart - Frau Baerbock ihre Tochter zurechtweist. Es ist schon oft kritisiert worden, passiert aber immer wieder, dass Frauen an der Kindererziehung gemessen werden, während diese bei Männern kaum Erwähnung findet.

Es ist doch völlig klar, dass Leute, also Männer wie Frauen, die sich politisch engagieren, bewusst dafür entscheiden müssen, weniger Privatleben zu haben und nur "funktionieren" können, wenn das direkte Umfeld mitmacht. Die geschilderte Szene am Ende ist eine Momentaufnahme, die ja auch der derzeitigen Situation des Home-Office geschuldet ist.

Stefanie Zonouzi, Hamburg

Kanzler im Tandem?

Wer kann bei den Grünen besser Kanzlerin beziehungsweise Kanzler? Diese Frage wird immer wieder gestellt. Für mich ist das Ganze sonnenklar. Es könnten doch beide - Baerbock und Habeck - für das oberste Regierungsamt kandidieren. Ganz einfach. Nach der Wahl ziehen sie dann gemeinsam (!) mit ihren Familien ins Kanzleramt. Platz gibt's dort sicher genug. Und wenn eine(r) der beiden mal ausspannen will oder krank im Bett liegt? Kein Problem, die Vertretung steht allzeit bereit!

Achim Bothmann, Hannover

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